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Preisexplosion am Goldmarkt?

11.11.2015  |  Mark J. Lundeen
Letzte Woche legte ich dar, dass sich am Goldmarkt eine bullische Box-Formation in der Stufensumme (step-sum) herausbildet. Die Stufensumme ist dabei eine einfache Kurve, die darüber Auskunft gibt, an wie vielen Tagen ein Kurs gefallen oder gestiegen ist. Wenn der Kurs im Plus schließt, steigt die Stufensumme um +1, wenn er im Minus schließt, fällt sie um einen Punkt. Die bullische Box ist eine Formation, in der der Goldpreis entweder steigt oder seitwärts konsolidiert, während die Stufensumme weiter fällt. Es handelt sich dabei um eine Formation, die in jedem Markt auf eine positive zukünftige Entwicklung schließen lässt, weil sie zeigt, dass er Preis eines Assets stabil bleibt oder gar steigt, während die Stimmung am Markt zusammenbricht.

Sehen Sie sich den Goldpreis (blaue Linie) und seine Stufensumme (rote Linie) in der bullischen Box im folgenden Chart an. Vergleichen Sie dann die Entwicklung der letzten Wochen mit der im April und Juni 2013, als der Goldpreis einbrach, weil er auf zwei Luftlöcher traf. Doch zu keiner Zeit im Jahr 2013 oder überhaupt irgendwann seit August 2011 ist die Stufensumme (und damit das Sentiment) so stark eingebrochen wie aktuell.

Wir sehen, dass der Goldpreis unter diesem Angriff nachgibt, aber trotz der unerbittlichen Attacke bleibt er vergleichsweise fest. Am Ende der Woche lag Gold noch immer über den Tiefs von Anfang August. In den späten 1990ern, nach einem 20 Jahren andauernden Bärenmarkt, kapitulierten die Goldbullen schließlich, verkauften ihre Edelmetalle, zogen weiter und suchten ihr Glück beim NASDAQ.

Der derzeitige Abwärtstrend ist jedoch anderer Natur. Heute gibt es keine vernünftige Anlagealternative, in die die Goldinvestoren ihr Kapital transferieren könnten. Wir leben alle in einer unter den nicht mehr rückzahlbaren Schulden ächzenden Welt mit enormen Gegenparteirisiken. Gold und Silber sind derzeit die logischsten Investments und die Edelmetall-Bullen wissen das - offenbar ganz im Gegensatz zu den meisten "Marktexperten".

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Der aktuelle Einbruch der alten monetären Metalle ist also nicht den Verkäufen durch frustrierte Goldbugs geschuldet, die den Markt verlassen, sondern den Leerverkäufen durch frustrierte Spekulanten, die auf fallende Kurse setzen und von den weltweiten Zentralbanken unterstützt werden. Diese Verkäufe finden an den Terminmärkten statt, die nur zu 1% durch die physischen Edelmetalle gedeckt sind, die nötig wären, um all die gehandelten Kontrakte zu erfüllen.

Die Leerverkäufe bedeuten, dass die Spekulanten das Metall, das sie verkaufen, gar nicht besitzen und daher auch nicht liefern könnten. Der Verkauf nicht existenter Güter, die niemals in den eigenen Besitz gelangen werden, fällt unter meine Definition von Betrug. Wovor haben diese Leute Angst? Es könnte gut sein, dass den "Entscheidungsträgern" in letzter Zeit auf unangenehme Weise klar geworden ist, dass es für die Pessimisten am Goldmarkt in Zukunft düster aussieht. Doch es kostet die US-Notenbank Fed nichts, das Geld zu drucken, mit dem der Goldpreis an den Terminbörsen nach unten gedrückt wird. Diese Manipulation ist auch dringend notwendig, um den Anschein zu erwecken, der Dollar hätte tatsächlich einen Wert.

Sehen Sie sich den folgenden Chart an, der das Open Interest an der COMEX zeigt, bzw. die Zahl der noch nicht eingelösten, an der COMEX gehandelten Kontrakte (blaue Linie, linke Skala). Jeder Kontrakt repräsentiert 100 Unzen Gold, die zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt geliefert werden sollen - Gold, das die großen Banken nicht haben und auch nicht beschaffen können. Die New Yorker Banken sind beim Großteil dieser Kontrakte short und seit September 2014 sind das Open Interest an der COMEX sowie die Verbindlichkeiten auf der Short-Seite am Goldmarkt förmlich explodiert.

Seit dem 27. Oktober ist die Zahl der nicht eingelösten Terminkontrakte um 33.457 Stück gesunken (3.345.700 Unzen Phantom-Gold). In der gleichen Zeit entwickelte sich die oben beschriebene bullische Box. Gut möglich, dass die fieberhaften Gold- und Silberverkäufe der letzten Zeit den verzweifelten Versuch der Spekulanten darstellen, sich aus einer sehr ungünstigen Lage zu befreien. Wie weit muss das Open Interest an der COMEX noch sinken, bis die Verkäufe am Goldmarkt ein Ende haben? Ich habe keine Ahnung, aber ich denke, dass es noch etwas tiefer fallen müsste als im September 2014. Wenn wir den Goldmarkt aus dieser Perspektive betrachten, sollten wir in den kommenden Wochen noch mehr hektische Verkäufe erwarten, wenn die Wall Street versucht, die Besitzer von Long-Kontrakten aus ihren Positionen zu drängen.

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