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Akropolis adieu? - ZEW Indices setzen positive Akzente - Konjunktur in Russland

18.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1397 (07.57 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1338 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.0670.

Eine Entspannung ist bei der griechischen Tragödie bestenfalls in schwachen Umrissen erkennbar. Die Situation ist bisher von latenter Eskalation geprägt. Auch die milden Töne von Herrn Varoufakis am gestrigen Abend ändern daran wenig. Damit bieten sich bestenfalls milde Hoffnungswerte.

Die gestrigen Einlassungen von Herrn Tsipras stehen für sich und sind ein Stück weit Atem beraubend:

"Herr Schäuble hätte seine Haltung verloren, indem er sich über Griechenland negativ äußerte."

Herr Tsipras, Herr Schäuble tat nichts dergleichen, Ihre Ausfälle gegenüber Deutschland sind jedoch mindestens "sportlich!"

"Herr Schäuble sollte kein Mitleid mit Menschen haben, die mit erhobenen Haupt gehen." Setzt ein erhobenes Haupt nicht voraus, dass man die Konsequenzen des eigenen Handelns trägt?

"Geldgeber bitten Griechenland um einen Kompromiss: Wir antworten ihnen, dass wir nicht in Eile sind und keinen Kompromiss eingehen werden." Hier wird nicht eine Bitte ausgesprochen, sondern es wurden und werden Angebote gemacht. Geldgeber bitten nicht, Schuldner schon!

"Wir planen ein Gesetzespaket, das darauf abzielt, die Deregulierung des Arbeitsmarkts zu beenden." Das ist der Schlag in das Gesicht der jungen Generation und bedient eben das System der Vorteilnahme - Chapeau Herr Tsipras!

"Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Regierung und griechischem Volk darf nicht unter den Interessen der Gläubiger leiden." Aber 320 Millionen Menschen der Eurozone sind für Griechen irrelevant?

"Wir werden uns nicht erpressen lassen!" Nein mit Erpressung hat das nichts zu tun. Sie treffen Entscheidungen, so wie es die Demokratie in Athen gebietet. Und die anderen Regierungen in der Eurozone leben ihre eigene Verantwortung.

"Wir wollen keinen Bruch, uns geht es um eine tragfähige Lösung." Sie wollen keinen Bruch, Sie wollen keinen Kompromiss, Sie wollen also diktieren ….

"Die provokative Erklärung der Eurogruppe zeigt, dass es bestimmte Kreise in der Eurozone gibt, die die griechische Regierung untergraben wollen." Die Finanzminister haben Ihnen gegenüber eine recht homogene Position Herr Tsipras!

Tsipras macht deutlich, dass aus seiner Sichtweise heraus nur Griechenland die Bedingungen diktieren kann. Verträge sind null und nichtig. 10 Mio. Griechen, bestimmen quasi, was 320 Mio. Menschen der Eurozone für Griechenland zu zahlen haben? Das ist ein "sportliches" Demokratieverständnis bezüglich der Eurozone!

Wieviel Respekt zollt Herr Tsipras damit den Spaniern, den Iren und den Portugiesen, die sich an Regeln hielten und halten und jetzt von Griechenland zur Kasse gebeten würden, wenn Griechenland sich durchsetzen könnte?

Die explizite Infragestellung des gesamten Systems der EU und der Eurozone wird hier von Herrn Tsipras forciert.

Fakt ist, dass dank der neuen Regierung die IWF-Wachstumsprognose Griechenlands von 3% per 2015 und die damit einhergehende Reduzierung der Staatsverschuldung in % des BIP längst Makulatur sind. Griechenland hat durch diese unselige Entwicklung das vierte Quartal 2014 und das erste Halbjahr 2015 konjunkturell, sozial und haushaltstechnisch verloren.

“Chapeau” Herr Tsipras, “Chapeau” Herr Varoufakis. Wollten Sie nicht für Wachstum sorgen? Verspielen Sie nicht gerade die konjunkturelle und in der Folge die zukünftige soziale Ernte der massiven Reformpolitik der Vorgängerregierung (siehe Strukturdaten aus Jahresausblick)? Sie produzieren Rezession, mehr soziales Ungemach und als Folge eine destruktive Haushaltspolitik!

Was sang Mireille Mathieu noch 1971? Akropolis, adieu, ich muss gehen …

Aus Insiderkreisen um die EZB herum verlautet, dass diese Woche mit einer Neuausrichtung der Notfallkreditvergabe an griechische Banken nicht zu rechnen ist. Das Regelwerk der EZB macht bei einer Fortsetzung der Erosion der Einlagenbasis der griechischen Banken jedoch eine Neuausrichtung in zeitlicher Nähe zwingend erforderlich.

Der ZEW-Sentimentindex legte per Februar von zuvor 48,4 auf 53,0 Punkte zu. Damit markiert der Sentimentindex den höchsten Stand seit Februar 2014.

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Der Lageindex verzeichnete einen markanten Anstieg von zuvor 22,4 auf 45,5 Zähler. Hier wurde der höchste Wert seit Juli 2014 erreicht.

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Die Tatsache, dass hier Finanzmarktteilnehmer befragt werden, nivelliert die Aussagen des Index ein Stück weit. Die Reaktionen der Realwirtschaft (IFO-Index) wirken grundsätzlich ausgewogener.

Der NY Fed Manufacturing Index verfehlte per Berichtsmonat Februar mit 7,78 Punkten nach zuvor 9,95 Zählern die bei 8,50 angesiedelte Konsensusprognose. Der Auftragsindex brach von 6,1 auf 1,2 Punkte ein, während der Beschäftigungsindex von 13,7 auf 10,1 Zähler sank.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass die positive Konjunkturdynamik tendenziell rückläufig ist.

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Nachdem die Ukraine konjunkturell massiv erschüttert ist und das Thema "Failed State" bezüglich der inneren Spaltung und der desolaten Konjunktur- als auch Strukturlage diskutabel ist, werfen wir einen Blick auf Russland, dass von den Sanktionen des Westens im Mark getroffen sein soll.

Bevor wir die Daten näher erörtern, erlauben wir uns, darauf zu verweisen, dass die "Shanghai Corporation" Konsequenzen zieht. Erst flog Alsthom aus dem 242 Mrd. USD Projekt der Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Moskau-Peking, jetzt stornierte Indien einen 200 Mrd. USD Auftrag für französische Kampfflugzeuge zu Gunsten des russischen Angebots. Gegen wen wirken eigentlich die westlichen Sanktionen?

Die Industrieproduktion legte per Januar im Jahresvergleich um 0,9% nach zuvor +3,9% zu. So sieht keine Rezession oder gar Depression aus.

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Heute werden weitere Konjunkturdaten Russlands veröffentlicht, die an dieser Stelle morgen gewürdigt werden.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.1200 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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