Daten der Realwirtschaft vs. der Film "Der Sturm"
06.10.2015
Mit einem stürmischen Jahr an den Finanzmärkten war angesichts des anstehenden geldpolitischen Regimewechsels zu rechnen. Die jüngste Entwicklung an den Aktien- und Anleihemärkten zeichnet jedoch ein düstereres Bild, als es die reale Wirtschaftslage nahelegt.
"Der Sturm" ist ein mittlerweile 15 Jahre alter Film mit George Clooney, der in dem Streifen als Schwertfischfangschiffkapitän trotz Unwetterwarnung ausläuft und am Ende dann mit seinem Trawler samt Besatzung in den sturmgepeitschten Fluten versinkt. Zwar erfüllte "Der Sturm" nicht die in ihn gesetzten großen Erwartungen, was auch an der mitunter langatmigen Handlung lag. Der bei den Dreharbeiten aufkommende Hurrikan "Floyd" bot dem Regisseur Wolfgang Petersen jedoch eine ideale Kulisse für realitätsnahe Filmszenen und vermittelte den Kameraleuten einen sehr nachdrücklichen Eindruck von den Gefahren eines Sturms.
An den Börsen fühlten sich die vergangenen Wochen vielleicht nicht nach einem Sturm biblischen Ausmaßes an, ordentlich durchgeschüttelt wurden aber so ziemlich alle Bereiche - von Aktien über Währungen und Rohstoffen bis hin zu Unternehmensanleihen. Dabei war ja schon zu befürchten, dass 2015 ein raues Jahr werden würde. Der bevorstehende geldpolitische Regimewechsel in den USA bot schon zu Jahresbeginn ausreichend Anlass für Unsicherheit an den Finanzmärkten.
Dass dieser Zustand sich aber über das ganze Jahr hinziehen würde und die US-Notenbank die Anleger selbst zum Jahresende im Ungewissen über ihre nächsten Schritte lassen könnte, stand dagegen kaum zu erwarten. Dabei bemühte sich die Fed redlich, mithilfe der sogenannten Forward Guidance und Dot Plots Transparenz und Verlässlichkeit zu schaffen. Bei den Dot Plots geben die zwölf Mitglieder des Federal Open Market Committees (FOMC) ihre Erwartung zu den Leitzinsen (Fed Funds Rate) am Ende der nächsten Jahre an.
Angesichts der erfreulichen Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten, die ein recht robustes Bild von der US-Konjunktur zeichnen, sprachen sich noch im vergangenen Juni die meisten Mitglieder für eine Zinsanhebung im laufenden Jahr aus. Daher gibt die jüngste Entscheidung der Fed, die Zinsen unverändert zu belassen, Rätsel auf. Auch wurden die Erwartungen hinsichtlich zukünftig vorherrschender Zinsen erneut nach unten revidiert.
Nicht wenige Marktteilnehmer sehen in der Folge die Glaubwürdigkeit der Notenbanker als gefährdet an. Als Erklärung für die zögerliche Haltung der Fed-Chefin Yellen, die wiederholt für 2015 angekündigte Leitzinserhöhung auch umzusetzen, kann daher nur die prekäre Lage in den als Emerging Markets bezeichneten aufstrebenden Ländern dienen. Ein in Folge höherer US-Zinsen erstarkender Dollar würde diesen Ländern, die zudem unter dem Verfall des Ölpreises als einer der wichtigsten Einnahmequellen leiden, den vertragsmäßigen Schuldendienst zusätzlich erschweren.
Doch das Problem ist hausgemacht. Zu groß war sowohl für Staaten als auch Unternehmen die Versuchung der vergangenen Jahre, die vorherrschenden Niedrigstzinsen zu nutzen und Kredite in US-Dollar in nennenswerten Umfang an den Märkten aufzunehmen. Nun rächt sich diese Sorglosigkeit.
Mit ihrer Zinspolitik und mehr noch, der Begründung, schürte die Fed die schwelenden Ängste vor einer drohenden Deflation und trug so zu einer sich weiter zuspitzenden Lage an den Finanzmärkten bei. Besonders hart getroffen hat es dabei die Währungen einiger Entwicklungsländer, darunter den brasilianischen Real, der seit Jahresbeginn annähernd 35% seines Wertes zum US-Dollar verlor. Aber auch die türkische Lira und andere lateinamerikanische und asiatische Währungen stehen erheblich unter Druck.
"Der Sturm" ist ein mittlerweile 15 Jahre alter Film mit George Clooney, der in dem Streifen als Schwertfischfangschiffkapitän trotz Unwetterwarnung ausläuft und am Ende dann mit seinem Trawler samt Besatzung in den sturmgepeitschten Fluten versinkt. Zwar erfüllte "Der Sturm" nicht die in ihn gesetzten großen Erwartungen, was auch an der mitunter langatmigen Handlung lag. Der bei den Dreharbeiten aufkommende Hurrikan "Floyd" bot dem Regisseur Wolfgang Petersen jedoch eine ideale Kulisse für realitätsnahe Filmszenen und vermittelte den Kameraleuten einen sehr nachdrücklichen Eindruck von den Gefahren eines Sturms.
An den Börsen fühlten sich die vergangenen Wochen vielleicht nicht nach einem Sturm biblischen Ausmaßes an, ordentlich durchgeschüttelt wurden aber so ziemlich alle Bereiche - von Aktien über Währungen und Rohstoffen bis hin zu Unternehmensanleihen. Dabei war ja schon zu befürchten, dass 2015 ein raues Jahr werden würde. Der bevorstehende geldpolitische Regimewechsel in den USA bot schon zu Jahresbeginn ausreichend Anlass für Unsicherheit an den Finanzmärkten.
Dass dieser Zustand sich aber über das ganze Jahr hinziehen würde und die US-Notenbank die Anleger selbst zum Jahresende im Ungewissen über ihre nächsten Schritte lassen könnte, stand dagegen kaum zu erwarten. Dabei bemühte sich die Fed redlich, mithilfe der sogenannten Forward Guidance und Dot Plots Transparenz und Verlässlichkeit zu schaffen. Bei den Dot Plots geben die zwölf Mitglieder des Federal Open Market Committees (FOMC) ihre Erwartung zu den Leitzinsen (Fed Funds Rate) am Ende der nächsten Jahre an.
Quelle: Bloomberg
Angesichts der erfreulichen Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten, die ein recht robustes Bild von der US-Konjunktur zeichnen, sprachen sich noch im vergangenen Juni die meisten Mitglieder für eine Zinsanhebung im laufenden Jahr aus. Daher gibt die jüngste Entscheidung der Fed, die Zinsen unverändert zu belassen, Rätsel auf. Auch wurden die Erwartungen hinsichtlich zukünftig vorherrschender Zinsen erneut nach unten revidiert.
Nicht wenige Marktteilnehmer sehen in der Folge die Glaubwürdigkeit der Notenbanker als gefährdet an. Als Erklärung für die zögerliche Haltung der Fed-Chefin Yellen, die wiederholt für 2015 angekündigte Leitzinserhöhung auch umzusetzen, kann daher nur die prekäre Lage in den als Emerging Markets bezeichneten aufstrebenden Ländern dienen. Ein in Folge höherer US-Zinsen erstarkender Dollar würde diesen Ländern, die zudem unter dem Verfall des Ölpreises als einer der wichtigsten Einnahmequellen leiden, den vertragsmäßigen Schuldendienst zusätzlich erschweren.
Quelle: Bloomberg
Doch das Problem ist hausgemacht. Zu groß war sowohl für Staaten als auch Unternehmen die Versuchung der vergangenen Jahre, die vorherrschenden Niedrigstzinsen zu nutzen und Kredite in US-Dollar in nennenswerten Umfang an den Märkten aufzunehmen. Nun rächt sich diese Sorglosigkeit.
Mit ihrer Zinspolitik und mehr noch, der Begründung, schürte die Fed die schwelenden Ängste vor einer drohenden Deflation und trug so zu einer sich weiter zuspitzenden Lage an den Finanzmärkten bei. Besonders hart getroffen hat es dabei die Währungen einiger Entwicklungsländer, darunter den brasilianischen Real, der seit Jahresbeginn annähernd 35% seines Wertes zum US-Dollar verlor. Aber auch die türkische Lira und andere lateinamerikanische und asiatische Währungen stehen erheblich unter Druck.