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Daten und Nachrichten: Eurozone versus USA 1 : 0 - Marktreaktion Fehlanzeige

15.01.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1772 (07.53 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1728 im Europa-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.65. EUR-CHF oszilliert bei 1.2010.

An der Daten- und Nachrichtenfront gab es gestern einige Überraschungen, die zu Gunsten der Eurozone und zu Lasten der USA ausfielen. Die Marktreaktion auf diese unerwarteten Entwicklungen war jedoch unausgeprägt. Der Euro konnte gegenüber dem USD trotz einer deutlich überverkauften Konstellation (noch) nicht profitieren.

Positiv werten wir für die Eurozone die Rückendeckung des EuGH für die EZB. Damit ist die Handlungs- und Reaktionsfähigkeit der EZB garantiert. Strukturell ist dieser Umstand gerade bezüglich der Erfahrungen aus den Jahren 2010 - 2012 unverzichtbar. Der internationale Krisenmix erfordert kurzfristige Handlungsfähigkeit. Das gilt vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund des Aspekts der hybriden Machtauseinandersetzungen im Rahmen von Wirtschafts- und Finanzkriegen.

Wir freuen uns, dass sich die EU von anderen Parteien in dem Bemühen um eine Lösung der Ukrainekrise abhebt. Die Außenbeauftragte der EU Mogherini schlägt ein Zugehen auf Russland vor. Nach meinem Kenntnisstand vertieft sich die Einsicht in der EU, dass es weit weniger um Demokratie in der Ukraine als um Geopolitik dritter Kräfte geht. Der konjunkturelle Druck, der sich aus dieser geopolitischen Auseinandersetzung ergibt, nimmt täglich auf die EU zu. Auch im Raum Niedersachsen werden die Einschläge diesbezüglich größer und stärker (zuletzt u.a. Transportindustrie).

Spaniens Wirtschaft ist im vergangenen Jahr stärker gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt hat um 1,4% zugelegt. Die letzte nach oben angepasste Prognose der Regierung lag bei 1,3%.

Zusätzlich setzte die Industrieproduktion der Eurozone positive Akzente bezüglich der Erwartungshaltung. Per Berichtsmonat November kam es zu einem Zuwachs um 0,2% im Monatsvergleich (Prognose 0,0%). Mehr noch wurde der Vormonatswert von 0,1% auf 0,3% revidiert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 0,4% (Prognose -0,8%) nach zuvor +0,8% (revidiert von +0,7%). Die Tendenz (Chart) ist dennoch ernüchternd.

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Die Nachrichten und Daten aus den USA konnten nicht überzeugen.

Das gilt vor allen Dingen für das "Beige Book" der Federal Reserve. Der Rückgang der Energiepreise hat sich im November und Dezember unterschiedlich ausgewirkt. Es wurde mehr Konsum ermöglicht (Retail sales sagen etwas anderes! Siehe unten). Das Weihnachtsgeschäft wurde unter anderem im Distrikt Chicago angeschoben, während in Atlanta der Absatz größerer Autos angezogen habe. Die von der Ölindustrie bestimmten Distrikte waren von verringerter Wirtschaftsdynamik betroffen (unter anderem im Öl-Distrikt Dallas). Insgesamt jedoch habe die Wirtschaft weiter zugelegt. Die meisten Bezirke hätten ein bescheidenes bis gemäßigtes Wachstum registriert.

Dieser Rückgang der Konjunkturdynamik, der beschrieben wird, belegt zweierlei. Erstens wirkt sich die Geopolitik auch in Ansätzen in den USA belastend aus. Zweitens wurden die Folgen des Ölpreisabsturzes seitens des Finanzmarkts für die US-Wirtschaft unterschätzt. In der Tendenz sollte das die bereits diskontierte Zinswende in den USA auf der Zeitachse mindestens verschieben.

Die geringere Konjunkturdynamik wurde durch die enttäuschenden USEinzelhandelsumsätze per Dezember trotz des Rückenwinds der rückläufigen Energiepreise unterstrichen. Unerwartet sanken per Dezember die Einzelhandelsumsätze um 0,9% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -0,1%. Mehr noch wurde der Vormonatswert von +0,7% auf lediglich
+0,4% revidiert. Mit anderen Worten ergab sich in den zwei Monaten, in denen die Energiepreise kollabierten eine negative Tendenz der Einzelhandelsumsätze mit einem aggregierten Rückgang um 0,5%.

Das sollte nachdenklich stimmen. Wir verweisen auf den Jahresausblick 2015 mit den kritischen Einlassungen zu den Strukturdaten der USA.

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Auch von Seiten der US-Lagerbestände kommt Gegenwind für ein Zinswende. Per November nahmen die Lagerbestände erneut um 0,2% im Monatsvergleich zu. Dagegen sanken die Absätze um 0,2%. In den letzten vier Monaten sanken die Umsätze dreimal und waren einmal unverändert, während die Lager weiter aufgebaut wurden. Das ist ungesund! Das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz verharrte bei 1,31 Monatsumsätzen und bewegt sich damit auf dem höchsten Niveau seit 2010.

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Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2100 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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