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Robuste chinesische Rohstoffimporte verpuffen

08.12.2014  |  Eugen Weinberg
Energie

Zu Beginn der neuen Handelswoche stehen die Ölpreise weiter unter Druck. Brent fällt am Morgen unter 68 USD je Barrel, WTI unter 65 USD je Barrel. Der Brentölpreis ging am letzten Freitag bereits auf dem tiefsten Schlusskursniveau seit Oktober 2009 aus dem Handel. WTI verzeichnete ebenfalls am Freitag den niedrigsten Schlusskurs seit Juli 2009.

Die Ölpreise profitieren somit nicht von den robusten US-Arbeitsmarktdaten und den ebenfalls kräftigen chinesischen Ölimporten, durch welche sich die Perspektiven für die Ölnachfrage in den beiden größten Ölverbrauchsländern merklich aufhellen. Denn kurzfristig wird die Nachfrage kaum so stark zulegen können, um das im ersten und zweiten Quartal drohende massive Überangebot zu absorbieren.

Ein wesentlicher Beitrag wird dabei vom Nicht-OPEC-Angebot kommen müssen, da die OPEC keinen Beitrag zum Abbau des Überangebotes leisten will. Der Schlüssel hierfür liegt in der Schieferölproduktion in den USA. Noch machen sich die zuletzt deutlich gesunkenen Genehmigungen aber nicht in einem sichtbaren Rückgang der Ölbohrungen bemerkbar. Laut Baker Hughes stieg die Zahl der aktiven Ölbohrlöcher in der letzten Woche sogar leicht auf 1.575, was dem höchsten Niveau seit Mitte November entspricht und nur 2% unter dem Anfang Oktober verzeichneten Rekordniveau liegt.

Weiterhin Rätsel gibt das Verhalten der spekulativen Finanzanleger bei WTI auf. Trotz des dramatischen Preisrückgangs nach der OPEC-Sitzung wurden die Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 2. Dezember um knapp 30 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Sie liegen damit wieder bei fast 200 Tsd. Kontrakten, was ein beträchtliches Korrekturpotenzial impliziert.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt zwar weiter knapp unterhalb von 1.200 USD je Feinunze, nachdem es Ende letzter Woche nach den robusten US-Arbeitsmarktdaten wieder unter diese Marke gerutscht war. Angesichts des auf mehrjährige Höchststände gestiegenen US-Dollar, steigender US-Anleiherenditen und rekordhoher US-Aktienmärkte kann sich Gold jedoch gut behaupten. Eine Rolle dabei könnte die Abstufung des Kreditratings von Italien am Freitag durch die Ratingagentur S&P auf BBB- spielen, was nur noch einer Stufe über Ramsch-Niveau entspricht.

Die spekulativen Finanzanleger an der COMEX in New York haben in der Woche zum 2. Dezember ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um 26% auf 68,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Wert seit 14 Wochen und zugleich der dritte Wochenanstieg in Folge. Somit hat diese Investorengruppe zum Preisanstieg von Gold in den letzten Wochen beigetragen. Noch deutlich stärker als bei Gold - und zwar um 58% - wurden in der Woche zum 2. Dezember die Netto-Long-Positionen bei Silber aufgebaut. Mit 15,6 Tsd. Kontrakten liegen sie auf einem 15-Wochenhoch.

Der Silberpreis ist in der Beobachtungsperiode aber sogar leicht gefallen, was auf eine schwache physische Nachfrage hindeutet. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten allerdings in dieser Zeit Zuflüsse von 28 Tonnen. Dies wiederum spricht für eine nur verhaltene Silbernachfrage aus der Industrie. Solange diese nicht anzieht, dürfte der Silberpreis nicht deutlich zulegen.


Industriemetalle

Der Kupferpreis zeigt sich zum Start in die neue Handelswoche weitgehend stabil bei gut 6.400 USD je Tonne. Er profitiert damit aber nicht von den guten US-Konjunkturdaten Ende letzter Woche - der US-Arbeitsmarktbericht fiel besser als erwartet aus - sowie den abermals sehr festen chinesischen Aktienmärkten. Hierbei dürfte es sich zum Großteil um Umschichtungen aus dem Immobiliensektor und Schattenbankenprodukten handeln, da die Häuserpreise und die Renditen fallen. Entsprechend taugt der chinesische Aktienmarkt derzeit nicht als Indikator für die Realwirtschaft.

Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November 420 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, knapp 6% mehr als im Vormonat. Damit wurden erstmals seit sieben Monaten wieder über 400 Tsd. Tonnen Kupfer in einem Monat eingeführt. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Kupferimporte leicht rückläufig. Deutlich niedriger fielen im November die Einfuhren von Eisenerz aus, die lediglich 67,4 Mio. Tonnen betrugen. Dies war der zweitniedrigste Wert in diesem Jahr und zugleich 13% weniger als im Vorjahr.

Meldungen des Hafenbetreibers von Port Hedland, dem größten australischen Exporthafen für Eisenerz, zu Beginn des Monats ließen bereits auf schwächere chinesische Eisenerzimporte schließen. Offenbar wurde auf Lagerbestände zurückgegriffen, die per Ende November mit 107,6 Mio. Tonnen noch auf einem sehr hohen Niveau lagen. Die Zurückhaltung der chinesischen Händler dürfte mit zum anhaltenden Preisrückgang von Eisenerz beigetragen haben.

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Agrarrohstoffe

Starke Exportdaten haben am Freitag den Preis für Sojabohnen in Chicago um 2,5% in die Höhe getrieben, nachdem vom US-Landwirtschaftsministerium USDA Verkäufe in Höhe von 240 Tsd. Tonnen US-Sojabohnen zur Lieferung an unbekannte Abnehmer gemeldet wurden. Bereits am Donnerstag hatte das USDA für die vorherige Berichtswoche mit 1,18 Mio. Tonnen höher als erwartete Sojabohnenexporte berichtet. Spiegelbildlich zu starken US-Daten meldet China, der wichtigste Kunde für US-Sojabohnen, hohe Sojabohnenimporte. Mit 6,03 Mio. Tonnen wurden im November 47% mehr Sojabohnen eingeführt als im Oktober.

Kumuliert über Januar bis November liegen die chinesischen Sojabohnenimporte gut 12% über der entsprechenden Periode des Jahres 2013. Der Anstieg im November war zum Teil jahreszeitlich bedingt. Beobachter rechnen für Dezember mit neuen Rekordeinfuhren von 7,5 Mio. Tonnen. Dies würde die Importe des Gesamtjahres auf ein Rekordniveau von gut 70 Mio. Tonnen steigen lassen. Am Mittwoch veröffentlicht das USDA neue Prognosen.

Die starke Exportnachfrage nach US-Sojabohnen dürfte sich in einer Abwärtsrevision der erwarteten US-Endbestände 2014/15 an Sojabohnen niederschlagen. Dennoch sind wir für die weitere Preisentwicklung skeptisch, nicht zuletzt, weil bald aus Südamerika neue Ware an den Markt gelangen wird. Alleine für Brasilien wird 2014/15 mit einer Rekordernte von deutlich über 90 Mio. Tonnen gerechnet. Zudem verschlechtern sich die Verarbeitungsmargen in China, da die Preise für Sojamehl im Land nachgegeben haben.




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