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Der "Wert" des Edelmetallgeldes

20.06.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Edelmetalle, allen voran Gold und Silber, sind quasi perfektes Geld. Anders als "Fiat"-Geld können sie nicht zum Totalverlust werden. Wer sich für Goldgeld ausspricht, bekommt häufig die Aussage "Gold hat doch keinen wirklichen Wert" zu hören. Hinter ihr verbirgt sich entweder Unwissenheit oder ideologische Feindschaft gegenüber dem Goldgeld.

Um das zu offenbaren, bietet es sich an, zunächst zu klären, was Geld ist. Also: Was ist Geld? Die Antwort auf diese Frage kann kurz und bündig ausfallen, sie findet sich in jedem ökonomischen Lehrbuch: Geld ist das allgemein akzeptierte Tauschmittel. Geld kann man jederzeit und überall in andere Güter eintauschen.

Natürlich lassen sich auch viele andere Güter zum Tauschen verwenden: Zigaretten, Salz, Muscheln etc. Doch nur wenige Güter können Geld-Status erreichen. Warum? Damit etwas zu Geld wird, muss es bestimmte physische Eigenschaften haben. Es muss beispielsweise knapp, haltbar und lagerbar, transportabel, teilbar, prägbar sein, und es muss allgemein wertgeschätzt sein; vorzugsweise hat es auch eine lange Historie als Tauschmittel vorzuweisen.

Blickt man in die Währungsgeschichte, haben Menschen immer, wenn es ihnen freistand, Edelmetalle als Geld gewählt, allen voran das Gold, Silber und, für kleinteilige Zahlungen, auch Kupfer.


Die Sache mit dem Wert

Grundsätzlich gilt: Der Wert einer Sache liegt immer und überall "im Auge des Betrachters": Er leitet sich aus dem persönlich empfundenen Nutzen ab, den die Sache einer Person stiftet. Für Menschen haben Konsumgüter einen Wert, weil ihr Verzehr das Wohlbefinden verbessert; und Produktionsgüter werden wertgeschätzt, weil sie helfen, Konsumgüter zu produzieren.

Der Nutzen ist dabei für unterschiedliche Menschen unterschiedlich. Beispielsweise hat für mich ein Apfel einen anderen Wert als für meinen Nachbarn (weil er bereits mehr Äpfel hat, als er verzehren kann, oder weil er keine Äpfel mag). Geld ist weder ein Konsumgut noch ist es ein Produktionsgut. Geld ist ein Gut eigener Art ("sui generis"): Es ist das Tauschgut. Der Wert des Geldes leitet sich aus dem Nutzen der Güter ab, die man für Geld kaufen kann.

Das lässt sich wie folgt erklären. (1) Menschen halten Geld, weil es Kaufkraft hat. Die Kaufkraft, die sich auch als objektiver Tauschwert bezeichnen lässt, wird durch die Anzahl der Güter bestimmt, die man für eine Geldeinheit erhält. (2) Das Geld hat für den, der Geld hält, jedoch einen subjektiven Wert. Das ist der Wert, der sich aus dem Nutzen der Güter erklärt, die man gegen Hingabe einer Geldeinheit erhält. Der Wert des Geldes ist folglich ein abgeleiteter Wert.

Nur dann also, wenn das Geld Kaufkraft hat (wenn es also einen objektiven Tauschwert hat), kann das Geld auch einen subjektiven Wert haben. Die Kaufkraft ist folglich die Voraussetzung für den subjektiven Wert des Geldes.


Edelmetall- versus "Fiat"-Geld

Edelmetallgeld ist gewissermaßen "natürliches" Geld: Es ist spontan durch die Freiwilligkeit der Handelnden entstanden. Nicht so das "Fiat"-Geld, das heutige staatliche Zwangsgeld, das überall vorzufinden ist. Das Fiat-Geld wurde auf den Weg gebracht, indem man dem umlaufenden Geld seine Waren- beziehungsweise Golddeckung entzogen hat - wie im August 1971 geschehen. Für viele Geldverwender war die Maßnahme zunächst nicht "sichtbar". Schließlich waren im Tagesgeschäft schon lange US-Dollar-Banknoten und Giroguthaben die gängigen Zahlungsmittel.

Es herrschte schließlich seit dem 5. April 1933 ein Goldhalteverbot für Private in den Vereinigten Staaten, das erst 1975 von US-Präsident Gerald Ford aufgehoben wurde; Gold war aus dem Zahlungsverkehr verbannt. Doch die Folgen des nunmehr ungedeckten US-Dollar wurde bald "sichtbar", und zwar in zunehmender Inflation: Die steigenden Preise ließen die Kaufkraft des US-Dollar absinken.

Anders als Edelmetallgeld ist Fiat-Geld politisches Geld. Das Edelmetallgeld wurde ja gerade deshalb durch das Fiat-Geld ersetzt, weil man den Geldwert nach politischem Kalkül entwerten wollte. Argumente, wie zum Beispiel die Aussage, Edelmetallgeld sei unpraktikabel, es schränke den Spielraum der Geldpolitik unnötig ein oder es sei zu wenig Edelmetall vorhanden, halten einem kritischen Nachdenken nicht stand.



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