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Chinas Rückkehr sorgt für erneute Unsicherheit

08.10.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legen am Morgen zu und machen damit einen Teil ihrer Verluste von gestern wieder wett. Brentöl steigt auf 52 USD je Barrel, WTI auf 48 USD je Barrel. Noch immer scheinen die optimistischen Äußerungen von OPEC-Generalsekretär el-Badri zur Ölnachfrage nachzuwirken. Auch die Bodenoffensive der syrisc

hen Armee mit russischer Unterstützung dürfte preisunterstützend sein. Gestern hatte Brentöl zwischenzeitlich ein 5-Wochenhoch von gut 53 USD je Barrel erreicht, bevor enttäuschende US-Lagerdaten die Preise unter Druck setzten. Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 3 Mio. Barrel gestiegen. Das API hatte dagegen am Vortag einen Lagerabbau berichtet. Auch in Cushing stiegen die Ölvorräte.

Die Lagerbestände bei Benzin stiegen gegen den saisonalen Trend ebenfalls weiter. Bei den Destillaten kam es dagegen zu einem (saisonüblichen) Lagerabbau. Die Rohölimporte gingen zwar merklich zurück. Dies wurde aber durch eine deutlich gesunkene Rohölverarbeitung ausgeglichen. Denn viele Raffinerien führen derzeit Wartungsarbeiten durch und stellen auf Winterbetrieb um.

Überraschend war der Anstieg der Rohölproduktion um 76 Tsd. Barrel pro Tag, was einen bevorstehenden starken Rückgang der US-Ölproduktion in Zweifel ziehen lässt. Sollten die Zweifel Oberhand gewinnen, dürften die Ölpreise ihre jüngsten Gewinne wieder abgeben. Denn die Erwartung eines starken Produktionsrückgangs war ein wichtiger Grund für den Preisanstieg in den letzten Tagen.


Edelmetalle

Bei den Edelmetallen kommt es heute Morgen nach den starken Preisanstiegen der letzten Tage zu Gewinnmitnahmen, die die Preise deutlich belasten. Gold verbilligt sich auf 1.140 USD je Feinunze, Silber fällt sogar um 3% auf 15,6 USD je Feinunze. Die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs verzeichneten gestern den zweiten Tag in Folge deutliche Abflüsse - knapp 54 Tonnen nach gut 59 Tonnen zuvor. Die Bestände sind damit erstmals seit Juli 2013 unter das Niveau von 19.000 Tonnen gerutscht. A

uch bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gab es zuletzt zwei Tage in Folge Abflüsse, wobei sich diese mit insgesamt 2,2 Tonnen aber in Grenzen hielten. Bloomberg berichtet ebenfalls, dass die chinesische Zentralbank (PBoC) im September rund 15 Tonnen Gold gekauft hat und beruft sich dabei auf Daten von der Internetseite der PBoC. Damit hat die PBoC den dritten Monat in Folge ihre Goldreserven aufgestockt, wobei die Goldkäufe höchst moderat ausfielen. Dies dürfte aber wiederum der Intervention der Zentralbank am Devisenmarkt geschuldet sein, im Zuge derer die Währungsreserven fünf Monate in Folge zurückgingen.

Im September schrumpften sie um weitere 43,3 Mrd. USD, nach einem Rückgang um 93,9 Mrd. USD im August. Zuletzt hat auch die Türkei wenig Gold nachgefragt. Deren Importe beliefen sich im September auf nur noch 1,45 Tonnen, nach 11,7 Tonnen im August. Die rekordhohen Goldpreise in lokaler Währung dürften das Kaufinteresse geschmälert haben. Heute Abend wird das Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht. Die Sitzung fand aber vor dem jüngsten enttäuschenden US-Arbeitsmarkbericht statt, so dass die Aussagen darin teilweise veraltet sind und nicht überbewertet werden sollten.


Industriemetalle

Die chinesischen Marktteilnehmer sind nach dem Ende der "Goldenen Woche" zurück, was offenbar sogleich zu einer erhöhten Unsicherheit an den Märkten beiträgt. Denn die Metallpreise sind heute Morgen allesamt im Minus. Die chinesischen Aktienmärkte zeigen sich allerdings fest - der CSI 300 legt um knapp 3% zu -, wovon die Metalle jedoch nicht profitieren.

Gestern noch verzeichneten sie teilweise kräftige Preiszuwächse und holten damit wohl den Anstieg der Ölpreise vom Vortag nach. So handelte zum Beispiel Nickel gestern in der Spitze auf einem Wochenhoch von 10.300 USD je Tonne. Die International Nickel Study Group (INSG) hat gestern ihre Einschätzung zur Lage am globalen Nickelmarkt präsentiert.

Für 2015 hat sie den erwarteten Angebotsüberschuss nochmals auf jetzt 49 Tsd. Tonnen angehoben. Grund hierfür ist die Produktion von Nickelroheisen in China, die sich trotz des Exportverbots von unbehandelten Erzen in Indonesien stärker zeigt als bislang antizipiert. 2016 soll es erstmals seit fünf Jahren wieder zu einem Angebotsdefizit kommen, welches die INSG auf 23 Tsd. Tonnen beziffert.

Angetrieben von China soll die weltweite Nickelnachfrage stärker anziehen als in diesem Jahr, wohingegen das Angebot noch marginal rückläufig sein dürfte. Sollte es wegen der niedrigen Preise wie von uns erwartet zu Produktionskürzungen kommen, dürfte das Defizit im nächsten Jahr wohl größer ausfallen. Dies würde höhere Nickelpreise rechtfertigen.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Rohzucker im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2016 schloss gestern mit 13,98 US-Cents je Pfund auf einem 7-Monatshoch. In den letzten 2 Wochen verteuerte sich Zucker um mehr als 20%. Marktteilnehmer lösen offensichtlich ihre Short-Positionen auf und verstärken damit den Preisanstieg. Dies zeigen auch die Positionierungsdaten der CFTC. In der Woche zum 29. September bestanden demnach die höchsten spekulativen Netto-Long-Positionen seit Juli 2014.

Bis vor wenigen Wochen bestanden dagegen noch beträchtliche (Netto-)Short-Positionen. Das unabhängige australische Analysehaus Green Pool hatte am Mittwoch neue Schätzungen zum globalen Zuckermarkt für 2015/16 veröffentlicht und hob die Defizitschätzung wegen einer geringeren Zuckerproduktion in China und Indien von 4,6 Mio. Tonnen auf 5,6 Mio. Tonnen an. Grund hierfür sind die niedrigen Zuckerpreise der letzten Jahre.

Auch das Wetterphänomen El Niño trägt zur erneuten Abwärtsrevision bei und wirkt sich vor allem in Indien negativ auf die Produktion aus. Laut indischem Wetterdienst liegt der diesjährige Monsun 14% hinter der Norm zurück. Wir warnen allerdings davor, den kräftigen Preisanstieg der letzten Wochen fortzuschreiben. Gewinnmitnahmen kämen für uns nicht überraschend. Eine erneute Abschwächung des Brasilianischen Real aufgrund politischer Turbulenzen in Brasilien - Staatspräsidentin Rousseff droht ein Amtsenthebungsverfahren - könnten ein Auslöser dafür sein.

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