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Eurozone setzt positive Akzente! - US-Daten schwach - Federal Reserve rudert zurück!

24.03.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0932 (07.51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0768 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.73. EUR-CHF oszilliert bei 1.0571.

Gestern war erneut ein guter Tag für die Eurozone. Es ist erfreulich, dass die Devisenmärkte diesen Umständen ansatzweise Berücksichtigung zugestehen. Das Verbrauchervertrauen legte in der Eurozone per Berichtsmonat März von zuvor -6,7 auf -3,7 Punkte zu. Die Prognose lag bei -5,95 Zählern. Damit markierte dieser Index den höchsten Stand seit Mitte 2007!

Diese Entwicklung ist von hoher Bedeutung, da gerade der private Konsum eine der Achillesfersen der Konjunkturerholung der Eurozone darstellte.

Im Gegensatz zu den USA ergab sich für den privaten Verbraucher in der Eurozone eine schmerzhafte Anpassung, die aber gleichzeitig eine strukturelle Gesundung (Durchschnittsbetrachtung) mit sich brachte.

Anders ausgedrückt hat die erkennbare Erholung eine völlig andere Qualität als die zwischenzeitliche Erholung in den USA, die in den letzten vier Monaten einer nachhaltigen Schwäche wich (siehe US-Einzelhandelsumsätze).

Wir haben in den letzten Monaten in diesem Report mehrmals darauf verwiesen, dass die "Leverage-Effekte" des US-Verbrauchers (mittlere Einkommen zu Verschuldung) in den USA prekärer als vor der Lehmanpleite sind.

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Die Nachrichten aus Deutschland könnten kaum besser sein. Die gute Konjunkturlage hat der öffentlichen Hand per Februar üppige Einnahmezuwächse gebracht. Mit 45,7 Mrd. Euro nahm sie 6% mehr Steuern ein als im Vorjahr.

In den USA ist mittlerweile wieder die Schuldengrenze erreicht. Mit kreativen Maßnahmen kann sich die Obama-Adminsitartion voraussichtlich bis November retten. Es ist bemerkenswert, dass diese Not-Haushaltslage mittlerweile nicht einmal mehr medial bedient wird. "Food for thought!"

Nach Ansicht der Bundesbank läuft die deutsche Konjunktur auf immer mehr Zylindern. Die Konjunkturlage bleibt nach Ansicht der Bundesbank auch im zweiten Quartal positiv geprägt. Der Aufschwung umfasst immer mehr Teile der Wirtschaft. Nicht nur der Konsum, der Wohnungsbau und die Auslandsnachfrage tragen die Expansion, sondern eine gewisse Belebung der Investitionstätigkeit arrondiert den Kreis der Treiber.

Das Thema Griechenland bleibt weiter unbeordnet. Im Vorwege des Treffens Merkel/Tsipras wurde verdeutlicht, dass zu hohe Erwartungen unangebracht seien. Man bemüht sich derzeit um eine effiziente Arbeitsebene, die vollkommen abhanden gekommen war. Hier ist offensichtlich ein Fortschritt erzielt worden.

Nicht ganz unerstaunlich ist, dass sich das US-State Department (via FrauNuland) und auch die Federal Reserve eingeschaltet haben, um Griechenland zu ermutigen, in der Eurozone zu verbleiben (Aspekt: Geostrategie). Die Daten aus den USA liefern weiter Noten für einen ausgeprägten "Konjunkturblues". In der Folge ändern sich die Tonlagen seitens der Federal Reserve bezüglich der seit mehr als einem Jahr immer wieder lautstark thematisierten "Zinswende".

Der stellvertretende Chef der US-Notenbank Fed Fischer implizierte in seiner Rede in New York eine variable Geldpolitik, die noch die in diesem Jahr erwartete Anhebung der Zinsen andeutete. Die Betonung liegt auf "noch". "Die Zinsen würden im Juni oder September oder zu einem späteren Zeitpunkt oder zu einem Zeitpunkt dazwischen steigen. Man rückt den Termin in immer weitere Ferne! Danach werde sich die weitere Entwicklung am Zustand der Konjunktur orientieren.

Der vom Markt erwartete Fahrplan ist damit vom Tisch! Eine Serie von Erhöhungen werde nahezu gewiss nicht umgesetzt, da die Wirtschaft unvermeidlich auch Schocks erleiden werde. Man nähert sich der Konjunkturrealität an. Die Fed werde je nachdem eine Straffung oder Lockerung der Geldpolitik in Erwägung ziehen."

Hier ist ein neues Thema aufgemacht worden: Es kann auch eine Lockerung geben! Wird hier QE4 vorbereitet?


Kommen wir zu den Fakten:

Der Chicago Fed National Activity Index enttäuschte gestern massiv. Dieser Index gilt zwar als Teil der zweiten Reihe, er ist aber dennoch von hoher Bedeutung. Dieser Index ist ein Sammelindex aus 85 Konjunkturdaten der USA. Er liefert als eine gute Zusammenfassung des Konjunkturbildes.

Der Index sank von zuvor -0,10 (revidiert von +0,13) auf -0,11 Punkte per Berichtsmonat Februar. Damit kam es zum dritten Ergebnis in Folge auf negativem Terrain. Das gab es zuletzt im Jahr 2011! Damals wurde nicht ansatzweise eine Zinswende unterstellt.

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Der Absatz bereits zuvor genutzter US-Wohnimmobilien erholte sich per Februar von 4,65 auf 4,88 Millionen Objekte in der annualisierten Fassung. Die Prognose bei 4,90 Mio. wurde verfehlt.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass das aktuelle Transaktionsniveau historisch unverändert schwach ist. Per Febraur 2015 wurde der zweitschwächste Wert der letzten 10 Monate markiert.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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