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OPEC produziert weiter deutlich über Bedarf

01.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche, an deren Ende am Freitag die OPEC-Sitzung stattfinden wird. Allerdings waren die Preise am Freitag um knapp 5% gestiegen, so dass es sich bei den heutigen Verlusten teilweise auch um Gewinnmitnahmen handeln dürfte. Umfragen von Reuters und Bloomberg zeigen, dass die OPEC im Mai ihre Rohölproduktion nochmals ausgeweitet hat. Laut Reuters stieg sie um 60 Tsd. auf 31,22 Mio. Barrel pro Tag und damit das höchste Niveau seit August 2012.

Laut Bloomberg legte die OPEC-Produktion um 67 Tsd. auf 31,58 Mio. Barrel pro Tag zu. Saudi-Arabien produzierte beiden Umfragen zufolge unverändert nahe Rekordniveau. Produktionsrückgänge in Libyen und Nigeria wurden durch höhere Produktionsraten in Angola und Irak mehr als ausgeglichen. Damit produziert die OPEC weiterhin deutlich über dem offiziellen Zielwert von 30 Mio. Barrel pro Tag und noch deutlicher über dem Bedarf an OPEC-Öl, welcher von der Internationalen Energieagentur für dieses Jahr auf durchschnittlich 29,2 Mio. Barrel pro Tag geschätzt wird.

Von einer sich abzeichnenden Markteinengung kann also nach wie vor keine Rede sein. Von daher bleibt abzuwarten, ob die Finanzanleger dem Ölmarkt die Treue halten oder sich zurückzuziehen beginnen. In der letzten Berichtswoche blieben die spekulativen Netto-Long-Positionen nahezu unverändert bei 251 Tsd. Kontrakten. Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA hat sich in der letzten Woche wieder beschleunigt. Laut Baker Hughes wurden 13 Bohrungen stillgelegt, was dem 25. Wochenrückgang in Folge entsprach.


Edelmetalle

Gold notiert zum Auftakt in die neue Handelswoche bei rund 1.190 USD je Feinunze. Im frühen Handel unternahm das gelbe Edelmetall einen allerdings erfolglosen Versuch, die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD zu überwinden. Dieses Vorhaben wird wohl bislang durch den festen US-Dollar ausgebremst. Gold in Euro gerechnet handelt bei 1.085 EUR je Feinunze.

Nachdem die spekulativen Finanzanleger bei Gold in der Vorwoche ihre Netto-Long-Positionen deutlich ausgeweitet und somit zum Preisanstieg beigetragen hatten, haben sie nun einen Teil ihrer Positionen wieder glattgestellt. In der Woche zum 26. Mai wurden die Netto-Long-Positionen um 16% auf 66,2 Tsd. Kontrakte reduziert. Der Goldpreis war in dieser Zeit um 1,7% gefallen.

Die Netto-Long-Positionen bei Silber wurden dagegen weitgehend unverändert mit 42,6 Tsd. Kontrakten beibehalten. Da der Silberpreis in der Beobachtungsperiode aber um 2,2% gefallen war, muss die physische Silbernachfrage relativ verhalten gewesen sein.

Dies bestätigen zum Beispiel Zahlen zu den US-Münzabsätzen. So hat die US-Münzanstalt im Mai vorläufigen Zahlen zufolge lediglich 2,02 Mio. Unzen Silbermünzen verkauft, so wenige wie seit zehn Monaten nicht mehr. Auch die Absätze von Goldmünzen fielen schwach aus – sie verzeichneten mit 21,5 Tsd. Unzen ein 3-Monatstief. Damit zeigte sich die Goldnachfrage auch in der westlichen Welt zuletzt eher schwach. Auf die Schwäche der chinesischen Goldnachfrage hatten wir bereits letzten Freitag an dieser Stelle hingewiesen.

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Industriemetalle

Nach den teilweise deutlichen Verlusten Ende letzter Woche zeigen sich die Metallpreise zum Wochenauftakt wieder etwas fester. Kupfer handelt klar über 6.000 USD je Tonne, Aluminium kostet 1.750 USD je Tonne. Unterstützt werden die Preise durch freundliche chinesische Aktienmärkte. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China ist im Mai um ein Zehntel auf 50,2 gestiegen und bleibt damit über der Marke von 50, die Expansion anzeigt.

Durch die zuletzt zahlreich angekündigten und teilweise schon umgesetzten Stimulierungsmaßnahmen seitens der Regierung und der Zentralbank sollte die chinesische Wirtschaft in den kommenden Monaten wieder Fahrt aufnehmen. Heute Nachmittag wird das US-Pendant, der ISM-Index veröffentlicht. Sollte sich dieser stärker erholen als erwartet, könnte das den Metallpreisen weiteren Auftrieb geben, sofern der US-Dollar in diesem Fall nicht zu stark aufwertet.

Kurzfristig könnte einem Preisanstieg aber die wieder pessimistischere Stimmung der spekulativen Finanzinvestoren entgegenstehen. Denn gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen bei Kupfer in der Woche zum 26. Mai um 27% auf 28,3 Tsd. Kontrakte abgebaut. Der Kupferpreis war in der Beobachtungsperiode um knapp 2% gefallen. Der Preisrückgang nach dem Datenstichtag lässt vermuten, dass sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer weiter zurückgezogen und mit zu den niedrigeren Preisen beigetragen haben.


Agrarrohstoffe

In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die Internationale Kakaoorganisation ICCO ihre Prognose für ein Defizit am globalen Kakaomarkt in der laufenden Saison 2014/15 angehoben. Sie schätzt nun, dass die Produktion statt um 17 Tsd. Tonnen sogar um 38 Tsd. Tonnen hinter dem Verbrauch zurückbleibt. Die ICCO sah sich veranlasst, die weltweite Produktion niedriger anzusetzen, da vor allem im zweitgrößten Produzentenland Ghana die Ernte enttäuscht.

Statt 810 Tsd. Tonnen wie bisher erwartet, hält die ICCO für Ghanas Produktion 2014/15 nun nur knapp 700 Tsd. Tonnen für realistisch. In der Vorsaison waren es knapp 900 Tsd. Tonnen gewesen. Starke Harmattan-Winde, zu geringe Regenfälle und Einschränkungen im Dünger- und Pflanzenschutzeinsatz werden als Gründe für den Produktionseinbruch genannt. Die ICCO sieht auch die Gefahr, dass die hohe Konkurrenz mit dem Bergbau um Land und Arbeitskräfte der ghanaischen Kakaoproduktion längerfristig Schaden zufügen könnte.

Nachrichtendienste zitieren aktuelle Meldungen der ghanaischen Zentralbank, wonach die Ernte seit Saisonbeginn im Oktober bisher um 29% hinter der Vorsaison zurückbleibt. Eine leichte Aufwärtsrevision nahm die ICCO dagegen für die Produktion der Elfenbeinküste vor, die nur marginal hinter der rekordhohen Vorjahresproduktion zurückbleiben soll. Der Kakaopreis in London stieg vor allem wegen der negativen Nachrichten aus Ghana seit Mitte April um über 10% auf gut 2.100 GBP je Tonne.



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