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Die gestohlene Deflation

29.11.2015  |  Steve Saville
Wenn man den leitenden Zentralbank-Funktionären lange genug zuhört, entsteht der Eindruck, dass die Zentralbanken uns Inflation "schenken" wollen, als wären steigende Preise etwas Erstrebenswertes. In Wirklichkeit ist aber niemand begeistert davon, mehr bezahlen zu müssen. Rational denkende Menschen bevorzugen im Normalfall sinkende Preise. Wenn die Zentralbanken also sagen, sie würden für Preisinflation sorgen, als wäre das etwas Gutes, dann stehlen sie eigentlich die Preisdeflation von der wir andernfalls profitieren würden.

Man versucht und weiszumachen, dass eine allgemein erwartete Erhöhung des Preisniveaus wichtig ist, denn wenn die Menschen damit rechnen, dass sie in Zukunft weniger bezahlen müssen, dann werden sie ihre Ausgaben in der Gegenwart reduzieren. Das würde offenbar zu einer für die Wirtschaft katastrophalen Abwärtsspirale führen, in der die Aussicht auf fallende Preise zu sinkenden Konsumausgaben führt und die geringeren Ausgaben wiederum noch niedrigere Preise nach sich ziehen.

Die wirtschaftliche "Logik" hinter der Idee, dass die Aussicht auf ein höheres Preisniveau notwendig ist, um die aktuelle Konsumbereitschaft anzukurbeln, erklärt, warum Unternehmen wie Apple ihre Waren einfach nicht loswerden. Welcher vernünftige Mensch würde schließlich heute ein Apple-Produkt kaufen, wenn er sich sicher sein kann, dass er im nächsten Jahr ein besseres Produkt zu einem niedrigeren Preis bekommen kann?

Stellen Sie sich nur vor, welch fatale Konsequenzen es hätte, wenn die Preise in der gesamten Wirtschaft so rasant sinken würden, wie im Bereich der modernen Computer- und Kommunikationstechnologie. Die Leute würden fast gar kein Geld mehr ausgeben! Die lebensrettende Operation, der Sie sich nächste Woche unterziehen wollten, könnte verschoben werden, bis die Kosten im Gesundheitswesen auf ein viel niedrigeres Niveau gefallen sind. Auch mit dem Kauf all der Speisen, die Sie in den nächsten Monaten zu essen gedachten, könnten Sie warten, bis die Lebensmittelpreise viel attraktiver geworden sind. Es gäbe auch nie einen guten Grund, ein Haus oder ein Auto zu erwerben, denn mit jedem Jahr, in dem Sie noch darauf verzichten, werden diese Dinge günstiger und je länger Sie warten, desto mehr sparen Sie.

Können Sie sich vorstellen, wie schlimm es gewesen sein muss, bevor wir die Zentralbanken hatten, die uns einen kontinuierlichen Anstieg des allgemeinen Preisniveaus garantierten? Wenn die Aussicht auf höhere Preise nötig ist, um Konsum und Wachstum zu fördern, dann kann es in den Zeiten vor der Existenz der Zentralbanken, als die Kaufkraft des Geldes Jahr um Jahr zunahm, in allen Bereichen der Wirtschaft und Industrie kaum Ausgaben gegeben haben. Zum Glück haben wir jetzt Menschen wie Ben Bernanke, Janet Yellen, Mario Draghi und Haruhiko Kuroda, die uns vor einer solch misslichen Lage bewahren.

Der Punkt, der von meinen Sarkasmus hoffentlich nicht vollständig verdeckt wurde, ist, dass die Zentralbanker Diebe sind. Sie stehlen unsere Deflation. Es ist allerdings nicht fair, sie mit gewöhnlichen Taschendieben zu vergleichen, denn diese behaupten wenigstens nicht, Sie würden Ihnen einen Gefallen tun, während sie sich mit Ihren Wertgegenständen aus dem Staub machen.


© Steve Saville


Der Artikel wurde am 27. November 2015 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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