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Ist die Fed Schuld an Rezessionen?

08.02.2016  |  Klaus Singer
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Der nächste Chart zeigt die Situation nach September 2008 bis heute. Gut zu sehen, wie sich die einzelnen QE-Programme in der jeweiligen Ausweitung der Geldmenge niederschlugen. QE1 ging von November 2008 bis März 2010, QE2 startete im November 2010 und endete im Juni 2011, QE3 ging von September 2012 bis Dezember 2013. Aktuell schrumpft die reale Basisgeldmenge leicht (per Dezember -3,15% im Jahresvergleich). Absolut liegt sie bei 3,8 Bill Dollar, im September 2008 lag sie bei 910 Mrd. Dollar.

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Damit ergibt sich aus meiner Sicht: Fed & Co lösen seit den 1980er Jahren regelmäßig mit einer expansiven Geldpolitik zu Beginn eines Konjunkturzyklus einen kreditfinanzierten Boom aus, dem sie irgendwann zaghaft entgegensteuern, weil sie ihrem Mandat entsprechend handeln müssen.

Die Verantwortung der Fed, der Zentralbanken insgesamt, liegt auf der Hand. Insofern haben Beckworth und Ponnuru formal recht - aber sie irren sich auf der Zeitschiene. Denn die geldpolitischen Fehler werden nicht so sehr am Ende eines Konjunkturzyklus gemacht, sondern an seinem Anfang.

Die Geldflut, genauer, die Perpetuierung einer im Einzelfall möglicherweise gerechtfertigten Notfallmaßnahme, hat nach 2008 die Folgen des Platzens von Schuldenblasen (Subprime in den USA, Staatsschulden in Europa) dadurch bekämpft, dass sie weitere aufgeblasen hat. Das liegt ganz auf der Linie der “modernen” Geldpolitik. Allerdings haben die geldpolitischen Dauerimpulse nach 2008 nur erreicht, dass das Loch, was die Finanzkrise in der Realwirtschaft gerissen hat, aufgefüllt wurde.

Darüber hinaus konnte kein bedeutendes Wirtschaftswachstum initiiert werden, u.a. weil die Verschuldungsniveaus zu hoch sind. Das unterscheidet die aktuelle Situation von früheren konjunkturzyklischen Endphasen und macht sie so gefährlich depressionsanfällig.

QE-Maßnahmen haben sich als wenig tauglich erwiesen, nachhaltiges Wachstum zu induzieren. Es steht zu befürchten, dass daher auch die Fed bei anhaltendem Abschwung in den USA demnächst auf negative Zinsen einschwenken wird. Negative Zinsen aber sind die extremste Form von Preis-Manipulation. Leitzinsen, die Preise für Geld, zählen zu den wichtigsten Parametern in auf Kredit aufgebauten Volkswirtschaften.

Zinsen spiegeln Zeitpräferenzen wider, sie können aufgrund der Unsicherheit über die Zukunft aus sich heraus nicht negativ werden. Manipuliert man sie dennoch dahin, hat das weitreichende Konsequenzen für das gesamte Wirtschaftsgeschehen (siehe auch “Einmal mehr: Zinsen zu niedrig“!).

Negative Zinsen sollen endlich die Kredittätigkeit anregen, ein Ziel, das QE nicht dauerhaft erreicht hat. Also ein erneuter Versuch, Blasen zu züchten. Dass Blasen nicht mit Blasen bekämpft werden können, ist spätestens seit der Ära nach 2008 klar.

Weitere Fehlallokationen werden die Folge sein. Fehlinvestionen führen aber letztlich nicht zu Wachstum, sie kosten Wachstum - und das in einer Zeit, die bereits von struktureller Wachstumsschwäche geprägt ist.


Fazit:

Sind die Zentralbanken verantwortlich für Rezessionen? Ja, sie tragen zumindest eine nicht unwesentliche Mitschuld. Die liegt aber nicht so sehr darin, dass sie die Konjunktur durch zu straffe Geldpolitik abwürgen, sondern darin, dass sie diese am Anfang eines Konjunkturzyklus zu locker gestalten und dadurch einen kreditfinanzierten Boom begünstigen, der im Bust enden muss.


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden. ETF-Portfolio, Derivate-TrackRecord, Analysen und Prognosen unter www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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