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Weiter Gegenwind für Platin und Palladium

03.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gingen gestern mit leichten Verlusten aus dem Handel. Brent notiert heute Morgen wenig verändert bei 48,5 USD je Barrel, WTI bei 46 USD je Barrel. Die gestern aus China und den USA veröffentlichten Konjunkturdaten zur Wirtschaftsaktivität im verarbeitenden Gewerbe deuten auf eine nur verhalten wachsende Ölnachfrage in den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern hin.

Sie trugen damit ebenso zur Preisschwäche bei wie mutmaßliche Verkäufe der spekulativen Finanzanleger. Deren Netto-Long-Positionen bei Brent fielen in der Woche zum 27. Oktober um weitere 20,6 Tsd. auf 139,2 Tsd. Kontrakte. Dies entspricht dem niedrigsten Niveau seit Mitte September. Der Rückgang der Netto-Long-Positionen war dabei ausschließlich auf einen Aufbau von spekulativen Short-Positionen zurückzuführen.

Bei Gasöl bestehen inzwischen sogar rekordhohe Netto-Short-Positionen von 24,2 Mio. Kontrakten. Die pessimistische Stimmung der Anleger wird durch das anhaltende Überangebot geschürt. Wie wir gestern berichtet hatten, produzierte die OPEC auch im Oktober deutlich mehr Rohöl als vom Markt benötigt. Der Rückgang der US-Ölproduktion kann dies zumindest bislang nicht ausgleichen.

Wenig zuversichtlich stimmen auch Nachrichten aus Industriekreisen, wonach Katar, Abu Dhabi und Saudi-Arabien angeblich nicht dringend erforderliche Wartungsarbeiten auf das nächste Jahr verschieben würden, um die Ölproduktion möglichst auf einem hohen Niveau zu halten und Kosten zu sparen, bevor im nächsten Jahr die iranischen Ölexporte möglicherweise deutlich steigen.


Edelmetalle

Gold zeigt sich heute Morgen nur leicht erholt, nachdem es gestern auf ein 4-Wochentief von 1.133 USD je Feinunze gefallen war. In Euro gerechnet notiert Gold bei rund 1.030 EUR je Feinunze und damit auf dem Niveau, bevor die EZB vor knapp zwei Wochen praktisch eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik angekündigt hatte. Der größte Verlierer unter den Edelmetallen war gestern Palladium. Das hauptsächlich in der Autoindustrie verwendete Edelmetall verbilligte sich um über 4% und rutschte erstmals seit Ende September wieder unter 650 USD je Feinunze.

Neben neuerlichen Abflüssen aus den ETFs - gestern wurden die Bestände abermals um 31,6 Tsd. Unzen reduziert - dürfte dies auch auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein. Denn die Netto-Long-Positionen waren in der Woche zum 27. Oktober auf 13,5 Tsd. Kontrakte gestiegen, den höchsten Stand seit Anfang Juni. Sie wurden sieben Wochen in Folge aufgebaut, womit der Preisanstieg bis dahin wohl zumindest teilweise spekulativ getrieben war. Seitdem ist der Palladiumpreis deutlich gefallen, was auf einen Abbau der Positionen schließen lässt.

Wegen der derzeit negativen Investmentnachfrage und der spekulativen Marktpositionierung besteht unseres Erachtens für den Palladiumpreis weiteres Abwärtspotenzial. Ähnlich sieht es bei Platin aus. Hier liegen die Netto-Long-Positionen mit 22,3 Tsd. Kontrakten sogar auf einem 9-Monatshoch. Ähnlich wie bei Palladium kommt es auch bei Platin mittlerweile verstärkt zu Abflüssen aus den ETFs. Sollten sich neben diesen "starken" Händen auch die "schwachen" Hände (Spekulanten) zurückziehen, wird dies wohl den Platinpreis belasten.


Industriemetalle

Die Metallpreise reagierten gestern zunächst nicht auf den etwas besser als erwartet ausgefallenen ISM-Index für das verbarbeitende Gewerbe in den USA, welcher sich im Oktober knapp über der Marke von 50 hielt. Erst im späten Handelsverlauf kam es zu einer Erholungsbewegung, die sich heute Morgen bei den meisten Metallen fortsetzt. So kostet zum Beispiel Aluminium wieder etwas mehr als 1.500 USD je Tonne.

Alcoa, der größte US-Aluminiumproduzent, hatte gestern angekündigt, aufgrund des schwierigen Marktumfelds Schmelz- und Verarbeitungskapazitäten mit höheren Produktionskosten stillzulegen. Demnach sollen bis Ende des nächsten Quartals Schmelzkapazitäten von 503 Tsd. Tonnen p.a. und Verarbeitungskapazitäten für Tonerde (Alumina) im Umfang von 1,2 Mio. Tonnen p.a. geschlossen werden. Seit der Ankündigung Anfang März dieses Jahres hätte Alcoa somit über 670 Tsd. bzw. 2,5 Mio. Tonnen an jährlichen Schmelz- und Verarbeitungs¬kapazitäten stillgelegt.

Unseres Erachtens bedarf es aber weiterer und noch deutlich umfangreicherer Produktionskürzungen - vor allem in China -, damit der Aluminium¬preis wieder nachhaltig steigt. Unter Druck steht dagegen der Nickelpreis, der nur noch knapp über der Marke von 10.000 USD je Tonne handelt. Das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS erwartet für dieses Jahr nur einen marginalen Anstieg der weltweiten Edelstahlproduktion um 1% auf 42,1 Mio. Tonnen. Im nächsten Jahr soll die Dynamik wieder etwas zunehmen – MEPS rechnet dann mit einem Anstieg um gut 2% auf ein neues Rekordhoch von 43 Mio. Tonnen.


Agrarrohstoffe

So wie die trockenheitsbedingt schlechte Bewertung der Pflanzenqualität letzte Woche den Weizenpreis getrieben hatte, drückt nun die Verbesserung der Bewertung auf die Notierungen. Am Montag letzter Woche hatte das US-Landwirtschaftsministerium in der ersten landesweiten Zusammenstellung des Jahres den Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Winterweizenpflanzen mit 47% angegeben.

Im Vorjahr waren es immerhin 59% gewesen. Nach Regenfällen in einigen Anbaugebieten in den letzten Tagen hat sich der Anteil nun auf 49% erhöht. Dies reichte aus, um den Preis gestern um 2,7% sinken zu lassen. Auch der Weizenpreis in Paris gab geringfügig nach und handelt wieder unter 180 Euro je Tonne.

Der Zuckerpreis stieg gestern um 4% und nahm die Hürde von 15 US-Cents je Pfund. Mit 15,11 US-Cents je Pfund kostet Rohzucker damit so viel wie zuletzt Mitte Februar. Zwar wird schon länger für die Saison 2015/16 mit dem ersten Defizit am Zuckermarkt seit Jahren gerechnet - auch als der Preis Ende August ein 7-Jahrestief erreichte.

Nun setzen aber auch die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer auf eine preistreibende knappere Versorgung mit Zucker. Vor einem Monat drehten sie ihre Marktpositionierung an der Börse in New York erstmals nach über einem Jahr wieder in den Netto-Long-Bereich. Mit 113 Tsd. Kontrakten sind die Netto-Long-Positionen inzwischen so hoch wie zuletzt im Juli 2014.

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