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Völkerwanderung II: Große Bereicherung oder Untergang?

15.03.2016  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Teil 1: Wir schaffen das!

Echtes Geld einst, Kunstgeld heute

Einst hatte das gewaltige römische Reich die Globalisierung fast ein Jahrtausend lang betrieben. Es gab Rückschläge und Widerstände im Prozessverlauf. In den modernen, sehr viel schnelllebigeren Zeiten, betreiben die Finanzeliten die Globalisierung seit etwa einem Jahrhundert. Es gab und gibt Rückschläge und Widerstände im Prozessverlauf.

Damals waren die Edelmetalle im Allgemeinen und der römische Solidus (Gold) zusammen mit dem Denarius (Silber) im Speziellen, die Weltleitwährung. Heute hat diese Rolle seit etwa 90 Jahren der Papier-Dollar übernommen, nachdem er das Pfund abgelöst hatte. Damals basierte der Wert der Leitwährung, wie auch der der neben- oder untergeordneten Geldsysteme, auf realen greifbaren und mühsam aus Bergwerken gewonnen Metallen. Sie besaßen - wie schon immer, bis heute und auch künftig - natürlichen "inneren Wert" (intrinsic value). Auf den Münzen (Scheine gab es anfänglich nicht) konnte man in aller Regel die Köpfe noch lebender Monarchen bewundern.

Heute, genauer seit August 1971, als Nixon die letzten Reste der Golddeckung beseitigte, basiert der "Wert" des "Geldes" auf einer Mischung aus lauwarmen Dünsten von feierlichen Versprechen der Oberbanker und Politiker, also auf einem grundsätzlichen Irrglauben irgendwelcher Führer, wie auch der Geführten. Seit 1971 wird der "Wert" des Goldes, wie letztlich auch das Dollars, durch die an der Comex gehandelten Gold-Kontrakte gemessen. Der Goldpreis wird also durch manipuliertes Papiergold bestimmt, wobei die Menge des noch an der Comex vorhandene Echt-Goldes rapide sinkt. Derzeit hat jede Unze echten Goldes etwa 300 Eigner, die also kollektiv 300 Unzen "Papiergold" halten. Die Deckungsquote beläuft sich also auf 1 zu 300. Manche schätzen 1 zu 500), Tendenz weiter steigend.

Natürlich tun die Eliten, tatkräftig unterstützt von den Medien, alles, um die Edelmetalle „unten zu halten“. Kletterten die Preise stark, wäre dies ja ein Eingeständnis, dass das Papiergeldsystem nicht funktioniert oder bald zusammenbricht. Damit aber sprudelte das Lebensblut der herrschenden Hochfinanz und aller ihr untergeordneten Systeme, wie eine Schlagaderblutung.

Dennoch halten alle Beteiligten krampfhaft weiter fest an aberwitzigen, durch Medien und Erziehung eingepflanzten Dogmen, denen zufolge bunt bedruckte Papierchen auf ewig "Wert" besäßen.


Comex verliert literweise EM-Blut

Letztlich - also während der vergangenen 2 Jahre - stieg die Anzahl der am Terminmarkt vertraglich Berechtigten mit einem Anspruch auf eine Unze reales Gold, wie bereits angedeutet, von einst 20 auf demnächst ungefähr 500 und im Papiersilbermarkt von 3 auf 40 Unzen. Im Klartext: Jede Unze hat 500 (Gold) bzw. 40 (Silber) Eigentümer. Zum Glück verlangen die Kunden ganz selten die physische Auslieferung des Wettgegenstandes, sondern spekulieren mit dem Gewinn gleich weiter. Im schlimmsten Falle wird die Sache mit einer Überweisung in Papierdollars seitens der Comex geregelt.

Da aber die Zahl dieser "Masseneigner" exponentiell steigt, dürfte ein Zusammenbruch der Papiergold- und Papiersilbermärkte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Zudem wollen die Chinesen im Frühjahr mit einer "eigenen Comex", also einem eigenen Preisfixing, der Wall Street und der City of London Konkurrenz machen. Damit aber steigt die Chance, dass wir weltweit wieder echte Marktpreise erhalten, die die künstliche und nach unten manipulierte Preisgestaltung ablösen.

Vielleicht kommt hier damit wieder ein Element der Gesundheit in ein ansonsten völlig zerrüttetes Währungssystems. Außerdem gilt das Gleiche wie im alten Rom: Nur physischer Besitz hilft wirklich, und diesen außerhalb des Bankensystems, anonym und sicher aufbewahren.

Wilhelm Busch hätte heute seine passenden Zeilen nur wenig zu ändern brauchen:

… Drum Investoren lasst Euch raten
Ehrt und achtet das Metall
Denn es zeigen Comex-Daten
Bald schon kommt der große Knall …

Kollabiert die Comex eines trüben Tages, wie einst die römischen Münzprägeanstalten, denen auch das Metall ausgegangen war, werden also wieder die bisher unterdrückten Marktkräfte, und nicht mehr hinterhältige Manipulationen und Machenschaften, die Kaufkraft der Edelmetalle bestimmen. Diese Preise werden dann garantiert nicht dort notieren, wo sie heute angesiedelt sind. Niemand kennt die genauen Steigerungsraten, aber alles vom 4-fachen (konservative Schätzung) bis zum 20-fachen (in der Panik) wäre realistischerweise denkbar. Nur Mut! Gold- und Silberbugs, die Zeit arbeitet für Euch!


Gezähmte Inflation

Solange das dubiose Zwillingspaar „Irrglaube und Vertrauen“ der Bürger und Anleger noch atmet, schrumpft dieser "Wert", genauer, die Kaufkraft, meist nur langsam. Das wird dann "gezähmte Inflation" genannt. Dieser schleichend-heimtückische Prozess der Enteignung der Sparer und Anleger erzeugt zwar Murren und Knurren, bringt jedoch die Volksseele nicht wirklich zum Kochen. Dafür läuft er zu sachte und, damals wie heute, zunächst vielfach fast unbemerkt ab. Damals wie heute denken und fühlen die geduldigen Massen kurzfristig. Brot und Spiele heute und morgen. "Übermorgen" oder "nächsten Monat" bleiben unwichtige nebulöse Vorstellungen, von "nächstes Jahr" ganz zu schweigen.

Derzeit jedenfalls boomt der Finanzsektor noch immer. Ganze Kunstgeldozeane werden hin und her geschoben, wenngleich die ersten Risse, besonders im Mauerwerk der Börsen, medientechnisch nicht mehr schön zu reden sind. Real jedenfalls wird so gut wie nichts mehr geschaffen. Die Weltwirtschaft harzt stark.

Da in der Realwirtschaft nichts mehr zu holen ist, denn die Risiken steigen wegen der Pleitewellen, der rückläufigen Konjunktur und der austrocknenden Gewinnströme, bleibt den Finanzeliten nur die Spekulation. Hier dominieren die Großbanken, Hedgefonds, Anlagefonds und teilweise sogar Versicherungen und Pensionskassen, deren Einkommen wegen der Nullzinsen und sich seitlich bewegenden Aktienbörsen, genau wie die Zinsen, gegen Null tendieren.

Hier formen sich ganze Industrien und Branchen. Doch Spekulation ist immer ein Nullsummenspiel. Der Gewinn des einen ist der Verlust des anderen, Die reale Wirtschaft kann aber durch bloßes Hin- und Herschieben selbst astronomischer Summen, nicht wachsen. Dies muss kaschiert werden, um das Vertrauen in das System um jeden Preis zu erhalten. Also greift man zu kreativer Buchführung, statistischen Wunderwerken, zu Täuschungen und schwer durchschaubaren Finanz- und Bilanz-Tricks.

Die modernen, ultrageschönten Bankbilanzen, zum Beispiel, können selbst Experten nicht mehr lesen. Man lässt auf der Verlustseite schlicht einige Nullen weg, und fügt diese auf der Gewinnseite flugs hinzu. Damit ist das Gleichgewicht anscheinend wieder hergestellt, die Gesamtzahl der Nullen stimmt wieder, und die Bilanz mit all ihrer herrlichen Kernfäule strahlt wie ein Kind unter dem Christbaum.



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