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Kürzt Saudi-Arabien die Ölproduktion?

24.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern Mittag binnen weniger Minuten um 2 USD zu und konnten die Gewinne bislang auch größtenteils verteidigen. Brent handelt am Morgen bei gut 45 USD je Barrel, WTI bei gut 42 USD je Barrel. Der Preisanstieg gestern war auf die Meldung zurückzuführen, dass Saudi-Arabien zur Zusammenarbeit mit OPEC- und Nicht-OPEC-Ländern bereit sei, um Stabilität am Ölmarkt und bei den Ölpreisen sicherzustellen.

ies wurde von einigen Marktteilnehmern dahingehend interpretiert, dass Saudi-Arabien bei der OPEC-Sitzung in der nächsten Woche zu einer Produktionskürzung bereit sein könnte. Wir erachten diese Annahme als verfrüht. Die Aussage Saudi-Arabiens stellt das offizielle Mantra dar und ist keine neue Nachricht. Gleichwohl gerät Saudi-Arabien bei den gegenwärtig niedrigen Ölpreisen mehr und mehr in die Defensive. Angesichts wachsender Defizite in Leistungs- und Haushaltsbilanz schrumpfen die Reserven.

Das Land ist inzwischen erstmals gezwungen, Anleihen zu begeben. Zudem deuten die steigenden Forward-Sätze am Devisenmarkt darauf hin, dass zunehmend auf eine Aufhebung bzw. Verschiebung des Fixkurses zwischen Saudi-Arabischem Rial und US-Dollar spekuliert wird. Für lange Zeit wird Saudi-Arabien an der derzeitigen Strategie daher nicht festhalten können, falls sich die Ölpreise nicht erholen. Die spekulativen Finanzanleger scheinen mit einer baldigen Preiserholung nicht mehr zu rechnen. Sie reduzierten ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 17. November um 26,9 Tsd. Kontrakte.


Edelmetalle

Der Goldpreis notiert heute Morgen wieder leicht über 1.070 USD je Feinunze, nachdem er gestern fast ein neues 6-Jahrestief markiert hat. Anhaltende ETF-Abflüsse stehen höheren Preisen entgegen. Gestern beliefen sie sich auf 6,6 Tonnen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs somit um fast 105 Tonnen reduziert. Zudem liegen die Bestände erstmals seit Februar 2009 unter der Marke von 1.500 Tonnen.

Platin hat sich dagegen von Gold abgekoppelt und befindet sich im Sog der Industriemetalle. Das hauptsächlich in der Auto- und Schmuckindustrie verwendete Edelmetall fällt heute Morgen auf ein 7-Jahrestief von rund 835 USD je Feinunze. Die Preisdifferenz zu Gold hat sich damit auf über 230 USD je Feinunze ausgeweitet. Dies ist die höchste Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen seit der Einführung des Börsenhandels von Platin im Jahr 1987. Seit Mitte Januar ist Platin nunmehr ununterbrochen günstiger als Gold, wodurch Platin verstärkt Nachfrage aus der Schmuckindustrie anziehen sollte.

Silber hat sich von seinem gestern verzeichneten 6-Jahrestief etwas entfernt und handelt wieder über der Marke von 14 USD je Feinunze. China hat im Oktober gemäß Daten der Zollbehörde gut 282 Tonnen Silber importiert, 36% mehr als im Vorjahr. Damit wurde nach zehn Monaten mit 2.678 Tonnen das Niveau des gesamten letzten Jahres übertroffen. Dasselbe gilt für die Türkei. Daten der Istanbuler Börse zufolge haben die Silbereinfuhren von 256 Tonnen nach zehn Monaten bereits jetzt schon ein Rekordhoch für ein Gesamtjahr erreicht. Offensichtlich fragen die Türken angesichts ihrer schwachen Währung anstelle von Gold das deutlich billigere Silber nach.

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Industriemetalle

Nach den starken Verlusten der letzten Tage erholen sich die Industriemetalle heute Morgen leicht. In den frühen Morgenstunden verzeichnete Nickel mit 8.145 USD je Tonne aber noch ein neues 12-Jahrestief. Die chinesische Regierung ist offenbar nicht mehr bereit, sämtliche hochverschuldete Unternehmen zu unterstützen. Sie prüft derzeit die Schuldentragfähigkeit von Unternehmen, die von staatlichen Subventionen und Bankkrediten abhängen, was in der Insolvenz einiger dieser Unternehmen enden könnte. Dies wiederum könnte zu deflationären Tendenzen und einer geringeren Nachfrage führen, falls zukünftig die Kreditvergabe restriktiver gehandhabt wird.

Aluminium markierte gestern mit 1.433 USD je Tonne ein 6½-Jahrestief. Gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) ist die globale Aluminiumproduktion im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 7,8% auf 4,91 Mio. Tonnen gestiegen. Damit bleibt die globale Produktion, welche nach zehn Monaten 10% über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum liegt, auf dem Weg zu einem Rekordhoch.

Daten des IAI zufolge ist die Aluminiumproduktion in China im Oktober allerdings mittlerweile den zweiten Monat in Folge gefallen und hat ein 6-Monatstief markiert. Dies führen wir jedoch nicht nur auf freiwillige Produktionskürzungen zurück, sondern dürfte auch im Zusammenhang mit der Feiertagswoche Anfang Oktober stehen. Damit sich das Überangebot am Markt abbaut, bedarf es weiterer umfangreicher Produktionskürzungen.


Agrarrohstoffe

Dass es in den letzten Wochen in vielen Gebieten Europas für die Jahreszeit überdurchschnittlich warm und ausreichend feucht war, hilft dem Wintergetreide in seinen frühen Entwicklungsphasen. Dies bestätigte gestern die Prognoseeinheit der EU-Kommission MARS. Demnach haben sich auch in Polen, Russland und der Ukraine die Bedingungen gegenüber der Situation vor einem Monat verbessert.

Dennoch könnte die Trockenheit und Kälte zuvor das Ertragspotenzial dort bereits reduziert haben. Dies gilt auch für Flächen, die nachgesät werden mussten. Auch in den USA hat sich der Zustand der Winterweizenpflanzen in der letzten Woche weiter verbessert. Das US-Landwirtschaftsministerium hob den Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen um einen Prozentpunkt auf 53% an. Auch wenn die Ernte auf der Nordhalbkugel noch weit entfernt ist, besteht derzeit kein Anlass zur Sorge, dass sich die Versorgung mit Weizen 2016 merklich anspannen könnte.

Das lastet am Morgen auf den Preisen. In den USA erschwert zudem der starke Dollar die Weizenexporte. In der Woche zum 17. November lagen sie 17% unter den Exporten der Vorwoche. Auch die Sojabohnenexporte waren 15% niedriger. Den Sojabohnenpreis belastet zudem die Aussicht auf höhere Exporte aus Argentinien, denn der neu gewählte Präsident Macri stellte eine Aussetzung der Exportsteuern auf Agrargüter und eine Abwertung des Peso in Aussicht.



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