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Run auf Risikoaktiva setzt sich fort ... Daten stützen Erwartungen an EZB

28.11.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2553 (08.08 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2444 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.14. In der Folge notiert EUR-JPY bei 147.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.2022.

Die Nachrichtenpipeline ist als gut gefüllt zu bezeichnen. Bei dem Wort Pipeline denken wir in erster Linie aber an eine Fernleitung für Öl oder Gas.

Auch in den kommenden Wochen werden Pipelines und Tankwagen gut ausgelastet bleiben. Die OPEC wird ihre Fördermenge nicht drosseln, sondern konstant halten. Der 30% Preisrückgang in den vergangenen Monaten hat in der Vereinigung heftige Diskussionen über die zukünftige Förderpolitik ausgelöst.

Schlussendlich haben sich die Länder um Saudi-Arabien durchgesetzt, was in weiter rückläufigen Notierungen mündete. Nach der Verkündung gab der Preis der Nordseesorte Brent deutlich nach und bewegte sich in Richtung der 70 US-Dollar Marke.

Länder wie Russland (durchschnittliche Förderkosten liegen deutlich über 80 USD/Barrel) aber besonders auch OPEC-Mitglied Venezuela könnten bei den derzeitigen Notierungen auf Sicht in die Bredouille geraten. Auch die Schiefergasproduktion bzw. Fracking in den USA rentiert sich bei diesem niedrigen Preisniveau nicht mehr. Die Risse in der Achse Saudi-Arabien/USA könnten sich in den kommenden Monaten deutliche ausweiten.

Russland denkt derweil über eine Reduzierung der Fördermenge nach, bremsen wird die angedachte Kürzung (von 300.000 auf 200.000 Barrel/Tag) den Preis nicht. Es wäre mehr ein symbolischer Akt. Die staatliche Ölfirma Rosneft rechnet derweil mit Notierungen von unter 60 US-Dollar in den nächsten Monaten.

Dieses Ölpreis-Konjunkturpaket freut einerseits europäische Unternehmen und Privatpersonen. Andererseits werden die Verbraucherpreise weiter durch immer fallende Energiepreise gedrückt. Auch heute, wo die wichtigen Verbraucherpreise für die Eurozone auf der Agenda stehen, wird dieses Bild bestätigt. Die schon niedrigen Vormonatswerte sollten nochmals unterboten werden. Die EZB, die diese Daten sehr aufmerksam beobachtet und im Vorfeld der anstehenden EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag einwerten wird, sollte die aus Ihrer Sicht fragwürdigen Entwicklungen in Form von Statements in Richtung Ausweitung ihrer Wertpapierkäufe nutzen.

Der fallende Ölpreis könnte so indirekt die Aktiennotierungen noch weiter treiben. Global bleibt Risikoaktiva gesucht. In Asien und Nordamerika sowie im restlichen Europa zeigen sich die Investoren in Kauflaune.

Der DAX steht nach 11 aufeinanderfolgenden Tagen mit Gewinnen kurz vor dem erneuten Durchbruch der psychologisch wichtigen 10.000 Punkte Marke.

Auch die in den letzten Tagen gesuchten Peripherietitel (Spanien, Italien und Portugal) bleiben heiß begehrt. Frankreich profitiert ebenfalls von dem Run auf Staatsanleihen, die Rendite der 10-Jahres-Titel ist unter die 1,00 Prozent-Schwelle gefallen. Da stören auch fundamentale Warnsignale (Frankreichs Arbeitslosenrate auf Rekordhoch) nicht wirklich. Die Regierung Hollande versteht diese Bewegung als Vertrauen in die Regierungsarbeit.

Fragt sich in Brüssel niemand, ob diese Bewertungslevel noch gerechtfertigt sind? Im Gegenteil, denn den Defizitsündern wird quasi ein Freibrief erstellt.

Auch wenn Frankreich und Italien die Defizitziele laut der eingereichten Haushaltspläne für 2015 nicht erreichen, soll es von der EU keine Strafen geben. Kommissionspräsident Juncker sprach davon, die Sünder nicht zu sanktionieren.

Manche Dinge dürfen sich anscheinend nicht ändern. Warum weitet man nicht die Schwelle der erlaubten Staatsverschuldung von 60% auf 80% aus? Ohnehin hält kein bedeutendes Euroland mehr die 60%-Grenze ein, Sanktionen werden auch nicht ausgesprochen. Warum wird die Realität sportlich ignoriert?

Deutschland hätte mit einer 80%-Defizitgrenze kein Problem. Auch die letzten Daten zeigen einen robusten Arbeitsmarkt, der erfreuliche Tendenzen trotz geringem Wirtschaftswachstum zeigt. Noch nie waren so viele Personen in Arbeit. Der Mindestlohn ab dem kommenden Jahr wird dafür sorgen, dass auch viele Dienstleistungsberufe wieder fair entlohnt werden. Nach dem Einbruch im Vormonat hat sich auch der Einzelhandelsumsatz wieder erholt - der Handel reibt sich angesichts des anstehenden Weihnachtsgeschäfts die Hände. Auch der Gfk-Konsumklimaindex lässt gute Geschäfte erahnen - die Stimmung unter den Konsumenten konnte im Dezember von 8,5 auf 8,7 zulegen und bleibt auf sportlichem Niveau.

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Die Lage in Europa sieht dagegen weniger dynamisch aus - aber auch nicht trübe.

  • Wenig erbaulich zeigte sich die Kreditvergabe mit -1,1 Prozent im Oktober
  • Das Wirtschaftsvertrauen tritt auf der Stelle 100,80 nach zuvor 100,70 Punkte
  • Unternehmensvertrauen Industrie verbessert -4,3 nach -5,1
  • Unternehmensvertrauen Dienstleister unverändert 4,4

Politische Signale aus dem Außenministerium lassen eine leichte Entspannung in der Ukraine erwarten. Die Auseinandersetzung wird sich mit Sicherheit aber in den Winter hineintragen. Deutschland zeigt sich angesichts der ukrainischen Forderungen vorsichtig. Ein Wettrüsten mit dem großen Nachbarn würde nicht zur Deeskalation beitragen. Auch die diplomatischeren Töne Steinmeiers stimmen verhalten optimistisch.

Daraus ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2600 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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