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Gold hui, Papiergeld pfui

03.05.2015  |  Manfred Gburek
An den Börsen rumort es heftig. Das wird Konsequenzen für die wichtigsten Anlageklassen haben, und zwar beginnend schon in der ersten Maiwoche. Was ist passiert? Nun, am vergangenen Mittwoch und Donnerstag fiel der Bund Future wie vom Blitz getroffen. Das ist der Terminkontrakt auf zehnjährige Bundesanleihen, der deren Rendite unter umgekehrten Vorzeichen widerspiegelt: Steigt er (noch vor einer guten Woche über 160 Punkte), fällt die Rendite, und umgekehrt. Am vergangenen Donnerstag sank er bis unter 157 Punkte.

Das wäre unter normalen Umständen gar nicht so dramatisch. Denn wie in den vergangen Jahren immer wieder beobachtet werden konnte, legte der Bund Future nach jedem Rückschlag zu und stieg anschließend über das vorherige Hoch hinaus. Doch bei mehr als 160 Punkten wurde er zum Spiegelbild negativer Renditen. Das heißt, mehr ging nicht. Und wie wir am Donnerstag beobachten konnten, sauste die zehnjährige Rendite bis 0,38 Prozent nach oben. Ihr vorheriger Tiefststand hatte weit unter 0,1 Prozent gelegen.

Das alles färbte auf die Aktienmärkte ab. Und weil viele Anleger in Erwartung eines Börsengewitters bereits vorher in Gold geflüchtet waren, hielten es die Manipulanten des Goldpreises wieder mal für dringend geboten, ihm eins auf den Deckel zu geben. Das erinnert mich an die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als Manipulationen vom sogenannten Goldpool ausgingen. Die Folgen sind Ihnen ja bekannt: Vervielfachung des Goldpreises während der 70er Jahre.

Man muss die jetzigen Ereignisse mit einem Blick für das große Ganze verfolgen: Da krebst die Konjunktur in den USA auf einmal derart lahm vor sich hin, dass Janet Yellen, Chefin der amerikanischen Notenbank Fed, von einer Zinserhöhung nichts wissen will. Daraufhin macht der Euro nach der schon vorher eingeleiteten Erholung gegen den Dollar einen weiteren Sprung nach oben.

Das passt Anlegern, die viel Geld in Aktien investiert haben, ganz und gar nicht, und sie beginnen mit größeren Verkäufen. Ihr Motiv ist klar: Gewinne mitnehmen, weil der besonders für die deutsche Exportwirtschaft positive Effekt der bisherigen Euro-Abwertung in Verbindung mit Konjunkturimpulsen durch den gefallenen Ölpreis sich bald ins Gegenteil umzukehren droht.

Hinzu kommt, dass Anleger in nächster Zeit zunehmend auf die Entwicklung der Inflation achten werden. Null Prozent nach vorherigem Minus im Euroraum und der Anstieg auf 0,3 Prozent in Deutschland lassen zwar noch nicht aufhorchen, könnten aber Signalfunktion haben, sobald die Inflationserwartungen nach oben gehen. Das werden sie umso schneller tun, je mehr den Anlegern bewusst wird, dass die EZB etwas unter 2 Prozent Inflation anstrebt und die Fed glatt 2 Prozent.

Hier kommt auch wieder Gold ins Spiel. Da es keine Zinsen bringt, muss es als Geldanlage im Vergleich zu den übrigen Anlageklassen ja andere Qualitäten haben, damit sein Preis mindestens stabil bleibt oder sogar steigt. Und siehe da, der am vergangenen Donnerstag und Freitag kurzfristig nach unten manipulierte Goldpreis lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Manipulanten (Verteidiger des Papiergeldsystems) unbedingt einen Preisausbruch nach oben verhindern wollten. Denn er hätte signalisiert, dass dieses System in seinen Grundfesten wackelt. Insofern kann man der Manipulation aus Sicht eines Goldanlegers sogar etwas Positives abgewinnen: Sie zeigt, wie ernst die Papiergeld-Verteidiger den Goldpreis als Indikator inzwischen nehmen.

Das System wackelt allerdings auch unabhängig davon, ob der Goldpreis manipuliert wird oder nicht. Das zeigt sich unter anderem darin, dass Staatsanleihen der Euroländer den involvierten Anlegern nach Berechnungen von Banken allein während der vergangenen Woche Verluste in Höhe von etwa 55 Milliarden Euro gebracht haben. Das ist wahrlich kein Pappenstiel, muss man doch bedenken, dass Anleihen als wichtigste Träger des Papiergeldsystems nach weit mehr als drei Jahrzehnten Kursanstieg, immer nur kurzfristig unterbrochen, reif für massive Gewinnmitnahmen sind.

Wer Geld in Gold angelegt hat, mag zunächst die folgende Rechnung aufmachen: Null Prozent Zinsen auf das Edelmetall konkurrieren gegen rund 0,4 Prozent Rendite für zehnjährige Bundesanleihen abzüglich 0,3 Prozent Inflation (in Deutschland), das ergibt unter dem Strich eine reale positive Rendite von 0,1 Prozent, also noch im grünen Bereich. Doch das ist eine Milchmädchenrechnung. Denn der Sprung der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von weniger als 0,1 auf 0,4 Prozent wird mit einem hohen Kursverlust erkauft. Insofern ist es irreführend, wenn immer wieder behauptet wird, steigende Zinsen seien schlecht für den Goldpreis. Man muss halt auch hier das große Ganze im Auge behalten.

Nun gibt es nicht wenige Fondsmanager und sonstige Geldverwalter, die sich sagen: Zehnjährige US-Treasuries rentieren viel höher als zehnjährige Bundesanleihen, also disponieren sie entsprechend um. Eine gute Idee? Wie man es nimmt: Allein von der Rendite her geht die Rechnung auf. Aber abgesehen davon, dass ein möglicherweise gegen den Euro fallender Dollar sie infrage stellen kann, ergibt sich die grundsätzliche Frage: Macht es irgendeinen Sinn, an Anleihen nach weit über drei Jahrzehnten Kursaufschwung überhaupt noch einen Gedanken zu verschwenden? Wohl höchstens den Gedanken, Anleihen mit maximal zwei Jahren Restlaufzeit als Liquiditätspolster vorzuhalten.

Man sollte sich viel mehr vor Augen führen, dass der Jahrzehnte währende Megatrend der Anleihen mit irrsinnig hohen Schulden einhergegangen ist, die nie und nimmer abgebaut werden können. Alle Welt hat sich daran gewöhnt, mit diesen Schulden zu leben, ohne auf die Konsequenzen zu achten.

Darin steckt sogar eine gewisse Logik, denn die Konsequenzen kann man nur unter Zuhilfenahme der ganzen Phantasie erahnen: kollabierende Anleihenkurse und in ihrem Gefolge Aktienkurse, panische Reaktionen der Großanleger, Schuldenschnitte, Altersvorsorge-Systeme in Gefahr, Inflation weit über die von den Notenbanken angepeilten 2 Prozent hinaus und damit die von vornherein beabsichtigte Entschuldung mit inflationiertem Geld, schließlich, weil nicht mehr zu vermeiden, Austausch des bisherigen Währungssystems, das in Wahrheit jedoch längst keines mehr ist, gegen ein neues, in dem Gold eine wichtige Rolle einnehmen wird.

Von daher gesehen rate ich Ihnen dringend, die kommende Entwicklung an allen Börsen möglichst genau zu verfolgen. Und was den Goldpreis betrifft: Er wird sich mit Termingeschäften nicht nachhaltig manipulieren lassen. Insofern sollte jeder Preisrückgang, wie zuletzt in der vergangenen Woche, ein willkommener Anlass sein, Gold, aber auch Silber und Minenaktien aufzustocken. Dazu noch eine weitere Beobachtung: Die beiden großen Indizes für Edelmetallaktien, XAU und HUI, zeigen im Vergleich zu den Preisen von Gold und Silber eine bemerkenswerte relative Stärke. Das ist ein gutes Zeichen.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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