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Schieferölboom in den USA bekommt Kratzer

19.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis eröffnete die neue Handelswoche bei 50 USD je Barrel. Durch den Preisanstieg um 5% am Freitag schloss Brent erstmals seit acht Wochen eine Handelswoche nicht im Minus ab. Gleiches gilt für WTI, welches am Morgen bei 48 USD je Barrel handelt. Daraus eine Trendwende abzuleiten halten wir jedoch für verfrüht. Zwar sieht die Internationale Energieagentur Anzeichen dafür, dass das niedrige Preisniveau den Schieferölboom in den USA abzubremsen beginnt. Aktuelle Zahlen von Baker Hughes bestätigen dies. Demzufolge ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA in der letzten Woche um 55 gefallen, nachdem sie schon in der Woche zuvor um 61 zurückging.

Beides entspricht dem stärksten und zweitstärksten Wochenrückgang seit 24 Jahren. Im Oktober letzten Jahres hatten die Ölbohrungen ihr Rekordhoch erreicht, sind danach aber in 11 von 14 Wochen auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2013 gefallen. Mit gewisser Verzögerung dürfte auch die (Schiefer-)Ölproduktion nach unten folgen. Kurzfristig ändert dies jedoch nichts am beträchtlichen Überangebot. Zwar hat die IEA ihre Schätzung für den Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr um 300 Tsd. auf 29,2 Mio. Barrel pro Tag erhöht, wofür in erster Linie ein geringerer Anstieg des Nicht-OPEC-Angebots verantwortlich zeichnet.

Im 2. Quartal dürfte aber noch immer ein Überangebot von gut 1,5 Mio. Barrel pro Tag bestehen, wenn die OPEC ihr Produktionsziel einhält. Dieses könnte sogar überschritten werden. So produziert der Irak derzeit 4 Mio. Barrel Rohöl pro Tag, was ein Rekordniveau bedeutet. Die irakischen Ölexporte sollen in diesem Jahr laut dem Ölminister des Landes auf 3,3 Mio. Barrel pro Tag steigen.


Edelmetalle

Während der Goldpreis mit 1.280 USD je Feinunze am Freitag auf den höchsten Stand seit Anfang September gestiegen ist und auch der Platinpreis mit über 1.270 USD je Feinunze so hoch wie seit Oktober nicht mehr war, ist der Palladiumpreis erneut massiv unter Druck gekommen. Dieser markierte ein 3-Monatstief bei 746 USD je Feinunze und ist damit allein seit Dienstag um rund 8,5% gefallen. Eine fundamentale Erklärung für den Preisrutsch erscheint aktuell schwer. Denn der größte Abnehmer für Palladium, der Autosektor, präsentiert sich in einem exzellenten Zustand.

Nicht nur in China wurden im letzten Jahr mit knapp 20 Millionen Stück so viele PKWs wie noch nie in einem Land zuvor in einem Jahr verkauft. Auch in der EU wurden trotz der anhaltenden Konjunkturschwäche 12,55 Mio. PKWs bzw. 5,7% mehr als im Vorjahr zugelassen. Der massive Preisverfall bei Rohöl und damit auch bei Benzin und Diesel sollte die Autokonjunktur auch zukünftig unterstützen. Vielmehr dürfte Palladium in den Abwärtssog der Industriemetalle geraten sein, welche fast die gesamte letzte Woche unter Abgabedruck standen.

Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben dabei wohl eine Rolle gespielt. Das fundamentale Umfeld bei Palladium bleibt unseres Erachtens hingegen sehr günstig und unterstützt den von uns erwarteten Preisanstieg im Jahresverlauf. Denn neben der hohen Nachfrage bleibt der Produktionsausblick gedämpft. Wir halten den Preisrückgang für übertrieben und rechnen mit einer raschen Erholung auf über 800 USD je Feinunze.

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Industriemetalle

Die Metallpreise liegen zum Wochenstart nur leicht im Minus und zeigen sich damit relativ standhaft gegenüber dem Kursrutsch an Chinas Börsen. Der CSI 300 ist um knapp 8% gefallen. Grund hierfür ist unter anderem das Vorgehen der chinesischen Börsenaufsichtsbehörde gegen drei der größten Aktienhändler des Landes. Diese dürfen für drei Monate kein Neugeschäft im Margen-Handel und mit Wertpapierleihen annehmen, nachdem es dort zu Unregelmäßigkeiten gekommen war. Daneben wurden erneut schwache Daten zum chinesischen Immobilienmarkt veröffentlicht.

Wie das Nationale Statistikbüro gestern berichtete, sind die Hauspreise für Neubauten im Dezember im Jahresvergleich in 65 von 70 in der Statistik erfassten Städten gesunken. Der Immobilienmarkt bleibt damit weiterhin die Achillessehne der chinesischen Wirtschaft. Morgen früh werden die BIP-Daten zum vierten Quartal veröffentlicht. Es besteht die Gefahr, dass das Wachstumsziel von 7,5% für das Gesamtjahr 2014 verfehlt wird.

Die spekulativen Finanzinvestoren bleiben Kupfer gegenüber weiter pessimistisch eingestellt. Wie die CFTC-Daten zur Marktpositionierung zeigten, bestehen bei Kupfer an der COMEX in New York mittlerweile seit 17 Wochen in Folge Netto-Short-Positionen. An der LME haben sich die spekulativen Finanzinvestoren zuletzt ebenfalls merklich zurückgezogen. Neue Daten hierzu werden morgen veröffentlicht. Im Gegensatz zu den Daten der CFTC wird der Preisrutsch bei Kupfer von Mitte letzter Woche in den jüngsten LME-Daten berücksichtigt sein.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Paris nähert sich wieder der Marke von 200 EUR je Tonne, die er in der zweiten Dezemberhälfte vorübergehend hatte überwinden können. Die Schwäche des Euro begünstigt die seit Langem robuste Exporttätigkeit weiter. In der letzten Berichtswoche konnte an die starken Daten vor der feiertagsbedingt schwachen Zeit rund um den Jahreswechsel angeschlossen werden. Kumuliert liegen die EU-Weizenexporte seit Saisonbeginn weiterhin sogar leicht über der Rekordmenge der Vorsaison.

Dagegen hat der US-Weizenpreis seit der Preisspitze vor einem Monat fast 20% verloren und kostet derzeit nur noch gut 532 US-Cents je Scheffel. Denn der starke US-Dollar verschärft den Druck, der derzeit von der weltweit hohen Verfügbarkeit an Weizen ausgeht. Allerdings rechnen wir bald auch mit einer Erholung des US-Weizenpreises, wenn der Blick verstärkt auf eine nicht mehr ganz so komfortable Versorgungslage in der Saison 2015/16 gerichtet wird.

Das Analysehaus Informa Economics reagiert auf die seit dem Spätherbst schlechtere relative Preisentwicklung von Sojabohnen im Vergleich zu Mais, indem es die erwartete US-Sojabohnenfläche 2015 leicht nach unten, die Maisfläche dagegen leicht nach oben anpasst. Es bleibt aber dabei, dass die Sojabohnenfläche in den USA zulegen soll, während die Maisfläche das dritte Jahr in Folge rückläufig sein soll.




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