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Goldpreis zwischen US-Leitzinsphantasie und möglichem Grexit

15.06.2015  |  Thorsten Proettel
US-Einzelhandelsumsätze ohne nachhaltigen Einfluss auf Goldpreis

Der Konflikt mit Griechenland stellt derzeit eine kleine Stütze für die Goldnotierung dar. Die Bekanntgabe sehr guter Konjunkturdaten aus den USA, die auf eine Anhebung der Leitzinsen ab September dieses Jahres hindeuten, wirkten sich zuletzt nicht in einem nachhaltigen Preisdruck auf das Edelmetall aus.

So stiegen die Einzelhandelsumsätze nach Angaben des US Department of Commerce im Mai saisonbereinigt um 1,2% gegenüber dem Vormonat. Gleichzeitig wurde der Anstieg der Einzelhandelsumsätze für April um 0,2% und der Anstieg im März um 0,4% nach oben revidiert. Dies wird an den Märkten als Zeichen der guten US-Konjunktur gedeutet. Gleichwohl notiert Gold derzeit mit 1.179 USD um rund 16 USD je Feinunze höher als letzten Freitag.


Situation um Griechenland wird brenzlig

Für die jüngste Meldung im Schuldenstreit mit Griechenland sorgte gestern Abend der Internationale Währungsfonds (IWF). Er zog seine Mitarbeiter vom Brüsseler Verhandlungstisch ab, da "große Hürden" sowie eine fehlende Kompromissbereitschaft auf Seiten Athens weitere Unterredungen sinnlos erscheinen ließen.

Damit eskaliert die Situation allmählich, denn spätestens am Monatsende muss Griechenland eine umfangreiche Zahlung an den IWF leisten und in der Staatskasse dürfte derzeit Ebbe herrschen.

Gilt Athen mit diesem Ereignis auch offiziell als zahlungsunfähig, dann müsste die EZB der griechischen Notenbank die Nutzung der so genannten ELA-Notfallhilfe (European Liquidity Assistance) untersagen. Diese Sonderkreditlinie wurde eigentlich geschaffen, um kurzfristig in Liquiditätsnöte geratene Geschäftsbanken in einem Staat der Eurozone liquide zu halten.

Im Fall von Griechenland dient dieser Rettungsring aber der fortwährenden Finanzierung der eigentlich nicht mehr soliden Banken und des Staates durch die Hintertür. Kurzlaufende Staatspapiere und andere nicht sehr werthaltige Bankenaktiva werden bei der Bank of Greece geparkt, die als Gegenleistung neue Banknoten herausgibt.


ELA-Kreditlinie auf 83 Mrd. Euro erhöht

Damit Griechenland ohne die gestoppte Freigabe neuer Hilfsgelder nicht insolvent wird, erhöhte die EZB die ELA-Kreditlinie seit Anfang Februar von knapp 60 Mrd. Euro schrittweise auf aktuell 83 Mrd. Euro (siehe Chart).

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Damit könnte am Monatsende Schluss sein. Zumindest theoretisch müsste in diesem Fall auch der Austritt des Landes aus der Eurozone resultieren. Fehlen der Athener Regierung die Eurobeträge zur Begleichung der Löhne und Gehälter von Polizisten und anderen Staatsdienern, dann wäre sie zur Ausgabe eilig geschaffener Zahlungsmittel gezwungen.

Diese könnten zum Beispiel auf eine neue Drachme lauten. In einem solchen Szenario sind Turbulenzen an den Finanzmärkten wahrscheinlich und der Goldpreis dürfte profitieren. Wir rechnen allerdings mit einer Einigung zwischen Athen und den Geldgebern in letzter Minute. Im Grunde genommen hat keine Seite Interesse an einem Staatsbankrott.

Und der IWF ließ schon verlauten, er bliebe der Krise verpflichtet und sei zu weiteren Verhandlungen bereit. Vermutlich wird Griechenland deshalb ein weiteres Mal zumindest vorübergehend "gerettet" und die grundlegenden Probleme kommen wieder zu einem späteren Zeitpunkt auf die Tagesordnung.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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