Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Ölpreise mit neuen Jahreshöchstständen

30.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis "will" steigen. Diesen Eindruck muss man zwangsläufig gewinnen, wenn man das Geschehen am Ölmarkt in den letzten Wochen beobachtet. Zumindest finden die "positiven" Meldungen mehr Aufmerksamkeit und Gehör der Marktteilnehmer als die "negativen". Deshalb war die Reaktion auf die gestrigen Lagerdaten der US-Energiebehörde EIA - der WTI-Preis hat rund 3% angezogen, der Brentölpreis hat ebenfalls ein neues Jahreshoch verzeichnet - symptomatisch.

Der Anstieg der US-Rohöllager um 1,9 Mio. Barrel gegenüber Vorwoche war zwar geringer als erwartet und blieb hinter dem am Tag zuvor vom API vermeldeten Aufbau um 4,2 Mio. Barrel zurück. Auch wurde für den WTI-Lieferknoten Cushing sogar der erste Abbau der Bestände seit November vermeldet. Aber das ist angesichts der sehr hohen Raffinerieauslastung nicht überraschend. Mit dem Beginn der Sommerfahrsaison dürften die Rohöl-Lagerbestände demnächst sowieso abgebaut werden.

Mit Spannung dürfte man nun warten, ob sie bis dahin noch eine weitere runde Zahl von nunmehr 500 Mio. Barrel erreichen. Immerhin liegen sie bereits bei knapp 491 Mio. Barrel und sind in diesem Jahr schon mehr als 133 Mio. Barrel bzw. 37% gestiegen. Auch hat die (vorläufige) US-Ölproduktion wieder ein kleines Plus verzeichnet.

Alles in allem gehen wir zwar davon aus, dass der jüngste Preisanstieg verfrüht und überhöht ist. Allerdings ist der Impuls dahinter relativ stark und ein weiterer, obgleich spekulativer kurzfristiger Preisanstieg wahrscheinlich. Man darf dabei auch nicht die jüngste Schwäche des US-Dollar außer Acht lassen. Denn US-Dollar und Ölpreis haben in den vergangenen Jahren häufig gegenläufige Tendenzen gezeigt.


Edelmetalle

Der Goldpreis profitierte gestern kaum von den schwachen US-Konjunkturdaten und dem daraufhin deutlich abwertenden US-Dollar und handelt heute Morgen nur knapp über der Marke von 1.200 USD je Feinunze. Durch den schwachen US-Dollar gab Gold in Euro gerechnet merklich nach und fiel auf ein 5-Wochentief von gut 1.080 EUR je Feinunze. Heute Morgen verbilligt es sich weiter. Die deutlich gefallenen Aktienmärkte gaben Gold ebenfalls kaum Unterstützung.

Einem Preisanstieg standen wohl auch die auf über 2% gestiegenen Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen entgegen. Die schwachen US-Daten hätten erwarten lassen, dass die US-Notenbank Fed erst später mit Zinserhöhungen beginnt. Sie hat allerdings in ihrem Statement die sog. Forward Guidance - das Versprechen, die Zinsen dauerhaft niedrig zu halten - gestrichen und hält sich damit die Option für Zinserhöhungen offen. Die Fed zeigte sich von den zuletzt schwachen Daten relativ unbeeindruckt und führt diese auch auf temporäre Faktoren zurück.


Als einziges der Edelmetalle verzeichnete gestern Palladium einen Preisanstieg. Das hauptsächlich in der Herstellung von Autokatalysatoren verwendete Edelmetall handelt am Morgen bei gut 780 USD je Feinunze. Unterstützung erhielt es durch Zuflüsse in die ETFs: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs wurden gestern um 20 Tsd. Unzen aufgestockt, was dem höchsten Tageszufluss seit drei Monaten entsprach.

Open in new window


Industriemetalle

Nach den schwachen chinesischen Daten ist auch die US-Wirtschaft zuletzt kaum noch gewachsen. Das BIP legte im ersten Quartal lediglich um 0,2% zu. Die Metallpreise sollten jedoch die Schwäche in den beiden wichtigsten Konsumentenländern bereits eingepreist haben. Schließlich verloren sie gemessen am LME-Industriemetallindex seit Jahresbeginn bis Mitte März rund 9%. Seitdem kommt es aber zu einer Erholungsbewegung, im Rahmen derer der LMEX bislang wieder um gut 7% zugelegt hat.

Offensichtlich gehen viele Marktteilnehmer nur von einer temporären Schwäche der US-Wirtschaft aus und erwarten zudem weitere Stimulierungsmaßnahmen seitens der chinesischen Zentralbank und der Regierung. Dadurch sollte die Nachfrage nach Metallen und im Endeffekt auch deren Preise mittelfristig gut unterstützt sein.

Kupfer handelt heute Morgen auf einem 5-Wochenhoch von knapp 6.200 USD je Tonne. Gemäß Daten des Nationalen Statistikinstituts ist die Kupferproduktion in Chile im März im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% auf 474,5 Tsd. Tonnen gefallen. Dies war dem schlechten Wetter geschuldet, da wegen Überschwemmungen im Norden des Landes zahlreiche Minen vorübergehend geschlossen werden mussten. Chile ist mit einem Marktanteil von 31% der mit Abstand größte Kupferminenproduzent.


Agrarrohstoffe

Das EU-Parlament hat am Dienstag beschlossen, den Anteil von aus Nahrungspflanzen produzierten Biokraftstoffen auf 7% des gesamten Kraftstoffverbrauchs in der EU im Jahr 2020 zu beschränken. Bisher war nur festgelegt, dass 10% der gesamten Transporttreibstoffe aus erneuerbaren Quellen stammen sollen. Da die Einführung der "fortschrittlichen Biokraftstoffe" aus Zellulose oder Abfällen weiter hinter den Hoffnungen herhinkt, wurde auf die Festlegung eines verbindlichen Mindestanteils verzichtet.

Auch werden die schwer messbaren Effekte der indirekten Landnutzungsänderung (Umwidmung oder Abholzung von Flächen zur Biokraftstoffproduktion) nicht in die Berechnungen zur Umweltbilanz der Biokraftstoffe aufgenommen. Zwar begrenzt die Entscheidung das Wachstumspotenzial der Biokraftstoffproduktion aus Nahrungspflanzen in der EU. Doch hier und auch international dürfte mittelfristig weiterhin der Großteil der Biokraftstoffe aus Nahrungspflanzen hergestellt werden. Nach Prognosen der OECD soll zwar bis 2023 der Anteil von getreidebasiertem Ethanol an der globalen Ethanolproduktion um 13 Prozentpunkte auf 45% sinken. Dies gleicht aber ein steigender Anteil zuckerbasierten Ethanols fast aus.

Ethanol aus Zellulose soll auf 5% steigen, bleibt allerdings wohl weitgehend auf die USA konzentriert. Bei Biodiesel erwartet die OECD noch geringere Verschiebungen: Der Anteil aus Pflanzenöl produzierten Biodiesels soll nur um 4 Prozentpunkte auf 76% fallen. Nach Schätzungen der OECD-Prognose soll die globale Ethanol- und Biodieselproduktion bis 2023 um jeweils 50% steigen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"