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Chinesischer Aktienmarkt sorgt für Preiserholung

09.07.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise steigen am Morgen deutlich. Brent legt um gut 1% auf 58 USD je Barrel zu, WTI um 1,5% auf 52,5 USD je Barrel. Für Rückenwind sorgt eine kräftige Erholung der chinesischen Aktienmärkte, nachdem die dortigen Behörden Großaktionären mit einem Aktienanteil von 5% oder mehr an einem Unternehmen für sechs Monate den Verkauf von Aktien verboten haben. Zudem schwindet offensichtlich die Hoffnung, dass es in dieser Woche bei den Atomverhandlungen mit dem Iran zu einer Einigung kommt.

US-Präsident Obama bezifferte die Chancen dafür gestern auf weniger als 50%. Zwar sind die Gespräche laut dem stellvertretenden russischen Außenminister Rjabkow zu 95% abgeschlossen. Die restlichen 5% gestalten sich aber als schwierig. Ein rascher Anstieg der Öllieferungen aus dem Iran wird dadurch weniger wahrscheinlich. Die Lagerdaten des US-Energieministeriums lieferten dagegen wenig Argumente für steigende Ölpreise.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche entgegen den Erwartungen und des API-Berichts am Vortag um 384 Tsd. Barrel gestiegen. Der Lageraufbau erfolgte, obwohl die Importe zurückgingen und die Raffinerien mehr Rohöl verarbeiteten. Auch die Rohölvorräte in Cushing und die Lagerbestände von Benzin und Destillaten verzeichneten einen Aufbau. Überraschend war auch, dass die Benzinnachfrage das hohe Niveau der Vorwoche nicht halten konnte. Denn normalerweise gehört die Woche um den Unabhängigkeitstag herum zu den nachfragestärksten Wochen der Sommerfahrsaison. Dieser fiel auf das letzte Wochenende.


Edelmetalle

Gold zeigt sich zum heutigen Handelsauftakt leicht erholt bei 1.165 USD je Feinunze. Das gestern Abend veröffentlichte Protokoll der letzten Fed-Sitzung brachte wenige neue Erkenntnisse. Die Fed zeigt sich allerdings besorgt über die Entwicklungen in China und Griechenland, was eine baldige Zinserhöhung unwahrscheinlich macht. Silber legt im Fahrwasser von Gold stärker zu und handelt wieder klar über der Marke von 15 USD je Feinunze. Dagegen fällt die Erholung bei Platin und Palladium nur moderat aus.

Der chinesische Automarkt ist im Juni erstmals seit Februar 2013 wieder geschrumpft - dies berichtet die China Passenger Car Association. Demnach sind die Autoabsätze im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr um 3,2% auf 1,43 Mio. Einheiten zurückgegangen. Das langsamere Wirtschaftswachstum im Land und der Einbruch der Aktienmärkte hat laut deren Einschätzung das Kaufinteresse merklich geschwächt.

Chinesische Research-Institute gehen davon aus, dass die Dynamik im Verlauf des zweiten Halbjahres weiter nachlässt und die Automobilhersteller weniger produzieren als zunächst gedacht. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden noch 8,4% mehr Autos verkauft als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Sollte neben der aktuell schwachen Investmentnachfrage nun auch die Industrienachfrage nachlassen, spricht dies gegen eine merkliche Erholung der Platin- und vor allem Palladiumpreise.


Industriemetalle

Die chinesische Regierung hat weitere Maßnahmen umgesetzt, um den Kursverfall an den heimischen Aktienmärkten zu stoppen. Ob der Erfolg nachhaltig ist - der CSI 300 legt um 6,4% zu -, bleibt abzuwarten. Die Industriemetalle profitieren jedenfalls zum Handelsauftakt davon und setzen ihre gestern begonnene Erholungsbewegung fort.

So handelt beispielsweise Kupfer bei knapp 5.600 USD je Tonne und damit 350 USD höher als gestern im Tief. Die nach wie vor niedrige Inflationsrate in China von 1,4% im Juni gibt der Regierung und der Zentralbank Spielraum, weitere fiskal- und geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaft zu stützen. Der stärker als erwartete Rückgang der Produzentenpreise im letzten Monat ist auch auf den Rückgang der Rohstoffpreise zurückzuführen.

Während sich die Industriemetalle gestern im Handelsverlauf spürbar erholten, ging es bei Eisenerz nochmals deutlich bergab. Der Preis gab um weitere 10% auf 44,6 USD je Tonne nach und fiel damit auf den tiefsten Stand seit Beginn der Datenreihe vor über sechs Jahren. Dies war zugleich der stärkste Tagesrückgang überhaupt.

In den letzten zwei Wochen hat Eisenerz fast 29% verloren. Die Sorgen über China kommen hier offenbar besonders deutlich zum Ausdruck. Daneben gibt es aber auch spezifische Gründe, die zum Preisrückgang beitragen (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 3. Juli). So sind unter anderem zum Beispiel in China die Lagerbestände in den Häfen in der letzten Woche erstmals seit zwölf Wochen wieder gestiegen.

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Agrarrohstoffe

Nach Angaben des brasilianischen Zuckerindustrieverbands UNICA wurden im wichtigsten Anbaugebiet Center-South in den letzten beiden Juniwochen 46,5 Mio. Tonnen Zuckerrohr verarbeitet. In der ersten Junihälfte waren es noch 39,4 Mio. Tonnen. Das trockene Wetter in der Region unterstützte den Verarbeitungsprozess. Die Erwartungen der Marktteilnehmer wurden dadurch um bis zu 3 Mio. Tonnen übertroffen.

Auch die Zuckerproduktion stieg von 1,97 Mio. Tonnen auf 2,51 Mio. Tonnen in der zweiten Junihälfte. Laut UNICA favorisieren die Mühlen aber weiterhin die Ethanolproduktion (56,4%) gegenüber der Produktion von Zucker (43,6%). Nach der Veröffentlichung der Zahlen büßte Zucker die Gewinne des Tages ein und schloss leicht im Minus bei 12,31 US-Cents je Pfund.

Laut der Lageragentur für Baumwolle in China wird die Regierung die angekündigten Verkäufe der Baumwollbestände am 10. Juli beginnen. Dennoch bleibt weiterhin abzuwarten wie hoch die Nachfrage nach diesen Beständen sein wird. Die Preise, die die chinesische Regierung für die Lagerverkäufe für Baumwolle verlangt, sind deutlich höher als die Preise am chinesischen Markt. Seit Monatsanfang verlor der Baumwollpreis fast 3% und notiert aktuell knapp unter der Marke von 66 US-Cents je Pfund. Ferner dürfte sich auch der bis gestern zu beobachtende Abwärtssog am chinesischen Aktienmarkt negativ auf die Baumwollpreise auswirken.



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