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Starke Preisschwankungen am Ölmarkt

07.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise zeigten sich über die Osterfeiertage sehr volatil. Am Gründonnerstag gaben sie als Reaktion auf die erzielte Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran um 4% nach. Gestern folgte dann ein Anstieg um 6%, welcher Brent auf 58 USD je Barrel und WTI auf 52 USD je Barrel steigen ließ. Auftrieb erhielten die Preise von der Erhöhung der offiziellen Verkaufspreise durch Saudi-Arabien.

Der größte OPEC-Produzent verringerte den Preisabschlag, welchen asiatische Abnehmer im Mai für die Sorte Arab Light gegenüber der Benchmark Oman/Dubai zu zahlen haben, auf 60 US-Cents je Barrel. Das ist der geringste Abschlag in diesem Jahr. Im März betrug dieser noch 2,3 USD je Barrel. Offensichtlich scheint sich die Ölnachfrage in Asien weiter zu beleben, was es Saudi-Arabien erlaubt, sein Öl zu geringeren Abschlägen anzubieten.

WTI profitierte von einer aktuellen Schätzung von Genscape, wonach es in der letzten Woche nur zu einem geringen Lageraufbau in Cushing gekommen ist. Aufschluss darüber werden die Lagerdaten vom API heute Abend und vom US-Energieministerium morgen Nachmittag geben. Die US-Energiebehörde EIA veröffentlicht heute Abend ihren Monatsbericht. Im Mittelpunkt dürften die Schätzungen zur US-Ölproduktion stehen, welche in der vorletzten Woche erstmals seit langem leicht gefallen war, was am vergangenen Mittwoch für einen zwischenzeitlichen Preisanstieg sorgte.

Preisunterstützend wirkten zuletzt auch die spekulativen Finanzanleger. Diese haben in der Woche zum 31. März ihre Netto-Long-Positionen bei WTI und Brent deutlich erhöht. Bei Brent liegen sie mit gut 220 Tsd. Kontrakten auf dem höchsten Niveau seit Anfang Juli 2014, was ein beträchtliches Korrekturpotenzial impliziert.

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Edelmetalle

Schwache US-Arbeitsmarktdaten, die letzten Freitag veröffentlicht wurden, führten zu einer spürbaren Abwertung des US-Dollars. Der Goldpreis reagierte darauf gestern mit einem deutlichen Preisanstieg und erreichte zwischenzeitlich ein 7-Wochenhoch von 1.224 USD je Feinunze. Denn nach den schwachen Daten könnte sich die US-Notenbank Fed mit der ersten Zinserhöhung mehr Zeit lassen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen fiel gestern im Zuge dessen vorübergehend auf ein 2-Monatstief, was die Opportunitätskosten von Gold verringert.

Heute Morgen handelt Gold wieder bei gut 1.210 USD. In Euro gerechnet notiert das gelbe Edelmetall bei rund 1.110 EUR je Feinunze; durch die Abwertung der US-Währung fiel die Preisreaktion von Gold in Euro deutlich verhaltener aus. Gold sollte im Wochenverlauf durchaus stärker nachgefragt sein, denn am Donnerstag steht eine größere Kreditrückzahlung von Griechenland an den Internationalen Währungsfonds an.

Sollte Griechenland nicht zahlen können, dürfte das Thema Euro-Austritt wieder stärker in den Fokus der Marktteilnehmer rücken. Wie die CFTC-Statistik zeigt, waren die jüngsten Preisanstiege von Gold und auch Silber zum Teil spekulativ getrieben. Denn im Falle von Gold wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 31. März auf 36,1 Tsd. Kontrakte mehr als verdreifacht. Bei Silber wurden sie um 60% auf 31,4 Tsd. Kontrakte erhöht. In beiden Fällen war dies überwiegend auf die Eindeckung von Short-Positionen zurückzuführen.


Industriemetalle

Unterstützt durch feste asiatische Aktienmärkte verteuern sich heute Morgen nahezu alle Industriemetalle. Sie holen damit im Ansatz die starken Anstiege der Ölpreise von gestern nach (siehe Energie).

Kupfer handelt wieder über der Marke von 6.000 USD je Tonne, nachdem es letzten Donnerstag unter dieses Niveau rutschte. Wegen der Osterfeiertage war am Freitag und Montag die LME geschlossen. Wie die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der COMEX in New York zeigt, kam es bei Kupfer bereits die fünfte Woche in Folge zu einem Aufbau von Netto-Long-Positionen, nachdem in den beiden Wochen zuvor schon Netto-Short-Positionen abgebaut wurden. Mit 17 Tsd. Kontrakten lagen sie in der Woche zum 31. März auf dem höchsten Stand seit Ende August. Die Preisreaktion nach dem Datenstichtag lässt vermuten, dass seitdem einige Positionen wieder glattgestellt wurden.

Aluminium nähert sich wieder der Marke von 1.800 USD je Tonne, bleibt aber noch in seinem seit etwa fünf Wochen geltenden Seitwärtskorridor. Nickel hat sich ebenfalls erholt und handelt mit 13.000 USD je Tonne rund 700 USD bzw. 7% über seinem Mehrjahrestief von Mitte letzter Woche. Der starke Preisrückgang zuvor war unseres Erachtens übertrieben und stark spekulativ getrieben, wie die Statistik zur Marktpositionierung der LME zeigte (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 1. April).


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Paris profitiert weiterhin von der robusten internationalen Nachfrage nach EU-Weizen, die sich in den wöchentlichen Exportzahlen dokumentiert. In der letzten Berichtswoche wurden Exportlizenzen über 1,1 Mio. Tonnen Weichweizen ausgestellt. Dies ist die dritthöchste Menge an Exporten, die in einer einzelnen Woche in der EU jemals verzeichnet wurde. Nur Anfang Februar und Mitte März waren sie noch höher gewesen. Die bisherigen Gesamtexporte der Saison 2014/15 belaufen sich nun auf 25,5 Mio. Tonnen und liegen damit um 2,2 Mio. Tonnen über der Menge zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

Für die Gesamtsaison 2014/15 schätzt die EU-Kommission die Weizenexporte auf rekordhohe 31 Mio. Tonnen. In der kommenden Saison dürften die Exporte allerdings rückläufig sein: In der jüngsten Prognose, der zweiten für 2015/16, lässt die EU-Kommission ihre Erwartung bei 27,1 Mio. Tonnen unverändert. Dass die EU-Ernte um fast 5% unter dem Vorjahr bleiben soll, ist dabei nur ein Aspekt. Große Unsicherheit besteht derzeit noch über die weitere russische Exportpolitik.

Ein Regierungsmitglied sieht Argumente für eine Verlängerung der Exportsteuer für russischen Weizen in die nächste Saison hinein. Die Nachfrage nach EU-Weizen könnte davon profitieren. Den Preis in Paris stützt zudem, dass auch die Nachrichten aus Übersee in Richtung höherer Preise wirken. Zwei Beispiele: In den USA ist es in wichtigen Anbaugebieten weiterhin zu trocken, und in Indien dürfte nach Hagel und Starkregen die Weizenernte unter der offiziell geschätzten Menge bleiben.




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