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Weidmanns Warnungen, die EZB und Ihr persönlicher Schutzwall aus Gold

14.12.2014  |  Manfred Gburek
Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann war bekanntlich mal einer der engsten Mitarbeiter von Kanzlerin Angela Merkel. Insofern haben seine Aussagen zur Politik der Bundesregierung ein hohes Gewicht. Zum Beispiel diese:

"Die Rente mit 63 zielt nicht nur im Hinblick auf die demografischen Herausforderungen in die falsche Richtung, sie führt auch kurzfristig dazu, dass Arbeitskräfte in den Ruhestand treten, die am Arbeitsmarkt noch gebraucht würden. Der Fachkräftemangel gilt in manchen Regionen Deutschlands bereits heute als Wachstumsbremse."

Das Zitat stammt aus einer Weidmann-Rede vor der "Wirtschaftsinitiative Rhein/Main" am 27. November. Es ist eine leider zu späte Warnung vor dem Desaster, das uns in den kommenden Jahren, ja Jahrzehnten erwartet und mit "demografischen Herausforderungen" nur unzureichend beschrieben ist. Das heißt, die gesetzliche Rente wird überlastet. Das Märchen von den Einwanderern, die sie mit ihren Rentenbeiträgen angeblich vor dem Kollaps retten, ist nur noch besonders naiven Leuten vermittelbar. Ausweichmöglichkeiten in die private Vorsorge stehen allein reicheren Bevölkerungsschichten offen, die primär auf Sachwerte setzen. Und was da sonst noch als Altersvorsorge daherkommt, wie verschiedene Varianten der Lebensversicherung oder die Riester-Rente, wird sich wegen der Geldwert-Lastigkeit als Flop erweisen.

Weidmann hat in der zitierten Rede zumindest teilweise auch auf die Konsequenzen hingewiesen, und die werden für uns alle gravierend sein: "Durch die Alterung und ihre voraussichtlichen Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum werden sich die öffentlichen Einnahmen in Zukunft schwächer entwickeln. Die Ausgaben hingegen werden demografiebedingt steigen. Im Ergebnis werden die öffentlichen Finanzen zunehmend unter Druck geraten. Sie sind ohne Anpassungen nicht dauerhaft tragfähig. Das heißt entweder höhere Abgabenbelastungen oder höhere Schulden." Bei realistischer Würdigung der auf uns zukommenden Lasten müsste man "oder" durch "und" ersetzen.

Folgen wir noch ein wenig Weidmanns Spuren. Denn schon einen Tag nach seiner Frankfurter Rede formulierte er beim "Wirtschaftsgipfel" der Süddeutschen Zeitung in Berlin einige bemerkenswerte Sätze, die zusätzlich zu denken geben: "Zentralbanken gelten heutzutage als die Instanzen im Kampf gegen Finanz- und Schuldenkrisen und Wirtschaftsschwächen generell. Sie werden von manchen sogar als die einzig handlungsfähigen Institutionen angesehen. Die Erwartungen an die Geldpolitik, insbesondere an die europäische Geldpolitik, sind entsprechend hoch."

Das bedeutet nichts anderes, als dass die EZB es richten muss. Mangels einer europäischen Regierung - sehen wir einmal von der EU als bürokratischem Monster ohne Regierungsgewalt ab - übernimmt sie Aufgaben, die ihr in den Maastricht-Verträgen gar nicht zugewiesen wurden. Dass auch fiskalische Aufgaben dazugehören werden, dürften wir schon Anfang 2015 erfahren. Dann wird man in der EZB eine Sprachregelung gefunden haben, die etwa so lauten könnte: Kauf von Staatsanleihen durch die EZB nur, falls sie nicht direkt der Fiskalpolitik einzelner Euroländer dienen. Oder so: Begrenzte Anleihenkäufe, um dem betreffenden Euroland oder einer Gruppe von Euroländern genug Zeit für Strukturreformen lassen.

Im Übrigen sind der Phantasie bei solchen Formulierungen keine Grenzen gesetzt. Die offiziell benutzte englische Sprache verfügt ja über genug interpretierbare Zweideutigkeiten, hinter denen man die als Geldpolitik verkappte Fiskalpolitik verstecken kann. Und was Strukturreformen angeht: Nicht allein die zuletzt als Reformsünder an den Pranger gestellten großen Euroländer Italien und Frankreich neigen zur Reformverschleppung, sondern auch Deutschland - siehe Weidmanns Warnungen.

Während der Bundesbank-Präsident mit seinen Bemerkungen zur Allmacht der Zentralbanken und speziell der EZB eher eine nüchterne Analyse abgegeben hat, ist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, also die Bank der Zentralbanken, in ihrem jüngsten Bericht einen entscheidenden Schritt weiter gegangen: Sie warnt wieder mal vor dem, was die Zentralbanken mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik angerichtet haben, nämlich vor zu viel Geld und zu hohen Schulden; beides läuft im Prinzip auf dasselbe hinaus.

Aber ist es nicht widersprüchlich, dass eine internationale Institution sich auf diese Weise praktisch selbst kritisiert? Wie man's nimmt: Ihr Direktorium besteht aus Vertretern der Zentralbanken, insoweit gibt es tatsächlich einen gewissen Widerspruch. Doch ihre Volkswirte wären schlecht beraten, würden sie die Geldpolitik, die sich am Ende in einem großen Knall entladen könnte, für gut erachten. Widerspruch hin oder her, die Volkswirte werden recht behalten. Die Frage, wann es zum großen Knall kommt, können sie allerdings nicht beantworten.

Immer, wenn es in der Geldgeschichte während der vergangenen Jahrhunderte zu so einer Konstellation kam, erwies sich für die meisten Menschen der rechtzeitige Aufbau eines Schutzwalls als nützlich, bestehend mal aus Gold- und Silbermünzen, mal aus Verträgen und genossenschaftlichen Verbünden, mal aus Wald und Ackerland, mal aus harten Währungen, mal aus Anleihen erstklassiger Schuldner, mal aus Aktien, ja sogar aus Kunst und Antiquitäten - und am besten immer aus einer auf die individuellen Belange abgestimmten Mischung, verbunden mit familiären und freundschaftlichen Beziehungen. Was die familiären betrifft, empfehle ich Ihnen, sich an den Samwer-Brüdern ein Beispiel zu nehmen, deren diesbezüglich positive Seiten - es gibt auch negative - Sie im Buch "Die Paten des Internets" von Joel Kaczmarek nachlesen können.

Dass Ihr Schutzwall aktuell zu einem erheblichen Teil aus Goldmünzen und/oder -barren bestehen sollte, hat an dieser Stelle schon oft gestanden. Heute sei nur noch darauf hingewiesen, dass Gold auch im Hinblick auf die Vorsorge fürs Alter eine wichtige Rolle spielen wird, indem es seine Kaufkraft unter Beweis stellt. Und eine wiederholte Buchempfehlung: "Geheime Goldpolitik" von Dimitri Speck. Darin beschreibt der Autor detailreich, wie der Goldpreis manipuliert wird. In der Geschichte gab es immer wieder Goldpreismanipulationen; am Ende scheiterten sie alle, das wird dieses Mal nicht anders sein. Bis dahin heißt es: Geduld bewahren, denn die Zeit läuft für Sie.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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