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Preise auf Tauchstation

10.05.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise erlebten gestern eine Berg- und Talfahrt. In den Morgenstunden lagen die Preise noch mit mehr als 2% im Plus. Brent notierte oberhalb von 46 USD je Barrel, WTI leicht darunter. Am Nachmittag setzte dann eine Verkaufswelle ein, welche die Preise um bis zu 4% ins Minus drückten. Brent ging schließlich bei gut 43,5 USD je Barrel aus dem Handel, WTI knapp unterhalb davon.

Auslöser für den Preisrutsch waren Meldungen einer Wetterbesserung in der von Waldbränden heimgesuchten kanadischen Ölprovinz Alberta. Dadurch dürfte es gelingen, die Feuer unter Kontrolle zu bringen und an einer weiteren Ausbreitung zu hindern. Es dürften allerdings Wochen vergehen, bis die Ölproduktion wieder ihr normales Niveau erreicht hat, da die Anlagen und Pipelines zunächst auf mögliche Beschädigungen untersucht werden müssen.

Derzeit sind Produktionskapazitäten von mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag lahmgelegt, was zu einer Angebotsverknappung auf dem nordamerikanischen Markt und einem Rückgang der US-Rohöllagerbestände in den kommenden Wochen beitragen wird.

Das API gibt die Lagerdaten für letzte Woche heute Abend, das US-Energieministerium die offiziellen Daten morgen Nachmittag bekannt. Die Ölpreise dürften dennoch weiter zurückgehen. Denn die Angebotsausfälle in Kanada, Libyen und Venezuela haben zuletzt nicht mehr dazu geführt, dass die Preise weiter gestiegen sind, sondern lediglich einen Preisrückgang verhindert. Auch die spekulativen Finanzanleger scheinen die Seite zu wechseln. Diese haben in der Woche zum 3. Mai ihre Netto-Long-Positionen bei Brent zum ersten Mal seit acht Wochen deutlich reduziert.


Edelmetalle

Trotz einer wieder höheren Risikoaversion der Marktteilnehmer und eines weitgehend unveränderten US-Dollar stand auch Gold gestern stark unter Druck und gab deutlich nach. Der Goldpreis verlor rund 2% bzw. 26 USD und handelte heute Morgen zeitweise unter 1.260 USD je Feinunze auf einem 1½-Wochentief. In Euro gerechnet fiel Gold bis auf 1.107 EUR je Feinunze. Selbst weitere Zuflüsse in die Gold-ETFs konnten den Preisrückgang nicht aufhalten. Die von uns gestern berichtete verhaltene Goldnachfrage in Indien im April hat sich offenbar bislang auch im Mai fortgesetzt.

Industriekreisen zufolge lagen die Goldkäufe rund um den hinduistischen Feiertag "Akshaya Tritiya", der gestern war, rund ein Drittel unter dem Vorjahr. Dies ist zum einen auf die im Jahresvergleich gestiegenen Goldpreise zurückzuführen. Zum anderen haben die dürrebedingt geringeren Ernten viele Landwirte zu Zurückhaltung bei Goldkäufen bewogen. "Akshaya Tritiya" ist nach "Dhanteras" im Oktober/November der zweitwichtigste "Goldfeiertag" in Indien.

Im Fahrwasser von Gold und belastet durch die fallenden Industriemetallpreise standen gestern auch Silber, Platin und Palladium unter Druck. Silber fiel erstmals seit zwei Wochen zeitweise wieder unter die Marke von 17 USD je Feinunze. Seit etwa zwei Wochen zeigt Silber gegenüber Gold auch wieder relative Schwäche, wie am steigenden Gold/Silber-Verhältnis erkennbar ist.


Industriemetalle

Nach den starken Verlusten gestern kommt es bei den Metallen heute Morgen zu einer moderaten Erholungsbewegung. Unterstützt werden sie dabei offensichtlich vom weniger starken Rückgang der Produzentenpreise in China im April. Hierbei dürfte eine Rolle spielen, dass der dämpfende Effekt der Rohstoffpreise nach und nach aus der Vorjahresbetrachtung herausfällt.

Gestern fiel der LME-Industriemetallindex auf ein 4-Wochentief von 2.253 Punkten. Alle Metalle verzeichneten dabei Verluste. Mit einem Minus von gut 5% war Nickel der größte Verlierer. Auch Eisenerz gab deutlich nach. Wir hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass der starke Preisanstieg zuvor maßgeblich spekulativ getrieben war und somit auf wackeligen Beinen stand. Die Abwärtsbewegung könnte sich unseres Erachtens noch fortsetzen.

China hat gemäß Daten der Zollbehörde im April 400 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminium¬produkte exportiert. Dies war zwar etwas weniger als im Vorjahr, aber mehr als im Durchschnitt bislang in diesem Jahr.

Auch die Exporte von Stahlprodukten lagen im April mit 9,1 Mio. Tonnen weiter auf einem hohen Niveau. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden 36,9 Mio. Tonnen Stahl ausgeführt, 7,6% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die hohen Exporte erfolgten wohl wegen einer wieder ausgeweiteten inländischen Stahlproduktion und trotz der stark gestiegenen Stahlpreise, was auf eine schwache heimische Nachfrage hindeutet.

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Agrarrohstoffe

Der Kaffee Arabica-Preis legte über die letzte Woche stärker zu als der Kaffee Robusta-Preis. Über die letzten Monate hat sich der Robusta-Preis aber deutlich besser entwickelt als der Arabica-Preis. Seit Ende Februar stieg er um fast ein Viertel auf 1.635 USD je Tonne, über zehn Prozentpunkte mehr als Arabica, der aktuell bei 126,5 US-Cents je Pfund notiert. Im wichtigsten Robusta-Anbauland Vietnam dauert die Dürre an, vereinzelte Regenfälle konnten bisher keine Abhilfe schaffen.

Auch in Indonesien, wo ab Juni geerntet wird, ist es bedingt durch die Nachwirkungen von El Niño zu trocken. Laut einer aktuellen Bloomberg-Umfrage ist in beiden Ländern bei der Ernte 2016/17 mit Einbußen von rund 10% zu rechnen. Da kann auch ein kleines Plus in Brasilien das Blatt nicht wenden. Dagegen stehen die Zeichen auf eine gute Arabica-Ernte in Brasilien, der Anstieg gegenüber dem Vorjahr wird meist auf rund 15% geschätzt.

Der stärkere Anstieg der Arabica-Preise über die letzte Woche dürfte auf Short-Eindeckungen seitens spekulativer Finanzanleger zurückzuführen sein. Diese hielten Anfang Mai erstmals seit acht Wochen Netto-Short-Positionen. Zudem gibt es Anzeichen einer kurzfristigen Knappheit: Nach jüngsten Meldungen des brasilianischen Handelsministeriums wurden im April nur 2,2 Mio. Sack Kaffee exportiert, der geringste April-Wert seit vier Jahren. Mit fortschreitender Ernte dürfte sich die Lage aber wieder entspannen und ausreichend Ware für den Export zur Verfügung stehen.



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