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EZB, IWF-Outlook, starke Daten aus der Eurozone, schwache Datten aus USA!

15.04.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0635 (07.41 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0532 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.69. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.30. EUR-CHF oszilliert bei 1.0356.

Heute steht die EZB-Ratssitzung im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer. An der Zinspolitik als auch bei quantitativen Maßnahmen wird sich zunächst nichts ändern.
Die Pressekonferenz ist von hoher Bedeutung.

Folgende Fragen sind von Bedeutung:

  • Wie reagiert der EZB-Rat auf die zügigere Erholung der Konjunktur der Eurozone?
  • Wie reagiert die EZB auf die doch jetzt spürbar anziehende Kreditvergabe?
  • Was passiert, wenn die Basiseffekte bei Energie und Rohstoffen entfallen?
  • Was passiert, wenn die QE-Politik verstärkt Marktirritationen auslöst?

Die entscheidenste Frage lautet vor diesem Hintergrund: Gibt es eine Planung, das QE-Programm bei vorzeitigem Erreichen der Ziele oder sportlichem Tempo der Verbesserung anzupassen oder gar frühzeitiger einzustellen, da die EZB-Politik auf Stabilität verpflichtet ist? Wir sind gespannt. Gleichzeitig wissen wir, dass die EZB verbal vorsichtig agieren wird …


Gestern wurde der Prognoseteil des IWF (World Economic Outlook) vorgestellt.

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird unverändert bei 3,5% veranschlagt. Innerhalb der Weltwirtschaft kommt es jedoch zu Verschiebungen.

Chinas Wachstumprognose wurde von bisher 7,0% per 2015 auf 6,8% reduziert. Auch die Nummer 2 der Weltwirtschaft, die USA, kamen unter die Räder. Hier wurde die Prognose von 3,6% auf 3,1% verringert. Nach dem maladen 1. Quartal 2015 (laut Fed Atlanta 0,1% annualisiert) stellt sich die Frage, wie diese 3,1% Wachstum in den USA realistisch sein sollen. Bezüglich der strukturellen Mängel, die offensichtlich in der Beurteilung des IWF keine Rolle spielen, ist diese Prognose äußerst ambitioniert.

Die Prognosen für Deutschland und die Eurozone mussten dagegen nach oben angepasst werden. Der Datenpotpourri liess nichts anderes zu. Demnach soll Deutschlands BIP jetzt um 1,6% zulegen (bisher 1,3%) und das BIP der Eurozone wird gemäß der Prognose um 1,5% (bisher 1,2%) steigen. Beide Prognosen liegen am untersten Rand des Prognosespektrums. Im Vergleich zwischen USA und Eurozone wird deutlich, dass die USA sehr viel Vorschusslorbeeren erhalten und die Eurozone "klein" gerechnet wird.

Die Krönung des WEO findet sich übrigens bei der Prognose für Griechenland. Im laufenden Jahr soll die Wirtschaft in Greichenland um 2,5% zulegen. Das wäre bei einer Fortführung der Regierung Samaras durchaus realistisch. Das Leistungsprofil der Regierung Tsipras steht im diamtralen Widerspruch zu dieser Prognose. Wir nehmen diesen WEO zur Kenntnis und diskutieren intern den Begriff "politische Tendenzen in offizieller Prognostik".


Die Veröffentlichung aus der Eurozone setzte erneut dynamisch positive Akzente:

Unerwartet stieg die Industrieproduktion der Eurozone per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 1,1%. Die Prognose lag bei nur 0,4%. Die Revision des Vormonatswerts von -0,1% auf -0,3% tut der positiven Überraschung keinen nachhaltigen Abbruch. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,6% (Prognose 0,7%) nach zuvor +0,4%.

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Einmal mehr erfuhr dieses wesentliche Veröffentlichung vollste Ignoranz seitens der Finanzmärkte.

Diese Asymmetrie in der Wahrnehmung mit der Folge einer Fehlallokation des Produktionsfaktors Kapital erschwert es zunehmend, den Begriff Markteffizienz noch ernst zu nehmen.

Dieser Mangel hat fraglos auch etwas mit der Machtstruktur an den Finanzmärkten zu tun, ein "level playing field" gibt es schon lange nicht mehr. Ein machtvolles Oligopol wirkt determinierend. Diese Thema sollte ernsthaft von Zentralbanken und Politik, wenn sie es mit unseren Werten ernst meint, aufgenommen werden.


Die Veröffentlichungen aus den USA konnten einmal mehr nicht überzeugen!

Die Einzelhandelsumsätze verzeichneten per Berichtsmonat März einen Anstieg im Monatsvergleich um 0,9%. Die bei 1,0% angesiedelte Prognose wurde damit kanpp verpasst. Ohne den Autombilabastz legten die Umsätze um 0,4% (Prognose 0,6%) zu. Damit kam es zum ersten Anstieg der Einzelhandelsumsätze seit November 2014. Im Jahresvergleich stellte sich der nicht inflationsbereinigte Anstieg auf 1,3% nach zuvor 1,9% und Werten zwischen 4%-5% im letzten Jahr. Damit kam es zum niedrigsten Anstieg eines Märzwertes im Jahresvergleich seit 2009!

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Der NFIB-Index misst die Gemütslage der kleinen Unternehmen in den USA. Dieser Index sank per Berichtsmonat März von zuvor 98,0 auf 95,2 Punkte und markierte damit den schwächsten Wert seit Juni letzten Jahres.

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Die Daten bezüglich des US-Lagerzyklus sind zunehmend prekär. Die Lagerbestände nahmen per Februar um 0,3% zu. Damit wurde ein neuer Höchstwert markiert.

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Das Problem liegt bei dem Absatz. Per Februar waren die Absätze zwar im Monatsvergleich unverändert, aber der Vormonatswert wurde von -2,0% auf -2,3% revidiert. Dadurch legte das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz auf 1,36 Monatsumsätze zu. Der unten stehende Chart verdeutlicht die zunehmend prekäre Lage. Die Anomalie sticht ins Auge, oder?

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An dieser Stelle schweifen die Gedanken noch einmal an die IWF-Prognose mit 3,1% Expansion der US-Wirtschaft per 2015 zurück. Mehr gibt es nicht zu sagen …

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 - 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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