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Wöchentlicher Kommentar: Eine gefangene Ratte?

23.04.2006  |  Theodore Butler
Die letzten Preisbewegungen bei den Rohstoffen, speziell bei den Metallen, waren nicht wenig spektakulär. Wir sehen noch nie dagewesen Gewinne bei Kupfer und Zink sowie eindrucksvolle Bewegungen bei Gold und Silber. In nur wenigen Jahren hat sich Kupfer vervierfacht, Zink und Silber verdreifacht und Gold mehr als verdoppelt.

Die allgemein akzeptierte Determinante für die Gewinne ist die unnachgiebige Nachfrage nach Rohstoffstoffen aller Art, die Veränderungen konzentrieren sich auf China und Indien. Viel ist bereits über dieses Thema geschrieben worden und diejenigen, die es erkundet und gehandelt haben, konnten ohne Zweifel großartige Investmenterträge erzielen. Es ist kein Geheimnis, dass ich seit langem Silber als den besten Weg, um vom Rohstoffboom zu profitieren, bevorzugt habe, und ich tute es noch immer. Ich bin erfreut, dass so viele die Gelegenheit von dem, was sich im Nachhinein als eine großartige Einstiegsgelegenheit mit niedrigem Risiko herausgestellt hat, ergriffen haben.

Offensichtlich freut sich nicht jeder über den Preisanstieg beim Silber. Natürlich beziehe ich mich auf die Silbershortseller. Wie treue Leser wissen, habe ich versucht, die langfristige Manipulation des Silbermarktes in Verknüpfung mit dem überbordenden Shortpositionen und dem Leasing zu dokumentieren. Was können wir über die Shortpositionen sagen, seitdem das Silber aus dem Fesseln des seit 20 Jahren drückenden Preisbandes ausgebrochen ist? Viel. Zunächst einmal, dass die Shortseller im aktuellen Preisanstieg bis jetzt eine Menge Geld verloren haben.

Während ich mich nur primär auf die Silber-Shortpositionen an der COMEX zu beziehe, die die größten nachweisbaren Shortpositionen in der Finanzgeschichte darstellen, erinnern Sie sich bitte daran, dass diese nur ein Teil der gesamten Silber-Shortpositionen sind. Zusätzlich zu den gigantischen Shortpositionen an der COMEX existieren separate Shortpositionen in Banksilberzertifikaten und Verträgen über Forwardverkäufe/-leasing, inklusive Hebel- und Poolkonten. Alles in allem beläuft sich die gesamte kombinierte Shortposition beim Silber laut meinen Schätzungen auf Milliarden Unzen. Daher sind die offenen Verbindlichkeiten der Shortseller nichts weniger als erstaunlich und drohen immer mehr alptraumartig zu werden.

Das Einzige, was beim Silberpreisanstieg bis heute fehlt, waren Anzeichen von panischen Shorteindeckungen und ungeordneter Preisfindung. Irgendwann jedoch, davon bin ich überzeugt, muss das kommen. Es ist für jeden Silbershortseller ganz normal, dass er echtes Metall liefern muss, wenn er vom Counterpart zur Lieferung aufgefordert wird. Da es einfach ist nachzuweisen, dass es mehr Shortpositionen als tatsächlich real existierendes Metall für Lieferungen gibt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich eine größere Anzahl von Shortseller dazu entschließt, ihre Positionen zurückzukaufen. Dies verspricht sehr aggressiv und ungeordnet vor sich zu gehen, wenn es wirklich eintritt.

Da der ultimative Run, um die Silbershortpositionen zurückzukaufen, unvermeidlich erscheint, ist es ganz natürlich auf jeden Hinweis zu reagieren, der einen echten Beginn der Shorteindeckungen anzeigen könnte. Einer der ersten Dinge auf die man schaut, ist der wöchentliche Commitment of Traders Report (COT). Seit langer Zeit bin ich davon überzeugt, dass die ungewöhnlich großen und permanenten netto Shortpositionen der Commerical-Händler den Silberpreis seit mehr als 20 Jahren deckeln. Ich habe versucht zu dokumentieren wie die Händler, in der Manier eines Wolfsrudels konspiriert den Silberpreis unter Ausbeutung der technisch-orientierten Händler zu ihrem Vorteil manipuliert haben. Solange das Pack diszipliniert und einig bleibt, können die Händler die technisch-orientierten Fonds nach ihrem Willen ausbeuten. Der aktuellste COT-Report beinhaltet jedoch Informationen, die darauf hindeuten, dass die Einigkeit des Packs bröckelt.

Aktuell kann ich zum ersten Mal behaupten, dass die aktuellen COT-Daten bei stark steigenden Kursen auf Netto-Shorteindeckungen hinweisen. Gleichwohl sich dies als eine Anomalie herausstellen kann, müssen wir auf fortlaufende Bestätigungen in anschließenden Berichten warten. Allein dieser Hinweis könnte große Beachtung erlangen. Zumindest deutet es auf einen Widerwillen der Händler hin, ihre Netto-Shortpositionen zu erhöhen, was für sich selbst eine grundlegende Veränderung in der Silbermarktstruktur anzeigen könnte. Letzen Ende, wenn die eisernen Silberverkäufer ihren Appetit auf´s Verkaufen verlieren, wer wird dann den Preis deckeln?

Weit bedeutender ist, dass der ungewöhnliche Rückgang bei den Netto-Shortpositionen der Händler bei massiv steigenden Preisen nicht der einzige gehaltvolle Hinweis war, der in den letzten COT-Daten enthalten war. Zusätzlich dazu deutet eine Analyse der Konzentrationsverhältnisdaten darauf hin, dass es um die Einigkeit des Wolfpacks sogar möglicherweise schlechter bestellt ist, als es die reduzierten gesamten Netto-Shortpositionen der Händler andeuten würden. Während die gesamten Netto-Shortpositionen der Händler fallen, ist der Betrag der von den allergrößten Tradern gehalten wird, tatsächlich gestiegen. Mit anderen Wort, der oder die Führer des Packs nehmen einen größeren Anteil der gesamten Silber-Shortpositionen ein, werden aggressiver (und vielleicht isolierter), da der Rest des Packs ängstlicher wird und vielleicht zurückweicht. Und dies ist nicht nur ein einwöchiges Phänomen, sondern ein Trend der sich seit mehr als einem Monat abzeichnet.

Eine Frage ist natürlich, was diesen potentiellen Wechsel im Verhalten des Packs hervorruft? Eine einleuchtende Antwort könnten die großen und wachsenden offenen Verluste sein, die mit dem Halten von großen Shortpositionen in einem rapide steigenden Markt einhergehen. Jeder hat eine Grenze dessen was er an Verlust tolerieren kann und mit Gesamtverlusten in Milliardenhöhe bei den Silber-Shortpositionen ist es nachvollziehbar anzunehmen, dass einige Händler Verluste durch fortschreitende Shorteindeckungen begrenzen. Dies würde als normal betrachtet und erwartet werden.

Aber weil die Silber-Shortposition einzigartig ist und größenmäßig jenseits jedes Vergleichs mit anderen Rohstoffen steht, ist es nicht möglich, sie signifikant zurückzukaufen, oder kurzfristig ohne Preisunordnung einzudecken. Man wickelt eine langfristige Manipulation nicht mit einem Fingerschnippen ab. Das Pack bzw. zumindest der oder die Anführer des Packs wissen dies und müssen mehr von den Shortpositionen auf sich nehmen, damit der Preis nicht wirklich explodiert. So dramatisch wie der Silberpreisanstieg auch gewesen ist, ohne die zusätzlichen Verkäufe des oder der Anführer wäre er weit größer ausgefallen.

Eine weitere Frage ist, ob der bzw. die Anführer des Packs freiwillig zusätzlich leerverkaufen, um die vollständiger Kontrolle zu behalten oder aus der Notwendigkeit heraus den Preis von einer Explosion abzuhalten? Falls man verkaufen muss, man aber nicht wirklich verkaufen will, dann gehen die Verkäufe auf das Konto der Verzweiflung. In diesem Fall wäre die Analogie eines zusammenhängenden Wolfpacks nicht mehr länger passend; wohl eher die einer gefangenen Ratte. Immer noch gefährlich und möglicherweise Fähig aus Verzweiflung Schaden anzurichten, aber nicht das schreckliche Raubtier welches das Pack einmal darstellte. Verzweiflung kann immer noch in einen scharfen, aber temporären, Ausverkauf münden. Wie immer ist das perfekte Gegengift für den Investor als Schutz gegen das Wolfpack als auch gegen die gefangene Ratte eine voll bezahlte Position physischen Silbers.

Wenn meine Schlüsse aus den COT-Daten nahe der Wahrheit liegen, dann ist es vernünftig, darauf zu spekulieren, wer die großen konzentrierten Silbershortseller sind. Und es muss als Spekulation betrachtet werden, da die Rohstoffgesetzte es der CFTC verbieten, die tatsächliche Identität der großen Trader zu enthüllen. Mein bester Tipp ist nach wie vor China. In der Tat kommt die Basis für meinen Tipp von meinem Paten Izzy, wie ich es in einer Reihe von Artikeln vor zwei oder drei Jahren angedeutet habe.

"Ist China der große Silberleerverkäufer" www.investmentrarities.com/07-08-03.html

Und "China kontrolliert Silber" www.investmentrarities.com/05-24-04.html

Ich schrieb bzgl. dessen sogar an den Vorstand der chinesischen Zentralbank. Falls es sich herausstellt, dass China der große Silbershortseller ist, dann kann zumindest nicht behauptet werden, dass sie nicht gewarnt worden wären, genauso wie die Regulatoren in diesem Land.

Bemerkenswerterweise tauchte China, seit ich diese Artikel schrieb, als massiv involviert in zwei aufeinander folgenden Shortselling-Debakeln auf. Das Ölfiasko der China Aviation Fuel www.investmentrarities.com/12-07-04.html sowie im Kupfershortselling-Skandal www.investmentrarities.com/11-29-05.html. Mein Standpunkt ist, während ich darüber spekuliere ob China möglicherweise der große Silberleerverkäufer ist, dass die Notlage durch die Verwicklungen in den desaströsen Leerverkauf von Öl als auch Kupfer meine Spekulation mit Sicherheit nicht abschwächt. Und ich hoffe, dass China der große Silbershortseller ist, da es aufzeigen würde, dass ihre Taschen tief genug sind um zu garantieren und die finanzielle Verantwortung für die Shortpositionen dieses Ausmaßes zu übernehmen.

Das Wer ist weniger wichtig als die Tatsache, dass eine einzigartige Silbershortposition existiert. Wir leben in einer Welt in der abertausende von hoch entwickelten und gutbetuchten Einheiten aktiv nach Investmentchancen aller Art suchen. Es ist das was sie tun und der Grund warum sie existieren. Die einzige Begründung, warum sie Silber nicht entdeckt haben, ist, dass es nicht auf ihren Radarschirmen war. Der aktuell Preisanstieg und die begleitenden Publicity hat Silber in den Augenmerk von vielen gebracht. Viele werden ihre Hausaufgaben machen und zusammenfassen (genau wie es viele von Ihnen getan haben), dass Silber ein großartiges Investment ist.

Das Einzige, was diese finanzstarken und hochgebildeten Einheiten beim Silber vom durchschnittlichen Privatinvestor unterscheidet, ist meiner Meinung nach ihr Wille, die anhaftende Schwäche der Shortseller auszubeuten. Während der durchschnittliche Investor zufrieden damit ist, zu kaufen und zu halten bis Silber zu einem freien Marktpreis notiert, werden diese neuen Einheiten (denken sie an Hedge Fonds) nicht so geduldig sein, sondern den Shortseller vorsätzlich in den Rücken fallen und auf physischer Lieferung bestehen. Sie werden schnell feststellen, dass physisches Silber der Preis und der Schlüssel ist, um die Shortseller zu zerstören. Wir leben in einer Finanzwelt in der Verwundbarkeit nicht lange übersehen wird. Die Silberleerverkäufer werden schließlich lernen, dass auch sie verwundbar sind.



© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 18.04.2006 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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