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Spekulation mit Euro/US-Dollar: Aktien und Gold

13.03.2015  |  Klaus Singer
An den Finanzmärkten wird gegenwärtig noch das QE-Programm der EZB willkommen geheißen. Der Euro verliert stark an Wert, er steuert auf den höchsten, jemals erreichten Quartalsverlust zu. Mittlerweile hat er den seit Dekaden existenten breiten Aufwärtskanal gegen Dollar bei etwa 1,0630 nach unten verlassen.

Der Dollar-Index wird umgekehrt nach oben gedrückt durch Erwartungen einer Zinswende der Fed. Nach Marktdaten liegt die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinserhöhung im Juli bei 40%, im September bei 60%. Sie sind zuletzt angestiegen nach den besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten für Februar.

Zum Feiern des QE-Programm der EZB gehört auch die Outperformance der Euro-Aktienindices und der Höhenflug der Bond-Kurse der Eurozone (bzw. der Sinkflug der Renditen).

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Die Konvergenz der Renditen und ihr Sinkflug erinnert mich stark an die Zeit vor 2008. Wer dies damals als Beleg dafür genommen hat, dass sich die Eurozone in makroökonomisch prächtiger Verfassung befunden hat, wurde kurz darauf eines Besseren belehrt. Noch in prächtiger Verfassung befanden sich damals die Banken, die gut an den Kreditblasen in der südlichen Peripherie verdient hatten.

Nach der Futures-Positionierung dürfte bei Euro/Dollar in Kürze eine untere Wende anstehen, die wahrscheinlich dynamisch ausfällt.

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Aufgrund der Entwicklung der jüngeren Zeit liegt die Idee nahe, dass ein starker Dollar gegenwärtig eher belastend ist für die Kursentwicklung von US-Aktien, wohingegen ein schwacher Euro Euro-Aktien zuletzt so massiv unterstützt hat, dass man schon von einem Blowoff sprechen kann. Sollte sich die Entwicklung bei Euro/Dollar in Kürze umkehren, könnte man von einem mechanischen Standpunkt aus zu dem Schluss kommen, dass nun US-Aktien wieder stärker laufen, Euro-Aktien hingegen mit relativer, vielleicht auch absoluter Schwäche reagieren.

Makroökonomisch stellt eine erstarkender Dollar eine gewisse Belastung für die Gewinnentwicklung von US-Multis dar, insbesondere dann, wenn die Entwicklung sich so stark beschleunigt wie zuletzt. Umgekehrt gilt für die Euro-Schwäche, dass diese die internationale Wettbewerbsposition von Unternehmen der Eurozone stark verbessert.

Nach statistischem Bestimmtheitsmass für den Zeitraum zwischen Oktober 2007 und heute wird kein besonders ausgeprägter Zusammenhang zwischen Euro/Dollar und S&P 500 angezeigt. Der Wert kommt nicht über 7% hinaus, was bedeutet, dass Änderungen der einen Zeitreihe nur sehr begrenzt durch die andere erklärt werden können. Erst wenn man den Zeitraum ab Jahresmitte 2014 bis heute betrachtet, kommt man auf Werte um 50%. Ein solch bedeutender Zusammenhang legt nahe, dass er noch eine gewisse zeitlang weiter Bestand hat, weshalb einiges (zumindest vorrübergehend) für den angesprochenen mechanischen Standpunkt spricht.

Aus fundamentaler Sicht spricht ebenfalls einiges dafür, dass sich mit einer Umkehr bei Euro/Dollar auch US- und Euro-Aktien in ihrer relativen Performance zueinander verschieben. Kiyohiko Nishimura weist darauf hin, dass QE-Maßnahmen vor allem in der Phase ihrer Ankündigung Wirkung zeigen, die aber nachlässt, sobald die Zentralbank mit dem Kauf von Anleihen beginnt.

Und wenn der Dollar-Index wieder nachgibt (er hat heute im frühen Handel interessanterweise die runde Psycho-Marke von 100 erreicht), dürfte das Bedenken mildern, die US-Multis könnten in ihrer Gewinnentwicklung dauerhaft und stark tangiert werden.

Dies ist in Anbetracht des nahen Starts der Quartalssaison für Q1/2015 von besonderem Gewicht. Denkbar, dass nach der steilen Aufwärtsbewegung zuletzt bei DAX & Co, die in deutlich überkauftes Gebiet geführt hat, nun auch US-Aktien einen Blowoff proben. Wenn die historischen Zusammenhänge zwischen Start eines Zinszyklus und Aktienperformance auch dieses Mal gelten, hätte der S&P 500 bis September, dem wahrscheinlichsten Zeitpunkt eines ersten Zinsschritts, einiges an Aufwärtspotenzial vor sich.



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