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Steht die Einigung mit dem Iran wieder auf der Kippe?

10.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Achterbahnfahrt bei den Ölpreisen setzte sich auch gestern fort. Brent verteuerte sich um knapp 2%, nachdem der Preis am Vortag um mehr als 6% gefallen, dafür am Montag und Dienstag zusammengenommen aber um knapp 8% gestiegen war. Im Wochenvergleich steht trotz der heftigen Schwankungen noch immer ein Plus von 3% zu Buche. Seit Mitte März bewegt sich der Brentölpreis in einer Spanne zwischen 54 USD und 60 USD je Barrel. Im unteren Bereich dieser Spanne zu kaufen und im oberen Bereich zu verkaufen, hat sich seither als gute Strategie erwiesen, so auch in dieser Woche.

Aktuell handelt Brent ziemlich in der Mitte dieser Spanne, was Handelsopportunitäten schwierig macht. Sofern es keine Nachrichten gibt, die zu einer Neueinschätzung der Situation am Ölmarkt führen, ist zunächst mit einem Verweilen in der angestammten Handelsspanne zu rechnen.

Interessante Meldungen gab es gestern aus dem Iran, welche Einfluss auf das Ölangebot im zweiten Halbjahr und im nächsten Jahr haben könnten. Der oberste Geistliche des Landes, Ayatollah Khamenei, hat gefordert, dass alle Sanktionen zeitgleich mit der Unterzeichnung eines abschließenden Abkommens über das iranische Atomprogramm aufgehoben werden müssten.

Letzte Woche hatten sich die Weltmächte mit dem Iran auf Eckpunkte eines Abkommens verständigt, welches bis Ende Juni finalisiert werden soll. Die USA und die EU dürften der Forderung Khameneis kaum nachkommen, sondern eine graduelle Lockerung der Sanktionen befürworten. Von daher ist es wieder fraglich geworden, ob es Mitte des Jahres zu einer endgültigen Lösung im Atomstreit und einer Lockerung der Sanktionen noch in diesem Jahr kommen wird.


Edelmetalle

Dem Goldpreis ist es bislang nicht gelungen, die Marke von 1.200 USD je Feinunze zurückerobern. Gestern gab der Preis in US-Dollar ausgedrückt um 0,7% nach. Deutlich stärker fiel am Nachmittag Silber, das auf ein 3-Wochentief abrutschte. Ein festerer US-Dollar und steigende US-Anleiherenditen lasteten dabei auf den Notierungen. Die Aufwertung der US-Währung sorgte jedoch dafür, dass Gold in Euro gerechnet seinen Aufwärtstrend fortsetzte und heute Morgen bei 1.135 EUR je Feinunze auf einem 9-Wochenhoch handelt.

Thomson Reuters GFMS, die auf die Analyse der Edelmetalle spezialisiert sind, sieht den Goldpreis in diesem Jahr noch auf ein 5-Jahrestief von 1.100 USD je Feinunze fallen und führt als Begründung den relativ guten Zustand der US-Wirtschaft an. Im nächsten Jahr soll der Preis dann wieder zulegen, dank einer Erholung der Goldnachfrage in Asien. Diese ist unseres Erachtens derzeit aber nicht schwach.

Sie könnte allerdings in Indien, dem weltweit größten Goldkonsumenten, demnächst etwas gebremst werden. Denn aufgrund von schlechten Wetterbedingungen, die die Ernte und damit das Einkommen der Farmer schmälern, erwartet der Verband der indischen Gold- und Schmuckhändler einen Rückgang der Goldnachfrage seitens der ländlichen Bevölkerung. Diese steht für rund zwei Drittel der gesamten indischen Goldnachfrage. Die Gesamtnachfrage könnte laut Verbandsangaben in diesem Fall auf 700 Tonnen fallen.

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Industriemetalle

Der Eisenerzpreis hat sich zunächst etwas über 48 USD je Tonne stabilisiert, nachdem er letzte Woche auf 47 USD und damit den tiefsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Mai 2009 gefallen war. Wir sehen dies allerdings noch nicht als eine Bodenbildung oder gar Trendwende. Denn offensichtlich greift die chinesische Regierung in den Eisenerzmarkt ein: Ab 1. Mai wird die Ressourcensteuer auf Eisenerz auf 40% halbiert, wodurch die Kosten der Produzenten reduziert werden.

Laut Schätzungen eines Verbands von Minenproduzenten sind drei Viertel der chinesischen Eisenerzförderer nicht mehr profitabel und die Kapazitätsauslastung bei den kleinen Minen sei teilweise auf nur noch 20% gefallen. Das erstmalige Eingreifen der Regierung in Peking in den Eisenerzmarkt könnte unseres Erachtens zu einer weiteren Ausweitung des Angebots am ohnehin schon deutlich überversorgten seewärtig gehandelten Markt und zu weiter fallenden Preisen führen. Denn dadurch werden lokale Eisenerzproduzenten künstlich am Leben erhalten, die andernfalls wegen ihrer hohen Produktionskosten wohl schon bald hätten schließen müssen.

Die Strategie der großen Eisenerzproduzenten aus Australien und Brasilien, über die Mengenausweitung Wettbewerber aus dem Markt zu drängen, könnte nun nicht mehr aufgehen. Obwohl der Eisenerzpreis schon stark gefallen ist, sehen wir mittelfristig weitere Abwärtsrisiken.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat nur geringfügige Änderungen in seinen Schätzungen zu Angebot und Nachfrage bei wichtigen Agrarprodukten vorgenommen. Die US-Maislagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres 2014/15 wurden leicht auf 1,827 Mrd. Scheffel (46,4 Mio. Tonnen) nach oben revidiert. Damit fiel die Aufwärtsrevision allerdings geringer aus als nach dem Ende März veröffentlichten Quartalsbericht zu den Lagerbeständen zum 1. März zu erwarten gewesen wäre.

Bei Weizen kam es trotz einer Senkung der Exportschätzung zu einer Abwärtsrevision der US-Endbestände auf 684 Mio. Scheffel (18,6 Mio. Tonnen). Denn gleichzeitig soll der inländische Verbrauch höher ausfallen als erwartet. Auf globaler Ebene sticht die Anhebung der Schätzung für die EU-Weizenexporte um 2 Mio. auf 33,5 Mio. Tonnen hervor, womit die EU im laufenden Erntejahr mit weitem Abstand der größte Weizenexporteur ist. Diese Entwicklung hatte sich anhand der wöchentlich veröffentlichten Exportdaten bereits angedeutet und stellt daher keine Überraschung mehr dar.

Bei Sojabohnen senkte das USDA die Schätzung für die US-Endbestände ebenfalls. Wichtiger war allerdings, dass die Ernte Argentinien auf 57 Mio. Tonnen nach oben revidiert und die in Brasilien bei 94,5 Mio. Tonnen bestätigt wurde. In beiden südamerikanischen Ländern stehen somit Rekordernten ins Haus, welche zudem gerade an den Markt kommen. Der Sojabohnenpreis fiel daraufhin auf ein 6-Monatstief von 950 US-Cents je Scheffel.



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