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Gewinnmitnahmen drücken Preise

04.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern nach anfänglichen Gewinnen den zweiten Tag in Folge deutlich gefallen. Brent verbilligte sich um weitere 2%, WTI um 2,5%. Vom Ende letzter Woche verzeichneten Hoch haben sich beide Preise um ca. 7% entfernt. Brent handelt am Morgen bei 45 USD je Barrel, WTI unterhalb von 44 USD je Barrel. Gleich mehere Faktoren setzten die Preise gestern unter Druck. So wertete der US-Dollar merklich auf, nachdem zwei Fed-Offizielle eine Zinserhöhung der US-Notenbank im Juni als möglich bezeichneten. Zudem fielen die Aktienmärkte kräftig, was auf eine höhere Risikoaversion hindeutet.

Auslöser hierfür waren enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA, China und Großbritannien sowie eine überraschende Zinssenkung der australischen Zentralbank. Ende letzter Woche hatten Umfragen von Reuters und Bloomberg einen Anstieg der OPEC-Produktion im April gezeigt. Anfang der Woche berichteten Iran und Irak einen Anstieg ihrer Ölexporte im April. Am Abend gab das API einen stärker als erwarteten Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 1,3 Mio. Barrel und einen Anstieg der Rohölvorräte in Cushing um 382 Tsd. Barrel bekannt.

Angesichts der rekordhohen Netto-Long-Positionen bei Brent überrascht es nicht, wenn spekulative Finanzanleger bei dieser Nachrichtenlage Gewinne mitnehmen. Unterstützung könnten die Ölpreise von Waldbränden in der kanadischen Ölprovinz Alberta erhalten. Der Ölsandproduzent Suncor Energy hat angekündigt, seine Ölproduktion in der betroffenen Region zu reduzieren. Aufgrund von Hitze und Trockenheit sowie kräftigen Winden besteht das Risiko, dass sich die Feuer weiter ausbreiten.


Edelmetalle

Gold und der gesamte Edelmetallsektor geben heute Morgen weiter nach, nachdem sie schon gestern unter Druck standen. Unterstützt durch einen schwachen US-Dollar überwand Gold gestern Morgen allerdings zunächst nochmals die Marke von 1.300 USD je Feinunze. Am Nachmittag gab es schließlich nach falkenhaften Fed-Kommentaren eine Gegenbewegung beim US-Dollar, im Zuge derer der Goldpreis gefallen ist. Heute Morgen handelt er bei rund 1.280 USD je Feinunze.

Offenbar stellt die 1.300-USD-Marke ein Hindernis dar, das nicht so leicht zu überwinden ist. Zudem scheint auf diesem Niveau auch die physische Nachfrage gebremst zu werden. Gestern wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs allerdings um weitere 4,2 Tonnen aufgestockt, nachdem es tags zuvor den höchsten Zufluss seit über zwei Monaten gab. Im Fahrwasser von Gold gab Silber überproportional nach und notiert heute Morgen bei 17,3 USD je Feinunze. Stärker unter Druck standen auch Platin und Palladium mit Preisabschlägen von 1,3% bzw. 2,2%.

Gemäß Daten der Ward’s Automotive Group wurden in den USA im April rund 1,5 Mio. Fahrzeuge verkauft, 3,4% mehr als im Vorjahr. Dies war zugleich der höchste April-Wert seit elf Jahren. Damit haben sich die Verkaufszahlen vom schwachen Vormonat deutlich erholt. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate ist daher wieder auf 17,32 Mio. Einheiten gestiegen. Platin und Palladium hatten die soliden Absatzzahlen mit Preisanstiegen in den letzten Wochen bereits vorweggenommen.


Industriemetalle

Auch bei den Metallpreisen gibt es in dieser Woche bislang eine Korrekturbewegung. Kupfer fällt am Morgen auf rund 4.900 USD je Tonne, Aluminium handelt bei 1.630 USD je Tonne und Zink notiert wieder unterhalb von 1.900 USD je Tonne. Neben der höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich auch in fallenden Aktienmärkten widerspiegelt, kommt es wohl zu Gewinnmitnahmen. Denn der Preisanstieg zuvor war stark spekulativ getrieben. Dies dürfte auch die LME-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigen, die wegen des Feiertages in Großbritannien erst heute veröffentlicht wird.

Chile, der weltweit größte Kupferminenproduzent, hat Daten der nationalen Statistikbehörde zufolge im März rund 489 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 3% mehr als im Vorjahr. Der Vorjahresmonat war allerdings durch schlechtes Wetter und Wartungsarbeiten in einigen großen Minen nach unten verzerrt. Im ersten Quartal wurden 1,4 Mio. Tonnen Kupfer produziert, 3,5% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Die Minenproduzenten kämpfen schon seit Jahren vor allem mit fallenden Metallgehalten in den Erzen, was dazu führt, dass die chilenische Kupferminenproduktion im Durchschnitt bereits seit drei Jahren kaum noch ausgeweitet wird. Angekündigte Produktions- und Investitionskürzungen zahlreicher Minenunternehmen wie zum Beispiel Codelco dürften an diesem Trend in absehbarer Zeit nichts ändern.


Agrarrohstoffe

Bis Ende Februar 2016 war es für die Robusta-Preise über 1½ Jahre hinweg unter Schwankungen um 40% bergab gegangen. Dabei war es - wie bei Arabica-Kaffee - der schwache Brasilianische Real, der neben hohen vietnamesischen Ernten die Preisentwicklung belastete. Seither konnte Robusta aber um fast 20% auf zuletzt 1.580 USD je Tonne anziehen, während Arabica über die Hälfte seiner Gewinne aus dem März schon wieder abgeben musste. Hauptgrund dürfte sein, dass sich die Versorgungslage am Kaffeemarkt zunehmend anspannt und dies vor allem an Robusta-Kaffee liegt.

Zum einen werden die Prognosen für Brasilien, wo die Ernte im April begonnen hat, wegen der Trockenheit gesenkt. Zum anderen drohen in Vietnam dürrebedingt Einbußen bei der nächsten Ernte. Zwar gab es inzwischen Regen, doch nicht genug, um die Folgen der extremsten Dürre seit 30 Jahren spürbar zu mildern. Regnet es in der nächsten Zeit genug, kann sich die Situation zwar verbessern, dies ist aber ungewiss. In den nächsten Tagen soll es jedenfalls in der wichtigsten Anbauregion Dak Lak, die für rund ein Drittel der Ernte steht, weiterhin zu wenig Niederschlag geben.

Derzeit werden die Ernteeinbußen gegenüber dem Vorjahr auf 10-30% geschätzt. Dann dürften die Exporte deutlich nachlassen. In der ersten Hälfte 2015/16 wurde seit Oktober 23% mehr Kaffee als im Vorjahr exportiert, da auch aus den Vorjahren viel Ware zur Verfügung stand. Damals hatten vietnamesische Anbieter in der Hoffnung auf höhere Preise Kaffee zurückgehalten.

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