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Ölpreise springen wegen geopolitischer Risiken nach oben

26.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Je höher das Überangebot am Ölmarkt in den letzten Monaten gestiegen ist, desto mehr wurden geopolitische Risiken ausgeblendet. Doch mit den gestrigen militärischen Luftangriffen von zehn Golfstaaten unter der Führung Saudi-Arabiens gegen die Huthi-Rebellen im Jemen sind diese schlagartig wieder in den Fokus gerückt. Der Preis für Brentöl springt in den letzten 24 Stunden um gut 8% bzw. 5 USD auf knapp 60 USD je Barrel.

Jemen selbst ist zwar als Ölproduzent mit einer auch aufgrund der instabilen Sicherheitslage im Land schrumpfenden Förderung von zuletzt nur noch 100 Tsd. Barrel pro Tag eher unbedeutend. Aber seine geographische Lage ist von hoher Relevanz: Denn die Meerenge Bab el-Manded ist laut US-Energiebehörde ein entscheidender Knotenpunkt für den Öltranport. Täglich passierten hier im letzten Jahr rund 3,8 Mio. Barrel Rohöl und Ölprodukte, die dann durch den Suez-Kanal oder durch die SUMED-Pipeline weiter Richtung Norden flossen.

Eine Verschlechterung der Sicherheitslage in dieser Region würde die Transportwege massiv verlängern. Sorge bereitet der Konflikt aber wohl vor allem auch, weil er eine Art Stellvertreterkrieg zwischen den sunnitischen Golfstaaten und dem schiitischen Iran werden könnte. Der Iran wird verdächtigt, die schiitischen Huthi-Rebellen zu unterstützen.

Ob dieser Konflikt den Ölmarkt aber wirklich nachhaltig beschäftigen wird, ist eher fraglich. Risikoprämien können ebenso schnell verschwinden wie sie steigen. Dagegen eher langsam bauen sich physische Ungleichgewichte ab: Gestern jedenfalls meldete die US-Energiebehörde weiter steigende US-Rohölvorräte, obwohl die Raffinerieverarbeitung bereits leicht hochgefahren wurde.

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Edelmetalle

Gold steigt heute Morgen zeitweise um 2% bzw. 25 USD auf 1.220 USD je Feinunze und überwindet dabei auch erstmals seit drei Wochen wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD. Die Eskalation der Lage im Jemen und die daraus resultierende Angst, dass sich der Konflikt im Land auf die gesamte Region ausbreitet (siehe Energie), dürfte der Haupttreiber der aktuellen Preisbewegung sein.

Gold wird also heute seinem Status als sicherem Hafen wieder gerecht. Leicht enttäuschende US-Konjunkturdaten und ein schwächerer US-Dollar hatten dem Goldpreis schon gestern Unterstützung gegeben. Die abermals eher schwachen US-Daten sprechen zudem gegen baldige Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed, was positiv für Gold ist. Auch ist die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen gestern auf ein 2½-Monatstief gefallen, wodurch sich die Opportunitätskosten von Gold verringern.

Im Fahrwasser von Gold ziehen auch die anderen Edelmetalle an. So steigt Silber auf 17,4 USD je Feinunze, den höchsten Stand seit 5½ Wochen. Platin verteuert sich auf annähernd 1.170 USD je Feinunze, ein 3-Wochenhoch, und Palladium notiert bei knapp 780 USD je Feinunze. Die Preisanstiege dürften in erster Linie über den Futures-Markt erfolgt sein.


Industriemetalle

Nach zwei verlustreichen Tagen in Folge legen die Industriemetalle heute Morgen in der Breite wieder zu. So handelt der Zinnpreis zum Beispiel bei rund 17.500 USD je Tonne. Letzte Woche rutschte der Preis vorübergehend unter die Marke von 17.000 USD je Tonne und markierte dabei den tiefsten Stand seit Juni 2010. Unter den Industriemetallen hat sich Zinn mit einem Minus von gut 10% in diesem Jahr bislang am schlechtesten entwickelt.

In Indonesien wurden zu Beginn der Woche Pläne konkretisiert, wie die zuvor schon vereinbarte Exportbegrenzung von Zinn ausgestaltet werden soll. Demnach werden ab April die Ausfuhren auf monatlich 4.500 Tonnen beschränkt. Dies ist etwa ein Drittel weniger als im Durchschnitt der letzten 12 Monate. Hierzu haben sich 22 indonesische Zinnexporteure verpflichtet, darunter auch PT Timah, der größte Zinnproduzent des Landes. PT Timah wird monatlich zunächst nur noch 2.500 Tonnen Zinn exportieren, der Rest wird auf die anderen Schmelzen aufgeteilt.

Angaben eines lokalen indonesischen Zinnverbands zufolge sollen dadurch wieder Preise von 23.000 USD je Tonne erreicht werden. PT Timah zeigt sich diesbezüglich zwar etwas pessimistischer, sieht den Zinnpreis im zweiten Halbjahr aber ebenfalls über 20.000 USD je Tonne. Ob die Exportbegrenzung den gewünschten Effekt hat, bleibt unseres Erachtens fraglich. Denn zuletzt wurde die Produktion in anderen Ländern wie zum Beispiel in Myanmar deutlich ausgeweitet. Dadurch wird das geringere Angebot aus Indonesien teilweise aufgefangen.


Agrarrohstoffe

Das Analysehaus F.O. Licht erwartet für die bald startende Zuckerrohrernte in Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South nur einen geringfügigen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Zudem soll der Anteil an Zuckerrohr, der nicht zu Ethanol, sondern zu Zucker verarbeitet wird, nochmals um einen halben Prozentpunkt auf 42,5% fallen. Im Ergebnis dürfte demnach die Zuckerproduktion sogar leicht rückläufig sein. F.O. Licht schätzt sie 2015/16 auf 31,8 Mio. Tonnen nach 32 Mio. Tonnen im Vorjahr. Dennoch ist Zucker mit 12,3 US-Cents je Pfund inzwischen so preiswert wie zuletzt vor sechs Jahren.

Der Preiseinbruch bei Baumwolle Anfang März war der Stornierung einiger Aufträge aus China gefolgt, und die Stärke des US-Dollar hatte ihr Übriges dazu getan. Dass der US-Dollar aufgrund der möglicherweise erst später stattfindenden ersten Zinserhöhung in den USA inzwischen auf dem Rückzug ist, dürfte denn auch ein wichtiger Grund für die jüngste Preiserholung bei Baumwolle sein. In der letzten Berichtswoche waren die US-Baumwollexporte zudem deutlich stärker als in der Vorwoche gemeldet worden.

Zu der höheren Nachfrage hatte zwar vor allem das niedrigere Preisniveau einen Anreiz gegeben. Dass die Nachfrage aus einer ganzen Reihe von Ländern kam, wurde aber positiv bewertet. Verschiedenen Prognosen zufolge soll 2015/16 zum ersten Mal seit sechs Jahren ein Defizit am Baumwollmarkt auftreten. Dies dürfte die Preise stützen, solange es nicht zu neuen Währungsturbulenzen kommt.




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