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Der Bund zwischen US-Dollar und Gold

29.08.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Bislang besteht ein stabiler Zusammenhang zwischen dem Außenwert des US-Dollar und dem Goldpreis. Das wird aber wohl nicht so bleiben. Der US-Dollar ist die Weltreservewährung, allen Unkenrufen zum Trotz. Das heißt nicht, dass der Greenback das wäre, was man als stabile Währung bezeichnen würde.

Ganz im Gegenteil. Auch der US-Dollar wird inflationiert, und er hat in den letzten Jahrzehnten gegenüber vielen anderen Währungen merklich abgewertet. Geschmälert hat das die Schlüsselrolle, die er in der globalen Kredit- und Geldarchitektur spielt, ganz offensichtlich jedoch nicht.

Open in new windowDie Gründe dafür sind vielfältig. Der US-Dollar bietet nach wie vor die größten und liquidesten Finanzmärkte - und steht daher hoch in der Gunst der Investoren. Das Banken- und Finanzsystem hat sich unter der US-Dollar-Vorherrschaft internationalisiert. Die Konditionen auf den US-Dollar-Märkten setzen weltweite Standards. Und last but not least: Schenkt man den offiziellen Angaben Vertrauen, verfügen die Vereinigten Staaten von Amerika nach wie vor über die weltweit größten Goldreserven, 8.133,5 Tonnen.

Der US-Dollar ist zwar längst nicht mehr einlösbar in physisches Gold. Das heißt jedoch nicht, dass es keine Verbindung mehr zwischen dem Greenback und dem gelben Metall geben würde. Zwischen Außenwert des US-Dollar und dem Goldpreis (in US-Dollar gerechnet) bestand in den letzten Jahrzehnten eine mehr oder weniger ausgeprägte negative Beziehung: Eine Aufwertung des US-Dollar-Außenwertes dämpfte den Goldpreis in US-Dollar gerechnet, eine Abwertung ließ ihn steigen.

War das Vertrauen der Sparer und Investoren in den US-Dollar groß, nahm die Goldnachfrage ab, und der Goldpreis gab nach. Zeigten sich hingegen Zweifel am US-Dollar und wertete er gegenüber anderen Währungen ab, stiegen die Goldnachfrage und der Goldpreis in US-Dollar gerechnet in die Höhe.

Zwischen dem Außenwert des US-Dollar und dem Goldpreis verhält es sich bislang also so, wie es sich früher zwischen einer Banknote, die zum Eintausch in physisches Gold berechtigte, und dem Marktpreis des Goldes verhielt. Schwand das Vertrauen in die Bereitschaft und Fähigkeit des Banknoten-Emittenten, sie auf Verlangen in Gold einzulösen, handelte die Banknote mit einem Abschlag ("Discount") gegenüber dem Marktpreis des Goldes. Glaubte man hingegen an ihre jederzeitige Einlösbarkeit, handelte sie zum Nennwert (d. h. zu par).

Es gibt Gründe, warum der seit Jahrzehnten bislang bestehende Bund zwischen US-Dollar und Gold sich künftig lockern, vielleicht sogar auch irgendwann einmal ganz auflösen könnte. Der Grund ist der Folgende:

Wie alle nichteinlösbaren Währungen der Welt leidet auch der US-Dollar unter den Folgendes Fiat-Geldunwesens: Kaufkraftschwund, wachsende Verschuldung und wiederkehrende Wirtschaftsstörungen ("Boom-und-Bust"). Die "Ankerfunktion" des US-Dollar für das Weltfinanzsystem wird daher irgendwann an Grenzen stoßen - weil die Kaufkraft des US-Dollar durch immer größere Geldmengenvermehrungen zusehends ausgehöhlt wird und Sparer und Investoren sich nach Alternativen umsehen werden.

Allerdings wird der US-Dollar seinen Status als "sicherer Hafen", den er derzeit im Universum der ungedeckten Papierwährungen genießt, so bald wohl nicht einbüßen. Aber er wird ihn immer stärker teilen müssen, und zwar mit dem Gold. Gold ist das ultimative Zahlungsmittel, ein seit Jahrtausenden bewährtes Geld. Es hat kein Zahlungsausfallrisiko. Gold kann vor allem nicht durch politische Willkür entwertet werden.

Und es wird - anders als ungedecktes Papiergeld seinem Besitzer niemals einen Totalverlust bescheren. Gold hat nämlich neben seinem monetären Wert (Geldfunktion) immer noch einen nicht-monetären Wert (Verwendung in der Industrie und zu Schmuckzwecken). Bei ungedecktem Papiergeld stehen die Dinge anders: Verliert es seine Geldfunktion, wird es wertlos, sein Tauschwert kann bis auf null fallen.

Dass Gold wieder weiter an Attraktivität gewinnen wird, liegt auch am weltweiten Rückgang der Zinsen, der sich wohl kaum mehr umkehren lassen wird. Solange man noch mit Bankguthaben eine Rendite verdienen konnte, war das Halten von Gold quasi benachteiligt - denn der Goldhalter musste auf Zinsen verzichten, die er mit
dem Halten von verzinslichen Bankguthaben hätte verdienen können.

Angesichts schwindender Zinsen wird die Goldhaltung ein attraktiver Ersatz für das Halten von Bankeinlagen in Form von Termin und Spareinlagen. Woran ließe sich erkennen, dass es zu einem Wiederaufstieg des Goldes kommt? Die Antwort lautet: Der Außenwert des US-Dollar steigt, und gleichzeitig geht auch der Goldpreis in US-Dollar in die Höhe.

Die wachsenden Probleme im weltweiten ungedeckten Papiergeldsystemwerden sich nicht dauerhaft mit geldpolitischen Tricksereien übertünchen lassen. Bevor aber der US-Dollar ernstlich ins Wanken gerät, werden zuvor erst noch viele andere Währungen, die quasi vom Greenback abhängen - wie etwa Euro und japanischer Yen -, in arge Bedrängnis geraten.

Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn der Drang in den US-Dollar-Außenwert zunächst noch weiter anhält und die amerikanische Währung ihren Mitte 2011 begonnenen Anstieg fortsetzt - und zwar als Vorstufe eines steigenden Goldpreises.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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