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Konjunktur auf der Kippe, was nun?

02.08.2015  |  Manfred Gburek
Börsenkommentatoren haben seit Wochen immer wieder von Neuem einen Spruch drauf, der so dumm ist, dass man ihn am liebsten verbannen möchte: Im Zuge der amerikanischen Konjunkturerholung werde die US-Notenbank Fed den Leitzins erhöhen. Wann? Mal ist von September, mal von Dezember, mal sogar erst vom nächsten Jahr die Rede. Das stärke den Dollar und schwäche das Gold, heißt es dann weiter.

Dabei wird ausgeblendet, dass der wirtschaftliche Aufschwung drüben schon im siebten Jahr ist, dass den amerikanischen Konzernen allmählich die Kosten davonzulaufen drohen, dass die lethargische Kursentwicklung an der Wall Street wahrscheinlich eine schwächere Konjunktur vorwegnimmt und dass schlussendlich statt einer Erhöhung eher eine Senkung des Leitzinses angebracht wäre. Doch der liegt bereits auf Null-Niveau.

Fed-Chefin Janet Yellen befindet sich also in einer Falle: Belässt sie es beim Nullzins, muss sie wie bislang weiter Andeutungen machen, die mit der ständigen Wiederholung immer unglaubwürdiger werden. Kommt es dagegen zur Zinserhöhung, dürfte davon ein fatales Signal ausgehen - mit sinkenden Aktienkursen und einem Konjunktureinbruch im Gefolge.

Während der vergangenen Jahre hat neben dem Aufschwung in Amerika zusätzlich der in China dafür gesorgt, dass die Weltwirtschaft insgesamt recht gut über die Runden kam, auch wenn Europa - mit Ausnahme von Deutschland samt Anrainern - schwächelte. Doch wie der Kurssturz an der Börse in Shanghai nebst finanziellen Folgen für chinesische Sparer zeigt, sind von China bis auf Weiteres keine größeren Impulse für die Weltkonjunktur zu erwarten. Von Europa ebenfalls nicht, zumal hier bereits das kleine Griechenland für - nicht nur konjunkturelle, sondern auch strukturelle - Zerwürfnisse sorgen kann.

Sportlich formuliert, könnte man behaupten: Es war selten so spannend, sich mit der Konjunktur zu beschäftigen. Aber wie geht es in der Realität weiter, wenn sogar Nobelpreisträger im Fach Wirtschaft keinen Ausweg kennen? Noch mehr Schulden machen? Davon hat die Welt schon genug. Eine Radikalkur riskieren? Wo soll sie ansetzen, etwa bei einem internationalen Marshallplan oder sogar bei einer Währungsreform? Das eine wie das andere ist denk- und realisierbar, doch dafür müsste alles noch schlimmer kommen, damit die Bremskräfte nachlassen. Was für Aussichten! Und tatsächlich, nur wenn es schlimmer kommt, besteht Aussicht auf einen Erfolg der Radikalkur.

Diese dürfte dort ansetzen, wo sie mehrheitsfähig ist: bei der Neuverteilung des Vermögens. Das ginge in der Eurozone zum Beispiel über die viel diskutierte Transferunion, kaschiert als europäisches Finanzministerium. Das heißt, Deutschland würde zur Kasse gebeten. In den USA müsste man erst den Ausgang der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr abwarten. Doch schon die Obama-Regierung hat trotz der knallharten Opposition durch die Republikaner so manchen Schritt zur Umverteilung geschafft.

Bleiben wir noch etwas in Deutschland: Nachdem die Bundesbank am 20. Juli ihre Statistik zur Geldvermögensbildung (ohne Immobilien und ohne Betriebsvermögen) im ersten Quartal 2015 vorgelegt hatte, stürzten sich die Mainstream-Medien besonders auf eine Zahl: 5212 Milliarden Euro, das Geld, das die Deutschen brutto besitzen, Schwerpunkt Konten und Lebensversicherungen. Dass nach Abzug der Schulden nur 3624 Euro übrig bleiben, war für diese Medien kaum erwähnenswert. Stattdessen plädierten einige von ihnen sogar für die Umverteilung des Vermögens, ganz nach dem Motto: Die reichen Deutschen sollten von ihrem Reichtum gefälligst ärmere Länder, Flüchtlinge u.a. profitieren lassen.

Die Diskussion darüber droht auf eine schiefe, allzu emotionale Bahn zu geraten: Statt die Voraussetzung dafür zu schaffen, dass die wirklich Reichen, die in der genannten Vermögensstatistik nur marginal erfasst sind, Anreize zur freiwilligen Umverteilung erhalten, fummelt die jetzige Bundesregierung weiter an ihrer Klientelpolitik herum: Nach der Rente mit 63 und dem bürokratischen Monster namens Mindestlohn müssen wir uns wohl auf noch Schlimmeres gefasst machen. Wer bremst die zuständige Ministerin Andrea Nahles? Die Kanzlerin, so sieht es aus, eher nicht.

Eine Prognose für die kommende Bundestagswahl gefällig: Nachdem ein Teil der politischen Mitte, im Wesentlichen bestehend aus Kreisen der CDU, nach links gerückt ist, tut sich im konservativen Teil eine immer größere Lücke auf. Ein Leserbrief an die FAZ formulierte das neulich so treffend, dass ich ihn hier zitiere: "Das übliche Geschwätz von der 'Naivität' kritischer Staatsbürger ist bekannt und überzeugt längst nicht mehr. Auch die Nazikeule trifft nicht mehr. Es ist dringend zu wünschen, dass auch in Deutschland der sogenannte 'Rechtspopulismus' an Boden gewinnt."

Womit wir wieder bei den Medien sind: Dürfen sich zum Beispiel ARD und ZDF frank und frei mit dem "Rechtspopulismus" beschäftigen, ohne auf Anweisung von oben dessen - wirkliche oder nur an den Haaren herbeigezogene - Gefahren nennen zu müssen? Diese mediale Gratwanderung wird schwierig. Als Lösung böte sich an, dem Volk aufs Maul zu schauen und unkommentiert nur das wiederzugeben, was das Volk sagt und denkt. Doch bereits die Auswahl der Stimmen ermöglicht jegliche Manipulation. Am Ende wird die schweigende Mehrheit an der Wahlurne entscheiden.

Das Ganze hat auch mit der Konjunktur zu tun, und zwar nicht zu knapp: Bricht sie ein, steigt erfahrungsgemäß die Zahl der Protestwähler. In diesem Fall sogar mit Hebelwirkung. Denn der Unmut der Bevölkerung - nicht allein der deutschen - hat sich wegen der verwegenen Rettungsmanöver zugunsten von Griechenland inzwischen derart aufgestaut, dass allein schon daraus ein Hebel entsteht. Den Rest besorgen die amerikanische Notenbank Fed und die Börse in Shanghai. So vielfältig und spannend kann das Thema Wirtschaft sein.

Wundern Sie sich also nicht, wenn es von nun an wirtschaftlich drunter und drüber gehen wird. Hoffentlich sind Sie darauf mit genug Barem auf einem Tagesgeldkonto (ab 100.000 Euro auf mehreren Konten) und mit Gold in gängigen Anlagemünzen und/oder Barren in einem sicheren heimischen Safe vorbereitet. Für die Anlage größerer Beträge empfiehlt sich zusätzlich zum Beispiel die Schweiz. Renommierte Edelmetallhändler helfen Ihnen weiter.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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