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Goldpreis erstmals seit Mitte 2015 wieder bei 1.200 USD

09.02.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erholen sich am Morgen leicht von den kräftigen Verlusten gestern. Brent handelt bei gut 33 USD je Barrel, WTI wieder oberhalb von 30 USD je Barrel. Die Hoffnung auf eine koordinierte Produktionskürzung scheint zu schwinden, nachdem das Treffen der Ölminister Saudi-Arabiens und Venezuelas am Sonntag keine konkreten Ergebnisse brachte. Dadurch könnten sich spekulative Finanzanleger zum Verkauf ihrer rekordhohen (Netto-) Long-Positionen bei Brent veranlasst sehen.

Laut aktueller ICE-Daten haben die spekulativen Finanzanleger ihre Wetten auf einen steigenden Brentölpreis in der Woche zum 2. Februar nochmals deutlich erhöht. Die US-Energiebehörde EIA hat gestern ihren Drilling Productivity Report veröffentlicht. Demnach soll die US-Schieferölproduktion im März den achten Monat in Folge sinken und erstmals seit 18 Monaten bei weniger als 5 Mio. Barrel pro Tag liegen. Allerdings wurden die vorherigen Monate deutlich nach oben revidiert. So rechnete die EIA schon vor einem Monat für Februar mit einem Produktionsvolumen von 4,83 Mio. Barrel pro Tag. Für März werden jetzt 4,92 Mio. Barrel pro Tag prognostiziert.

Die EIA dürfte daher ihre Prognose für die US-Rohölproduktion am aktuellen Rand erneut nach oben revidieren. Die EIA gibt die neuen Produktionsschätzungen im Rahmen ihres Monats¬berichts heute Abend bekannt. Von der weiteren Entwicklung der US-Rohölproduktion wird maßgeblich abhängen, ob und wann das Überangebot auf dem Ölmarkt verschwindet und die Ölpreise sich erholen. Wir rechnen mit einem kräftigen Produktionsrückgang in den kommenden Monaten, welcher eine Preiserholung anschieben wird.


Edelmetalle

Der Goldpreis legte gestern nach anfänglicher Schwäche kräftig zu. Vom Tagestief stieg Gold um mehr als 30 USD und erreichte erstmals seit 7½ Monaten wieder die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Im Schlepptau von Gold verbuchten auch die anderen Edelmetalle Gewinne. Silber verteuerte sich auf ein 3-Monatshoch von 15,45 USD je Feinunze, Platin auf ein 3-Monatshoch von 930 USD je Feinunze und Palladium auf ein Monatshoch von 520 USD je Feinunze. Die Musik spielt aber eindeutig bei Gold, was sich auch an den anhaltend robusten Zuflüssen in die Gold-ETFs erkennen lässt.

Gestern stiegen die von Bloomberg erfassten ETF-Bestände um weitere 8 Tonnen. Seit einem Monat verzeichnen die Gold-ETFs nahezu ununterbrochen Zuflüsse. Seit Jahresbeginn summieren sich diese mittlerweile auf 101,8 Tonnen. Allein in den ersten sechs Handelstagen im Februar sind 47 Tonnen Gold in die ETFs geflossen. In der letzten Woche gab es dabei den stärksten Wochenzufluss seit März 2009. Anleger suchen angesichts zunehmender Konjunktursorgen, abstürzender Aktienmärkte und fallender Anleiherenditen Zuflucht in den sicheren Hafen Gold.

Der schwächere US-Dollar und das Auspreisen von Fed-Zinserhöhungen halfen dabei ebenso. Aber auch in Euro gerechnet legte Gold zuletzt merklich zu. Mit 1.076 EUR je Feinunze war Gold gestern so teuer wie zuletzt Ende Juni 2015, als Griechenland kurz vor dem Ausscheiden aus der Eurozone stand. Solange die genannten Einflussfaktoren bestimmend bleiben, dürfte Gold seinen Höhenflug fortsetzen.

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Industriemetalle

Die Metallpreise konnten sich mit Ausnahme von Kupfer und Aluminium den Preisrückgängen am Öl- und am Aktienmarkt entziehen und legten sogar zu. Wir sehen darin eine fundamental bedingte relative Stärke, weil sich die Angebotssituation bei Metallen deutlich anspannt. Der Rückgang der LME-Lagerbestände bei nahezu allen Metallen in den vergangenen Monaten deutet darauf hin.

Auf der Nachfrageseite stützen die hohen staatlichen Infrastrukturausgaben der Schwellenländer. Auf der Angebotsseite bremsen die Investitionsrückstellungen und die Minenschließungen die Produktion. Mit den fallenden Preisen geht zudem die Verfügbarkeit von Sekundärmetall spürbar zurück. Am Zinkmarkt, für den die International Lead and Zinc Study Group schon vor der Ankündigung von massiven Produktionskürzungen ein Angebotsdefizit im laufenden Jahr erwartet hatte, treibt es die Preise momentan am stärksten.

Dank eines Anstiegs um knapp 9% seit Jahresbeginn ist Zink wieder so teuer wie zuletzt im Oktober 2015. Zweitstärkster Gewinner ist Zinn mit einer Verteuerung um fast 8% seit Jahresbeginn. Der heute gemeldete Rückgang der indonesischen Zinnexporte auf knapp 2.500 Tonnen im Januar (nach rund 5.800 Tonnen im Dezember) dürfte die Sorge vor sinkenden indonesischen Exporte und einer Angebotsverknappung weiter schüren (siehe TagesInfo vom 29.1.). Bereits im letzten Jahr waren die Ausfuhren des weltgrößten Exporteurs Indonesiens um 7,6% geschrumpft.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Getreide und Ölsaaten setzten ihre Abwärtsbewegung gestern fort. Weizen in Chicago schloss bei 458,5 US-Cents je Scheffel nur marginal über dem 5½-Jahrestief von Anfang Januar. Der Weizenpreis in Paris fiel bei 153 EUR je Tonne bereits auf ein neues 5½-Jahrestief. Derzeit ist auch für die nächste Saison keine bedenkliche Anspannung bei der Versorgung mit Weizen erkennbar, gleichzeitig bleibt die Konkurrenz, etwa aus der Schwarzmeerregion, hoch. Zudem ist die Unsicherheit über das Vorgehen des größten Weizenimporteurs Ägypten noch nicht aus dem Markt gewichen, nachdem zuletzt Weizen aus Frankreich wegen angeblicher Mängel zurückgewiesen wurde.

Auch der Sojabohnenpreis ist gestern bei 862 US-Cents je Scheffel fast wieder auf das 6½-Jahrestief von November 2015 gefallen, nachdem sich die insgesamt guten Bedingungen in Südamerika durch Regenfälle in einigen zu trockenen Gebieten Argentiniens zuletzt noch verbesserten. In Brasilien wird gerade eine rekordhoch erwartete Ernte von wohl rund 100 Mio. Tonnen eingebracht.

Die guten Bedingungen in Südamerika drücken auch auf die Maisnotierungen. Auch von den heute zur Veröffentlichung anstehenden neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums werden kaum neue Impulse erwartet. Einer Reuters-Umfrage zufolge dürften die rekordhohen Schätzungen für die weltweiten Endbestände 2015/16 an Weizen, Mais und Sojabohnen allenfalls marginal gesenkt werden. Für die USA wird mit einer minimalen Abwärtsrevision gerechnet.



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