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Preiserholung nach taubenhaften Fed-Kommentaren

18.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gingen nach einem sehr volatilen Handelsverlauf gestern nahezu unverändert aus dem Handel. Brent stieg zunächst auf 65,5 USD je Barrel, brach dann auf 62,6 USD ein und erholte sich am Abend wieder auf knapp 64 USD je Barrel. Heute scheint sich das Muster von gestern zu wiederholen. Der Preisanstieg am Vormittag war auf steigende Verarbeitungsmargen bei Benzin in Europa zurückzuführen. Diese erreichten mit 25 USD je Barrel das höchste Niveau seit mehr als acht Jahren.

Dies wird als Indiz für eine robuste Nachfrage nach europäischem Benzin sowohl in Europa als auch für den Export angesehen. Umso schwerer wog, dass das US-Energieministerium am Nachmittag einen überraschenden Anstieg der US-Benzinlagerbestände um 460 Tsd. Barrel berichtete, welcher den ebenfalls gemeldeten siebten Wochenrückgang der Rohölbestände in Folge überschattete, welcher mit 2,7 Mio. Barrel sogar stärker ausfiel als im Vorfeld erwartet.

Allerdings hatte das API am Vortag einen ähnlich starken Lagerabbau sowohl bei Rohöl als auch bei Benzin berichtet. Auch andere Details des Lagerberichts wie der Anstieg der Rohölimporte und der Rückgang der Rohölverarbeitung überzeugten die hochgesteckten Erwartungen nicht.

Positiv anzumerken war dagegen, dass die US-Rohölproduktion in der letzten Woche leicht zurückging. Mit knapp 9,6 Mio. Barrel pro Tag liegt sie aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Knapp werden dürfte Rohöl auch weiterhin nicht. Verladedaten zufolge könnte der Irak im Juni eine Rekordmenge von 3,2 Mio. Barrel Rohöl pro Tag exportieren. Das reichliche Angebot dürfte einem Preisanstieg entgegenstehen.

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Edelmetalle

Gold steigt im Zuge eines schwachen US-Dollar auf fast 1.200 USD je Feinunze. In Euro gerechnet profitiert das gelbe Edelmetall wegen der abwertenden US-Währung nicht, sondern fällt zeitweise sogar auf gut 1.040 EUR je Feinunze. Wie erwartet hat die US-Notenbank Fed gestern noch nicht die Zinsen erhöht. Die Fed-Vorsitzende Yellen hat allerdings in der anschließenden Pressekonferenz die Zinserhöhungsspekulationen gedämpft, was den US-Dollar unter Druck brachte.

Sie erklärte, dass es keinen festen Zinserhöhungsplan gäbe und der Markt nicht erwarten solle, dass die Fed in jeder oder jeden zweiten Sitzung die Zinsen erhöhen werde. Die Entscheidung zu Zinserhöhungen bleibt datenabhängig. Unsere Volkswirte erwarten nach wie vor den Beginn des Zinserhöhungszyklus im September. Bis dahin dürfte es dem Goldpreis wegen der diesbezüglich bestehenden Unsicherheit unseres Erachtens nicht gelingen, deutlich zuzulegen.

Die aktuell schwache Investmentnachfrage und verhaltene physische Nachfrage dürfte zudem verhindern, dass Gold die Marke von 1.200 USD je Feinunze nachhaltig übersteigt. Heute treffen sich die Finanzminister der Eurozone, um doch noch eine Lösung für Griechenlands Schuldenprobleme zu finden. Es wird mit langwierigen Verhandlungen gerechnet. Die Zeit wird immer knapper, da Ende des Monats das aktuelle Hilfspaket für Griechenland ausläuft und gleichzeitig Zahlungen des hochverschuldeten Landes an den IWF fällig werden. Ohne weitere Finanzhilfen droht die Staatspleite.


Industriemetalle

Bei den Industriemetallen kommt es über Nacht wegen des schwächeren US-Dollars zu einer moderaten Gegenbewegung, im Zuge derer die Preise um bis zu 1% zulegen. Schwache asiatische Aktienmärkte verhindern offenbar eine stärkere Preiserholung.

Am chinesischen Immobilienmarkt gibt es zwar dank der jüngsten Lockerungsmaßnahmen Anzeichen, dass die Häuserpreise ihre Talsohle erreichen und der negative Trend an Dynamik verliert, aus dem Gröbsten raus ist der Immobilienmarkt aber wohl noch lange nicht. Im Mai sind die Preise für Neubauten im Monatsvergleich noch in 41 der 70 in der Statistik erfassten Städte gesunken. Im April waren es aber noch 47 Städte.


Daten der International Lead and Zinc Study Group zufolge war der globale Bleimarkt in den ersten vier Monaten des Jahres wie schon in der vergleichbaren Vorjahresperiode nahezu ausgeglichen. Gegenüber Vorjahr sind sowohl die Produktion als auch die Nachfrage um gut 2% gesunken - Letztere ging in allen wesentlichen Konsumentenregionen/-ländern zurück.

Der globale Zinkmarkt wies von Januar bis April einen beträchtlichen Angebotsüberschuss von 181 Tsd. Tonnen auf. Dieser kam durch eine deutliche Ausweitung der Produktion zustande, während die Nachfrage nur moderat stieg. Im Vorjahr bestand noch ein Angebotsdefizit von 119 Tsd. Tonnen. Die aktuell relativ entspannte Lage an beiden Märkten dürfte zunächst spürbar steigenden Blei- und Zinkpreisen entgegenstehen.


Agrarrohstoffe

Mit den aktuellen Prognosen bestätigt der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) den negativen Einfluss der anhaltenden Trockenheit in den meisten Teilen Deutschlands auf die Weizen- und Rapsernte. Die Weizenernte könnte um bis zu 7,2% im Vergleich zum Vorjahr fallen und würde damit nur bei 25,77 Mio. Tonnen liegen. Im Mai ist der DRV noch von 26,91 Mio. Tonnen ausgegangen.

Noch stärker könnte Winterraps unter der Trockenheit leiden und die Ernte um fast 20% auf 4,99 Mio. Tonnen fallen. Hier war der DRV im Mai noch von 5,23 Mio. Tonnen ausgegangen. Die gesamte Getreideernte für 2015/16 soll somit 8,2% unter der Rekordernte letztes Jahr liegen und nur 47,73 Mio. Tonnen betragen.

Im Vergleich zu Deutschland hat der US-Agrarsektor mit starken Niederschlägen zu kämpfen. Darüber hinaus erreichte der Tropensturm Bill vorgestern die texanische Küste und bewegt sich nun in Richtung des Getreidegürtels im Mittleren Westen vor. Zwar nimmt die Windgeschwindigkeit an Land schnell ab und bewegt sich nur noch zwischen 40 km/h und 60 km/h, doch bringt der Tropensturm Unmengen von Wasser mit sich, die zu sintflutartigen Regenfällen und Überflutungen führen können.

Die starken Regenfälle könnten ein Abtrocknen der bereits durchnässten Felder und die Winterweizenernte verzögern sowie die Pflanzenqualität weiter verschlechtern. Die optimistische Ernteschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums für Winterweizen wird dadurch mehr und mehr zweifelhaft.



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