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Stimulus? Wie QE Deflation fördert

09.03.2015  |  James West
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Auf eine Phase der Stagflation folgend, beginnt die monetäre Deflation (der Vorläufer ökonomischer Stagflation) die Preisdeflation voranzutreiben. Die Güterpreise beginnen zu sinken - im Wettbewerb um die abnehmenden Dollars sehen sich die Produzenten veranlasst, die eigenen Warenbestände zu verschleudern, um selbst liquide zu bleiben.

Wenn dieser Trend an Nachhaltigkeit gewinnt, schieben die verbleibenden Käufer schließlich ihre Ausgaben auf, weil sie zu Recht darauf spekulieren, dass die Preise zukünftig weiter sinken werden. Das verstärkt die monetäre Deflation zusätzlich, die Kapitalumlaufgeschwindigkeit wird weiter gedrückt, die Rezession verschärft sich und wird anschließend zur Depression.

Aktuell befinden wird uns an jenem Punkt, wo monetäre Deflation Preisdeflation fördert. Darüber hinaus hat sich die makroökonomische Landschaft in einigen Hinsichten fundamental verändert. Das Zusammenspiel dieser Entwicklungslinien bestätigt wieder die Existenz physikalischer Gesetze, die uns alle bestimmen.


Das Ende der Konjunkturzyklus

Studenten der modernen Wirtschaftsgeschichte finden vielleicht Trost im Glauben, dass die Zyklizität der Konjunktur ein Grundstein der ökonomischen Realität sei. Schade für sie, dass das nur dann der Fall ist, wenn bestimmte Variablen des globalen Finanzwesens beständig bleiben. Noch bis vor fünf Jahren korrespondiert das Geldangebot immer entfernt mit jenen Mengen, die für die täglichen Güter- und Dienstleistungsbewegungen in der Wirtschaft benötigt wurden. Das ist also die erste Verschiebung, die die konjunkturelle Zyklizität untermininiert hat.

Zweitens hat die Bereitschaft und Fähigkeit zur Regulierung der größten globalen Finanz-Pools derart abgenommen, dass man besser davon sprechen sollte, dass die Regulierungsbehörden von den Interessen der weltgrößten Kapital-Pools regiert werden. Das ist die zweite große, fundamentale Verschiebung gegenüber dem 20. Jh., die letztlich zum Ende aller traditionellen Konjunkturzyklen führen wird.

Diese beiden großen tektonischen Verschiebungen werden auch das traditionelle Investieren verschwinden lassen. Was bleibt, ist größtenteils kurzfristiger Positionshandel - Trading. Folgende Vorstellung ist immer weniger verbreitet: Eine Kapitalquelle ist bereit, Kapital gegen Beteiligung oder Verzinsung in einer bestimmten Unternehmung einzusetzen und dann 3-5 Jahre darauf zu warten, dass der Wert der Unternehmung steigt und das Unternehmen über den eigenen Absatz das Kapital an den Investor zurückgeben kann.

Wer möchte heute schon 2-3 Jahre lang eine Milliarde Dollar für den Bau einer Mine riskieren, wenn man dieselbe Summe algorithmisch gestützt für einen Tag, eine Woche oder einen Monat - mit bescheideneren Gewinnen aber mit einem Bruchteil des Risikos - einsetzen kann? In der Welt der synthetischen Derivate, der ETFs und kurzfristigen Segmente renditestarker Unternehmensanleihen kann dieses Kapital immer wieder neu eingesetzt werden. Das macht diese Art von Trading deutlich attraktiver als traditionelle Investments.

Dieses schwarze Kapital- und Kreditloch existierte in der Vergangenheit noch nicht in diesem Umfang; damals führte systemische Überschussliquidität zu Preisinflation; für dieses Geld gab es nur einen Weg, und der führte in reale Rohstoffe und ihre (damaligen) realen Derivate. (Reale Derivate und synthetische Derivate unterscheiden sich dadurch, dass die realen Derivate am Ende tatsächlich mit der Auslieferung einer gewissen Menge des physischen Basiswertes abgegolten wurden. Im modernen Zeitalter der synthetischen Derivate, werden Terminkontrakte nie durch tatsächliche Bestände abgegolten, Kreditausfallversicherungen wurden so synthetisiert, dass sie als Wetten auf andere Wetten funktionieren, denen wiederum synthetische Produkte zugrunde liegen.)

Das hört sich nach einer allzu simplen Darstellung an? Mag sein, aber man sollte nicht vergessen, dass alle ökonomischen und finanziellen Dinge letzten Endes immer noch von den physischen Limitierungen des realen Angebots und der realen Nachfrage bestimmt sind. Also ist Ökonomie - unter Strich - immer simpel, allem technisch-mathematischen Hokuspokus zum Trotz.

Es bröckelt also unsere Infrastruktur, immer unterdeckter sind unsere Rentenzahlungen, die Industrieproduktion wird an der Wurzel ausgerottet und unsere Wirtschaft zieht sich durch stark destabilisierte, ungleichgewichtete Klassen. Es findet der Niedergang der Zivilisation statt. Gehört man aber zum obersten Einen Prozent, müssen diese Gedanken lächerlich erscheinen. Wer so fern der Realität lebt, sieht nicht mehr, was hinter der Welt der Fabergé-Eier passiert.

Wenn das System zusammenbricht (und das ist unausweichlich), werden die enorm Vermögenden zum Ziel der ‘enormst‘ Verarmten und Verzweifelten. Und wirklich ‘schützen‘ kann man sich vor dem Unausweichlichen nicht.


© James West
www.midasletter.com

Dieser Artikel wurde am 25. Februar 2015 auf www.midasletter.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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