Alle Augen auf heute Abend
16.12.2015 | Folker Hellmeyer
- Seite 2 -
Dennoch erwarten wir wie der Mainstream heute Abend die erste Leitzinserhöhung nach fast 10 Jahren. EUR/USD hat sich im Vorfeld gut unterstützt gezeigt, die Parität ist weit weg gerückt. Die Kurse von über 1,10 sind dann allerdings doch etwas hoch gegriffen und liegen einen halben Cent über dem aktuellen Niveau. Aber Skepsis bleibt angebracht.
Die "Dots" genannten Zinsprojektionen der FED-Mitglieder sehen bis Ende 2016 einen Zins von 1,375 (das wären über 5 Erhöhungen im klassischen 0,25%-Raster) und für Ende 2017 2,625. Es ist klar: Um diese Projektionen zu erfüllen, müssen diverse Zinserhöhungen folgen. Dies entspräche der angestrebten Zinswende.
Wenn da nur nicht die zurückhaltenden Erwartungen der Marktteilnehmer, die der FED diese ambitionierten Ziele nicht so wirklich abnehmen.
30% rechnen mit nur maximal 2 Erhöhungen und sogar 35% mit 3 Erhöhungen in den nächsten 12 Monaten. Nur eine verschwindend geringe Zahl unter 5% glaubt an die (noch) aktuellen FED-Zinsprognosen.
Diese Divergenz spiegelt sich zu einem guten Stück auch in der aktuellen Kursnotierung des US-Dollars wider. Das latente Aufwertungspotenzial ist aufgrund der oben geschilderten Thematik begrenzt. Die FED steckt in der Zwickmühle, denn mit einer Zinserhöhung wird sie keine Überraschung landen, aber gleichzeitig muss sie glaubhaft verbreiten, wie sie ihre Prognosen erreichen möchte. Ein schwieriges Unterfangen.
Der Einstieg in die Zinswende mit gleichzeitig abgesenkten Prognosen wird die Märkte nicht mehr an eine Zinswende glauben lassen als in diesem Moment. Ein mechanischer Erhöhungszyklus wird aber definitiv ausgeschlossen, solange die Auswirkungen der heutigen Sitzung nicht analysiert werden können.
Ganz nebenbei ergibt sich nach der deutlichen USD-Aufwertung seit letztem Sommer bis zu diesem Frühjahr ein kurz- und mittelfristiges Rückschlags Potenzial für den Dollar, falls sich erhebliche Zweifel an der Zinswende früher oder später durchsetzen. Die Risiken für die Wechselkursentwicklung liegen klar in diesem Thema wie die Grafik verdeutlicht:
Freuen Sie sich auf einen langen Forex Report am Tag nach der US-Zinsentscheidung!
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0520 - 50 neutralisiert den positiven Bias.
Viel Erfolg!
© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.