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Das Kleine-Welt-Phänomen

17.09.2015  |  Captain Hook
Laut Wikipedia ist das oft als "Six Degrees of Separation" bezeichnete Kleine-Welt-Phänomen die Theorie, dass alle Menschen und Dinge nur maximal sechs Schritte voneinander entfernt sind. Über Bekanntschaftsketten in Form von "der Freund eines Freundes" lässt sich demnach in maximal sechs Schritten eine Verbindung zwischen zwei vollkommen beliebigen Personen herstellen. Diese Theorie wurde ursprünglich 1929 durch Frigyes Karinthy entwickelt und gewann 1990 durch das Theaterstück "Six Steps of Separation" von John Guare an Popularität.

Wenn man einen Schritt weiter geht, kann die Theorie erweitert werden, um eine oberflächliche Erklärung dafür zu liefern, dass die Welt zu "schrumpfen" scheint. Das ist zwar eigentlich eine Folge der modernen Technologien, aber über die Fakten zu sprechen, macht ja viel weniger Spaß, oder? Das gehörte sowieso noch nie zu den Stärken der Menschheit. Wir sind Hedonisten und Träumer und bevorzugen eine schöne Fiktion. Der Eindruck einer kleiner werdenden Welt durchdringt alle Bereiche menschlicher Interaktion auf die eine oder andere Weise, einschließlich der Politik, der Wirtschaft und aller unserer verschiedener Organisationsformen.

Dieses Gefühl ist leicht zu verstehen, wenn man beobachtet, wie aufgrund der Technologie alles viel näher zusammenrückt: Das betrifft sowohl die Mobilität, als auch die soziale Interaktion und unsere Wahrnehmung. Immer mehr Menschen können heute mal schnell um den halben Globus reisen. Und wer sich das nicht leisten kann, legt einfach ein Facebook-Profil an und schon ist er weltweit sozial vernetzt. Arm oder reich, die Welt schrumpft. Klar, dass die Menschen von diesem Phänomen fasziniert sind. Doch was, wenn ich Ihnen sagen würde, dass sich das alles ändern wird? Wenn ich zu bedenken gebe, dass uns in dieser Hinsicht eine enorme Umwälzung bevorsteht, weisen die meisten diesen Gedanken zunächst einmal von sich. Sie sollten dennoch unvoreingenommen bleiben - das wird Ihnen helfen, die kommenden Dinge zu überstehen.

Wenn man genau hinsieht, kann man es schon erkennen. Die Welt bricht auseinander und richtet sich neu aus. Die Zahl derer, die erkennen, dass das unipolare Amerikanische Großreich aufgrund natürlicher Beschränkungen die Grenzen seiner Macht erreicht, wächst beständig - und sie setzen auf Dezentralisierung, um zu überleben.

Der Währungsabwertungswettlauf der Volkswirtschaften ist derzeit das augenscheinlichste Zeugnis dieses Zustandes, stellt aber nur den Beginn eines viel umfassenderen Protektionismus dar, während dessen Entwicklung man sich auf einen zunehmenden wirtschaftlichen Umbruch gefasst machen sollte, der bis ins Zentrum des Systems vordringen wird, da der Verfall der Peripherie sich endlich zu rächen beginnt. Mit dem weiter sinkenden Lebensstandard wird das offenkundig werden, selbst für die obersten 1%. Die politische Klasse und die Bourgeoisie des Westens sollten davon Notiz nehmen, denn die Gegenreaktion auf die herrschende räuberische Politik könnte heftig ausfallen. Der Versuch, den Verfall zu verheimlichen, um das Vertrauen und die Ressourcen der Öffentlichkeit weiter auszunutzen, ist Verrat.

Wie dem auch sei, eines ist sicher: Dieser Prozess (die Dezentralisierung weg von der amerikanischen Großmacht) wird sich beschleunigen, je schneller die Dinge auseinanderdriften. Es ist ratsam, die westlichen (und chinesischen) Blasen an den Aktien- und Anleihenmärkten im Auge zu behalten, denn die Märkte sind schon seit Längerem sechs Schritte von der Realität entfernt.

Ein Zwischenfall ist mittlerweile wahrscheinlich. Dieses Signal sendet auch die verstärkte Volatilität der Märkte in letzter Zeit. Sie sagt uns, dass etwas ganz stark im Argen liegt. Erst vor Kurzem wurde bezüglich der Volatilität das stärkste Erdbeben seit dem Schwarzen Montag von 1987 gemessen. Ein Zeichen dafür, dass die echten Probleme gleich um die Ecke warten: Eine "Korrektur", die die rücksichtslosen Spekulanten endlich von ihrem Geld trennt. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass dieser Prozess sich jetzt beschleunigt, dass uns mehr Turbulenzen dieser Art bevorstehen und dass wir in der Zeit von September bis Oktober mit gestiegener Volatilität an der Aktienmärkten rechnen müssen.

Wer weiß, wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie also vielleicht nicht nur von Ihrem Geld getrennt, sondern auch von Ihrem Verstand (wenn das nicht sowieso schon der Fall ist). Bei einem Crash sind alle zunächst vor Angst wie gelähmt, doch sobald diese Reaktion nachlässt, tendieren sie dazu, in Panik auszubrechen. Wie die großen Kursgewinne an den Börsen seit Montag zeigen, ist es noch nicht ganz soweit. Sich jetzt selbstgefällig zurückzulehnen, oder schlimmer, unbesonnen und gierig zu handeln, wäre jedoch keine gute Idee - Erdbeben werden meist von Nachbeben gefolgt und das am letzten Montag entsprach mindestens einer 9 auf der Richterskala.

Die Abwanderung aus den Märkten könnte zunehmen, je weiter die Saison der Volatilität voranschreitet. Im Moment haben wir noch unverhüllte Interventionen, Aktienrückkäufe der Unternehmen, das bevorstehende lange Wochenende und Bilanzverschönerungen zum Monatsende, um die Kurse hochzutreiben. Aber sobald die Munition verschossen ist, ist es an einer immer anfälliger werdenden Gruppe von Optimisten, den Ball auch im September oben zu halten - und wahrscheinlich werden sie ihn fallen lassen (zum Beispiel wenn die Put-Call-Ratio der offenen Positionen fällt und einen Short Squeeze auslöst).

Es stellt sich die Frage, ob eindeutige technische Daten existieren, die diese Theorie stützen. Nach Betrachten des untenstehenden Wochencharts des S&P 500 können wir die Frage mit einem vorsichtigen "ja" beantworten und darauf hinweisen, dass, sobald der Bollinger Bands Width Indicator (BBW) nach oben ausbricht, auch die Volatilität stark zunehmen wird. Das Rekordniveau der Margin Debt, der Tiefststand der Institutional Cash Reserves und jetzt auch noch die Kapitalabflüsse auf Rekordniveau bedeuten, dass es am Markt zu einer beispiellosen Bewegung kommen könnte.

Als wichtigste Anzeichen haben wir im Chart den Trendkanal, Test fehlgeschlagen, das Nachgeben der Fibonacci-Signatur und die Auflösung der Diamant-Formation im RSI. Es fehlt also nur der Ausbruch des BBW-Indikators zusammen mit dem Unterschreiten der wichtigen Fibonacci-Unterstützung im MACD und im ROC-Indikator und ein negatives technisches Bild wäre vollendete Tatsache. Das sollte im September passieren, irgendwann in der Zeit nach dem Labour Day, wenn die Preismanager nicht die geringen Handelsvolumen auf ihrer Seite haben und der Verfall der Optionen kurz bevorsteht.

Sie werden sich daran erinnern, dass das Put-Call-Verhältnis der offenen Positionen in Schlüsselindices und ETFs (SPX, SPY, OEX...) sinkt und der Verfall der darin enthaltenen Optionen gegen die Bullen (also gegen die Kursstabilität) arbeiten wird - allen Bemühungen der Fed zum Trotz, die Käufer wieder zurück an den Markt zu holen (siehe Abb. 1).


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