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Mark Faber über das Bargeldverbot und den Gold-Hass der Wall Street

24.02.2016  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Es ist mir eine Ehre, heute jemanden bei uns begrüßen zu dürfen, der kaum einer Vorstellung bedarf: Marc Faber, der Autor und Herausgeber des Gloom, Boom & Doom Reports. Als bekannter Ökonom der Österreichischen Schule hatte Dr. Faber zahlreiche Auftritte in verschiedenen Finanzsendungen auf der ganzen Welt. Außerdem ist er als Investitionsberater tätig. Dr. Faber, vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind.

Marc Faber: Vielen Dank, es ist mir ein Vergnügen.


Mike Gleason: Ich möchte mit einer Frage zum aktuellen Zustand der Finanzwelt Anfang 2016 beginnen. An den globalen Aktienmärkten geht es noch immer bergab. Die Edelmetalle entwickeln sich unterdessen vergleichsweise gut und fungieren zumindest zum Teil als sicherer Hafen. Wie ist Ihre Meinung zur bisherigen Entwicklung der Märkte in diesem Jahr?

Marc Faber: Nun, die Finanzmärkte kranken eigentlich bereits seit einer ganzen Weile. Die Schwellenmärkte sind entweder gar nicht erst über ihre Hochs von 2006 oder 2007 hinausgekommen, oder sie haben ihren Höchststand 2011 überschritten. Einige haben das Top auch später, im Jahr 2014, gebildet. Aber ab Februar/März 2015 stagnierte die Entwicklung. In den USA waren die Indices zwar stark, aber die durchschnittlichen Aktien hatten 2015 substantielle Verluste zu verzeichnen. Man spricht in diesem Fall von einer Schwäche unter der Oberfläche. Theoretisch könnten von 500 Aktien eines Index 499 fallen, während eine einzige stark zulegt, und der Index würde trotzdem steigen.

Zu einem gewissen Grad ist im vergangenen Jahr genau das an den US-Börsen geschehen. Es gab eine Handvoll starke Aktien - Facebook, Amazon, Netflix und Google - und vielleicht 20 weitere, die ebenfalls Gewinne machten. Zur gleichen Zeit haben sich jedoch tausende andere Aktien alles andere als positiv entwickelt, d. h. für die meisten Investoren war es in Wirklichkeit ein schreckliches Jahr. Im Januar hat die Realität nun auch die starken Aktien eingeholt und sie sind alle 20-30% im Minus, manche sogar noch mehr.


Mike Gleason: Der Goldkurs in US-Dollar steigt seit Kurzem wieder, doch in anderen bedeutenden Fiatwährungen hat sich der Goldpreis noch viel besser entwickelt. Im Laufe des letzten Jahres war der Dollar erstaunlich stark, auch wenn er mittlerweile einige Anzeichen von Schwäche aufweist. Was erwarten Sie in diesem Jahr von den Währungsmärkten? Geht es für den Dollar noch weiter nach oben oder rechnen Sie mit einem Einbruch?

Marc Faber: Die Frage sollte lauten: "Welche Zentralbank ist am wahnsinnigsten?" Sie müssen wissen, dass die Zentralbanken praktisch alles manipuliert haben. Sie manipulieren die Währungen, die Zinsen und die Aktienkurse. Am US-Markt lässt sich manchmal etwas Interessantes beobachten: Wenn die Performance über Nacht schwach ist, d. h. wenn die S&P-500-Futures 20 oder 30 Punkte sinken, dann findet sich plötzlich ein Käufer, der den Markt wieder nach oben treibt.

Ich denke, dass die Fed nicht nur mit Hilfe von "Operation Twist" an den Anleihenmärkten eingegriffen hat und mit ihren QE-Programmen die Zinsen senkt, sondern dass sie auch von Zeit zu Zeit an der Börse aktiv wird, um den Markt zu stabilisieren und ihm Auftrieb zu verleihen. Ich glaube, dass auch andere Zentralbanken sich so verhalten. In Japan verkünden sie sogar ganz offiziell, dass die Bank of Japan Aktien-ETFs kauft.

Die Manipulationen nehmen ein wahrhaft gigantisches Ausmaß an und Sie und ich als Investoren können einfach nicht wissen, wie weit diese Wahnsinnigen noch gehen werden. Im Moment werden bereits Anleihen mit dem Gegenwert von 7 Billionen Dollar zu Zinsen von weniger als 0% gehandelt. Es wird auch schon darüber gesprochen, dass es selbst in den Vereinigten Staaten zur Einführung von Negativzinsen kommen könnte. Negativzinsen werden der Welt aber nicht helfen, das garantiere ich Ihnen.


Mike Gleason: Bleiben wir noch etwas bei diesem Thema und kommen wir für einen Moment zum Krieg gegen das Bargeld. Wie Sie gesagt haben, sind negative Zinsen bereits auf dem Tisch und die Federal Reserve rät den US-Banken schon dazu, sich eine Strategie für den Umgang mit Zinsen im Minusbereich zu überlegen. Zugleich erleben wir, dass Menschen, die mit Bargeld Geschäfte abschließen wollen und Bargeld abheben oder verwahren wollen, auf verschiedene Arten schikaniert werden. Warum, denken Sie, betrachtet das Finanz-Establishment Bargeld und die Besitzer von Bargeld zunehmend mit Missgunst?

Marc Faber: Für mich ist das völlig klar. Sehen Sie sich die Geschichte der Welt in den letzten 100 Jahren an: Da gibt es eine Gruppe von Leuten, die mehr und mehr Kontrolle über Sie und mich haben wollen. Die wollen wissen, wer Sie sind, was Sie machen, und was Sie sich so anschauen. Im Grunde nähern wir uns der orwellianischen Gesellschaft an, in der diese Leute alles genau nachvollziehen können. Bargeld eröffnet uns noch immer die Möglichkeit, irgendwohin zu gehen und etwas zu kaufen, ohne dass jemand davon weiß. Diese Möglichkeit wollen sie uns jetzt nehmen.

Wenn die Zinsen negativ werden, will man die Menschen natürlich davon abhalten, Banknoten bei sich zu Hause im Safe zu horten, wo sie nichts dafür bezahlen müssen. Man möchte sie dieses Privilegs, dieser Freiheit berauben, also setzt man eine bargeldlose Gesellschaft durch. Meiner Meinung nach wird das aber nicht funktionieren. Lassen Sie mich erklären, warum nicht.


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