Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Griechenland- und Ukraine-Krise im Fokus

11.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die US-Energiebehörde EIA geht weiterhin von einer steigenden US-Rohölproduktion aus. Im Jahresdurchschnitt 2015 soll sie bei 9,3 Mio. Barrel pro Tag liegen, im Jahresdurchschnitt 2016 bei 9,52 Mio. Barrel pro Tag. Gegenüber der Prognose im Vormonat ist dies eine marginale Abwärtsrevision um 10 Tsd. Barrel pro Tag. Das Produktionswachstum ist damit aber deutlich geringer als in den letzten Jahren, als die US-Ölproduktion pro Jahr um ca. 1 Mio. Barrel pro Tag stieg. Im dritten Quartal 2015 soll die US-Ölproduktion leicht sinken, bevor sie im vierten Quartal 2015 wieder zu steigen beginnt.

Der starke Rückgang der horizontalen Ölbohrungen seit Jahresbeginn hätte eine ausgeprägtere Delle erwarten lassen. Allerdings liegt der Prognose der EIA die Annahme zugrunde, dass sich die Ölpreise merklich erholen. Für 2015 rechnet die EIA mit einem durchschnittlichen WTI-Preis von 55 USD je Barrel, für 2016 von 71 USD je Barrel. Auch die Internationale Energieagentur sieht die US-Ölproduktion langfristig weiter im Aufwärtstrend. Bis 2020 soll das US-Ölangebot um 2,2 Mio. auf 14 Mio. Barrel pro Tag steigen, wobei der Großteil des erwarteten Anstiegs auf Schieferöl entfällt.

Laut IEA wird die Angebotsexpansion durch den Preisrückgang lediglich unterbrochen, jedoch nicht beendet. Kurzfristig sieht die IEA allerdings Bremsspuren, was sich in einer Abwärtsrevision beim Nicht-OPEC-Angebot und einer entsprechenden Aufwärtsrevision des Bedarfs an OPEC-Öl auf 29,4 Mio. Barrel pro Tag niederschlägt. Das sind immerhin 500 Tsd. Barrel pro Tag mehr als vor zwei Monaten.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern seine anfänglichen Gewinne wieder abgegeben, nachdem die Aktienmärkte in positives Terrain drehten, der US-Dollar aufwertete und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen anzog. Letztere überstieg erstmals seit Anfang Januar kurzzeitig die Marke von 2%, was die Opportunitätskosten von Gold erhöhte. Der Preis fiel daraufhin bis auf gut 1.230 USD je Feinunze und handelt heute Morgen nur leicht höher.

Der Preisrückgang gestern ging mit moderaten Abflüssen aus den Gold-ETFs einher - die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden um 1,6 Tonnen abgebaut. Dies war der erste Tagesabfluss seit fünf Handelstagen, war aber nicht auf die großen ETFs zurückzuführen.

Das Geschehen am Goldmarkt dürfte heute im Wesentlichen durch die Politik bestimmt werden. Denn zum einen finden in Minsk Gespräche über ein Friedensabkommen in der Ukraine statt. Sollte kein Abkommen unterzeichnet werden, könnten weitere Sanktionen gegen Russland und möglicherweise Waffenlieferungen der USA an die Ukraine die Folge sein, was die geopolitischen Risiken deutlich erhöhen würde.

Zum anderen kommen in Brüssel die EU-Finanzminister zu einem außerordentlichen Treffen zusammen, um über Griechenland zu beraten. Das Land strebt anscheinend eine Überbrückungsfinanzierung bis zu einem neu verhandelten Hilfsprogramm im Sommer an - ein Vorschlag, den der deutsche Finanzminister Schäuble gestern kategorisch ablehnte. Das Treffen der Finanzminister beginnt um 17:30 Uhr. Ohne eine Einigung droht Griechenland in wenigen Wochen zahlungsunfähig zu werden.


Industriemetalle

Sorgen über disinflationäre Tendenzen in China - im Januar stiegen die Verbraucherpreise nicht so stark wie erwartet, während die Produzentenpreise deutlich nachgaben - sowie die spürbar gefallenen Ölpreise führten gestern bei den Industriemetallen zu Abgabedruck. Der LME-Industriemetallindex fiel um 1,7% auf ein 10-Tagestief. Dabei verzeichneten alle Metalle Verluste.

Zinn fiel erstmals seit August 2012 vorübergehend unter die Marke von 18.000 USD je Tonne. Seit Jahresbeginn steht mittlerweile ein Verlust von 6,2% zu Buche, nachdem der Preis schon im letzten Jahr um 13% nachgab. Wie Daten des Handelsministeriums zeigten, hat Indonesien im Januar 6.770 Tonnen Zinn exportiert. Dies waren zwar 34% weniger als im Vormonat, aber 47% mehr als im Vorjahr.

Die indonesischen Zinnexporteure werden sich in den nächsten Tagen mit dem Gouverneur der Provinz Bangka Belitung, die für den Großteil der indonesischen Zinnproduktion steht, treffen, um einen vorübergehenden Stopp von Zinnexporten zu diskutieren. Im Gespräch ist ein Exportmoratorium von mindestens zwei Monaten, um die Preise zu unterstützen. Laut Aussagen des Verbands der indonesischen Zinnexporteure müssen alle Zinnexporteure ein solches Moratorium mittragen, damit es erfolgreich ist.

PT Timah, der größte Zinnproduzent, hält ein Moratorium aber derzeit für das falsche Instrument. Zuletzt wurden Ende 2011 die Ausfuhren gestoppt - das selbst auferlegte Exportverbot hielt aber nur zwei Monate. Sollte es zu keiner Einigung kommen, dürfte der Zinnpreis kurzfristig weiter fallen.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hob gestern seine Prognose für die globale Weizenproduktion 2014/15 ein weiteres Mal an. Bei Kasachstan, der Ukraine, Argentinien und der EU wurden jeweils zwischen 0,2 bis 0,5 Mio. Tonnen aufgeschlagen. Daher soll die Weltproduktion nun 725 Mio. Tonnen betragen. Allerdings wurde die Nachfrage etwa ebenso stark angehoben, so dass sich an der Marktbilanz wenig ändert. Dennoch korrigierte das USDA die globalen Endbestände um 1,9 Mio. Tonnen nach oben, vor allem weil die Bestände zu Beginn der Saison 2014/15 um 1,7 Mio. Tonnen höher lagen.

Die Weizenpreise reagierten gestern wegen der höheren Endbestände mit Abschlägen auf den Bericht. In Chicago gaben sie um 1,5%, in Paris um 1,2% nach.

Auch der Maispreis erhielt einen Dämpfer. Durch höher als bisher geschätzte Maisernten in der Ukraine und Argentinien machte das USDA seine Abwärtskorrektur der globalen Maisproduktion aus dem Vormonat fast vollständig rückgängig. Auch hier wird aber die Nachfrage nun höher angesetzt - unter anderem der Verbrauch von Mais in der US-Ethanolproduktion. Diese hatte sich trotz der niedrigen Ölpreise über den Winter auf recht hohem Niveau gehalten und zu einem starken Anstieg der US-Ethanolvorräte beigetragen. Es ist daher fraglich, ob diese Entwicklung nachhaltig ist. Der Sojabohnenpreis profitierte nicht von einer leichten Abwärtsrevision der globalen Endbestände 2014/15.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"