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EZB schickt Euro auf Talfahrt - DAX auf Rekordhoch

06.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1020 (07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0988 im Amerika- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.0735.

Und das Muster funktionierte auch gestern wieder. Spricht EZB-Chef Draghi, sehen wir teils deutliche Bewegungen an den Märkten. Die hohe Relevanz der Notenbank wird mit jeder Entscheidung nur noch deutlicher. Wie wichtig der Markt die fundamentalen Zahlen nimmt, haben wir in den vergangenen Tagen beobachten können. So gesehen war die kurze Aufwärts-Reaktion von EUR/USD während der Pressekonferenz spannend. Worauf reagierte der Kurs?

Die angepassten Wachstumsprognosen sorgen für einen kurzen Anstieg auf 1,11. Kurz vorher lagen wir noch bei 1,1060. In 2015 soll das Wachstum bei 1,5 Prozent (vormals 1,0) liegen, im kommenden Jahr bei 1,9 (1,5) und 2017 2,1 Prozent erreichen.

Damit trägt die EZB den besser als erwartet ausgefallenen Zahlen der vergangenen Wochen Rechnung.

Kurz darauf ging es aber runter zur 1,1000-Marke. Im Gleichschritt mit den Draghi-Aussagen zu den Kaufprogrammdetails fiel das Währungspärchen.

Ab Montag kauft die Notenbank monatlich für 60 Mrd. Euro Papiere aus dem Euroraum. Insgesamt soll das Paket einen Umfang von 1,14 Bill. Euro haben und soll bis September 2016 fortgesetzt werden. Für alle Fälle ließ Draghi die Chance für eine Verlängerung des Kaufprogramms offen. Der Zeitraum für Käufe kann bei Bedarf auch über das bisher definierte Ende im September 2016 fortgesetzt werden, wenn die prognostizierten Inflationszahlen nicht wie erwartet ausfallen.

Dieses Hintertürchen musste sich Draghi offen halten. Trotzdem fiel der Euro im späten Handel unter die 1,1000-Schwelle. Der DAX wurde weiter fleißig gekauft und markierte mit über 11.500 Punkten einen nie dagewesenen Höchststand. Risikobehaftete Anlagen wie Staatsanleihen und Qualitätsaktien haben deutlich positiv performt und werden auch weiter gesucht bleiben.

Besonders wenn wir über den großen Teich blicken - unsere Zweifel an der US-Erfolgsgeschichte und der Zinswende bleiben groß.

Selbst die Bank of England kommt bei der lange erwarteten Zinswende nicht voran. Trotz der starken wirtschaftlichen Wachstumszahlen (2014: 2,6 und 2015 erw. 2,7%) bleiben die Zinsen unten. Zinswende nicht in Sicht! Erst in einem Jahr soll es soweit sein.

Auch aus Deutschland kommen Signale der wirtschaftlichen Stärke:

Erfreuliche Signale sendet die deutsche Produktion. Obwohl Industrie und Energiesektor keine Zuwächse verbuchen konnten, fiel das Plus mit 0,6 Prozent deutlicher aus als erwartet wurde. Besonders beachtlich war Revision des Dezemberwertes, der von +0,1 Prozent auf +1,0 Prozent geändert wurde. Als Katalysator zeigte sich der Bausektor, der dank des milden Winters fast ohne Einschränkungen arbeiten konnte und um satte 5,0 Prozent wachsen konnte. Mit Veröffentlichung der Januarzahl legt die Produktion damit fünf Monate in Folge hinter einander zu.

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Aus den USA setzt sich das durchwachsene Bild der letzten Wochen fort.

Nicht sehr erbaulich fielen die Bestellungen in der US-Industrie aus. Im Berichtsmonat Januar lag der Wert mit -0,2 Prozent zwar etwas oberhalb der Erwartungen (-0,3 Prozent). Ohne den volatilen Transportsektor fiel der Wert mit -1,8 Prozent erheblich schwächer aus. Neuaufträge aus dem zivilen Bereich fielen um 0,2 Prozent. Damit setzt sich die Schwäche seit August fort. Seit dem Sommer waren die Auftragseingänge jeden Monat rückläufig. Aktuell liegt das Niveau 4,9 Prozent unter dem Vorjahr. Die Lagerbestände fielen um 0,4 Prozent. Das Verhältnis Lager zu Verkäufen stieg daraufhin von 1,34 auf 1,36 Monate.

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Die Produktivität im Bereich außerhalb der Landwirtschaft ist um 2,2 Prozent im vierten Quartal 2014 gefallen. Zurück zu führen sind die schwachen Zahlen in erster Linie auf Abwärtsrevisionen aus dem produzierenden Sektor. Lohnstückkosen stiegen um 4,1 Prozent.

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Einen Anstieg um 7.000 Anträge auf 320.000 Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe gab es in der vergangenen Woche zu vermelden. Der 4-Wochen-Schnitt stieg auf 304.750. Zwar lagen die Erwartungen darunter, aber das Niveau ist weit entfernt davon als prekär bezeichnet werden zu können.

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Vor dem großem Arbeitsmarktbericht heute Nachmittag um 14:30 Uhr sollten die Kurse in engen Bandbreiten bleiben. Die wichtigen US-Zahlen haben Überraschungspotenzial und könnten uns noch einmal deutlich unter 1,10 in EUR/USD drücken und neue DAX-Höchststände mit sich bringen. Besonders spannend wird die Entwicklung der durchschnittlichen Löhne zu beobachten sein. Hierdran lässt sich die Qualität der (neuen) Jobs sowie der erwartete Konsum und die Entwicklung des Preisniveaus ablesen.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1230 - 60 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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