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Warum sich der US-Gaspreis mindestens verdoppeln muss!

18.04.2016  |  Uli Pfauntsch
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Alarmierender Rückgang der Gas-Bohrtürme

Allein seit Jahresbeginn wurde fast die Hälfte der bis dahin noch aktiven Gas-Bohrtürme stillgelegt. In 2008 waren in den Vereinigten Staaten noch mehr als 1.600 Gas-Bohrtürme im Einsatz - jetzt ist diese Anzahl auf 89 zusammengeschrumpft. Weniger als 100 aktive Gas-Bohrtürme gab es seit mindestens drei Jahrzehnten nicht mehr. Gleichzeitig sind es 153 Gas-Bohrtürme weniger als beim vorherigen Allzeit-Tief im Gaspreis im Jahr 1992. Das Bohren nach Erdgas ist faktisch eingestellt - die Produktion auf derzeitigem Level kann nicht beibehalten werden.


U.S. Gasindustrie im "Survival-Mode"

Hedgings im Bereich von 5,00 Dollar/MMBtu, halfen den Gas-Produzenten über fallende Preise hinweg, sodass produziert werden konnte, als gäbe es kein Morgen. Doch heute ist morgen und die Hedgings sind verschwunden. Selbst in den produktivsten Lagerstätten, etwa dem Marcellus Shale Play, benötigen die besten Betreiber (Chesapeake, EOG, Cabot, Range Resources) für den Breakeven Gaspreise von 3,50 Dollar bis 4,00 Dollar/cfd.

Jüngste Auswertungen zeigen, dass etwa im Haynesville Shale Play sogar ein Gaspreis von mindestens 6,50 Dollar für den Break-Even benötigt wird. Deshalb ist zu den aktuellen Gaspreisen niemand bereit, noch nach Gas zu bohren. Derzeit ist etwa im Barnett Shale nur noch ein horizontaler Bohrturm in Betrieb und kein einziger im Fayetteville Play. In anderen Regionen, wie dem Marcellus, könnte die Produktion zwar noch gesteigert werden, doch es fehlt an neuen Pipelines, um die Reserven in Produktion umzuwandeln.

Seit Anfang 2015 gingen bislang mindestens 70 Öl- und Gasunternehmen aus den USA Bankrott. Das ist ein Anstieg um fast 400 Prozent zum Vorjahr. Dutzende nordamerikanische Gasproduzenten sind finanziell stark angeschlagen und kämpfen ums Überleben. Neue Bohrungen und die Expansion der Produktion sind kein Thema. Die Unternehmen sind vielmehr damit beschäftigt, Assets zu verkaufen, Jobs zu streichen und mit den Gläubigern über die nächste Zins- oder Tilgungsrate zu verhandeln.

Chesapeake Energy, der zweitgrößte Gasproduzent der USA, war vor weniger als zwei Jahren noch 20 Milliarden Dollar wert. Inzwischen ist der Börsenwert auf nur weniger als 4,00 Milliarden Dollar geschrumpft. Im vergangenen Jahr verbrannte der Gasproduzent fast 15 Milliarden Dollar und wird auch Jahr Verluste rote Zahlen schreiben. Noch immer lasten mehr als 9,00 Milliarden Dollar Schulden auf dem Unternehmen.

Am 12. April meldete Chesapeake, dass die Banken die Kreditlinie über 4,00 Milliarden Dollar beibehielten. Im Gegenzug musste das Unternehmen nahezu 100 Prozent aller Vermögenswerte als Sicherheit verpfänden. Das Unternehmen hat sich nun ein oder zwei Quartale Zeit gekauft, um den Zusammenbruch zu verhindern. In der Zwischenzeit wird der Schuldenberg weiter anwachsen.

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Darum muss sich Gas mehr als verdoppeln

Das jüngste Angebotsdefizit im Gasmarkt ereignete sich im Zeitraum 2012 bis 2013. Der Lagerüberschuss, der sich von Oktober 2011 bis März 2012 aufgebaut hatte, verschwand in Reaktion auf die niedrigen Gaspreise. Bis April 2013, stiegen die Gaspreise auf 4,20 Dollar, nachdem der Überschuss zum Defizit geworden war. Anschließend sorgte ein kalter Winter für einen Anstieg der Gaspreise auf über 6,00 Dollar im Februar 2014.

Ähnlich wie in 2011/2012, sehen wir auch jetzt hohe Lagerbestände und niedrige Gaspreise. Insofern ist eine Verdopplung des Gaspreises auf über 4,00 Dollar infolge des kommenden Angebotsdefizits alles andere als unrealistisch.

Im Unterschied zu damals befindet sich die U.S. Shale-Gas-Industrie allerdings in einer völlig anderen Ausgangslage. Diesmal gibt es keinen unbegrenzten Zugang zu frischem Kapital. Zwischenzeitlich schossen die Renditen (Finanzierungskosten) im "High Yield Corporate Bond Index Energy" auf mehr als 20 Prozent und notieren aktuell bei mehr als 12 Prozent. Für die Expansion der Produktion sind zwei Dinge essentiell: Arbeit + Kapital.

Der CEO von Schlumberger, Paal Kibsgaard, dem weltgrößten Öl-Servicedienstleister, sieht für die U.S. Shale-Produktion keine Verbesserung der Aktivität - auch dann nicht, wenn die Öl - und Gaspreise signifikant steigen. Nachdem mehr als 150.000 Jobs im nordamerikanischen Öl- und Gassektor gestrichen wurden, ist für die Industrie schlichtweg auch kein Personal verfügbar, um zeitnah auf steigende Preise reagieren zu können.

Der weitverbreitete Konsens, wonach die Industrie in der Lage wäre, auf steigende Preise umgehend mit einer Erhöhung des Angebots zu antworten, wird nicht eintreffen.

Mit 1,95 Dollar/MMBtu, ist Gas im langfristigen Durchschnitt extrem günstig. Seit 1976 beläuft sich der durchschnittliche Preis auf 3,50 Dollar, inflationsbereinigt (in 2016er Dollars) sogar auf 4,61 Dollar.

Fazit: Mit einem Henry Hub Natural Gas Spot Price von aktuell unter 2,00 Dollar/MMBtu, besteht im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte 2016 und darüber hinaus, ein extrem attraktives Chance/Risiko-Verhältnis für den Aufbau einer Long-Position.


© Uli Pfauntsch
www.companymaker.de



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