Die Illusion der Zentralbankunabhängigkeit und die Folge für den Goldpreis
30.05.2016 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Gold als VersicherungZudem ist eine Abkehr von der mittlerweile nun schon viele Jahre andauernden Tiefzins- und Geldmengenvermehrungspolitik nicht so ohne weiteres möglich, ohne die Konjunkturen und vor allem die Finanzmärkte zu erschüttern.
Denn die expansiven Geldpolitiken haben die Preise der Finanzmarktinstrumente - Aktien, Anleihen und Derivate - aufgebläht und den Haltern satte Buchgewinne beschert und das bilanzielle Eigenkapital aufgefüttert.
Ein "Platzen" der Spekulationsblase - insbesondere der am Anleihemarkt - hätte vermutlich dramatische Folgewirkungen - und die Zentralbanken werden lieber ihre Politik fortsetzen, als sie willentlich zum Platzen zu bringen.
Quelle: Thomson Financial, R. Shiller; eigene Berechnungen
*10-jährige Staatsanleihen, **für S&P 500
*10-jährige Staatsanleihen, **für S&P 500
Unter diesen Umständen ist es wahrscheinlich, dass der Geldwert weiter unter die Räder gerät - dass die Kaufkraft der Währungen herabgesetzt wird. Denn das wird letztlich die Folge einer fortwährenden Geldmengenausweitung sein.
Das ist natürlich für Sparer und Investoren eine Entwicklung, über die man nicht leichtfertig hinwegsehen sollte. Wie aber können praktikable Handlungsempfehlungen lauten? Zum einen hat der Anleger die Möglichkeit, in Produktivkapital, sprich Aktien, zu investieren - und zwar in Aktien von Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auch in Zeiten allgemein steigender Preise funktionieren.
Allerdings sollten Anleger nur dann in diese Aktien investieren, wenn sie sie auch zu vertretbar günstigen Preisen kaufen können. Keinesfalls aber sollte überteuert gekauft werden.
Zum anderen bietet es sich an, Gold beziehungsweise Silber, in liquiden Mitteln, als Teil des Vermögens zu halten. In einer nahezu zinslosen Welt sind sie ein Ersatz für Termin- und Spareinlagen. Zudem ist das Gold auch eine Versicherung, eine Impfung gegen die Widrigkeiten des ungedeckten Papiergeldsystems. Seine Kaufkraft lässt sich bekanntermaßen nicht durch politische Willkür herabsetzen.
Blickt man auf die Goldpreisentwicklung in Relation zur Geldmengenausweitung der letzten Jahrzehnte, so scheint der Goldpreis derzeit vergleichsweise günstig zu sein. Für Anleger, die langfristig orientiert sind - die in Zeitspannen von, sagen wir, fünf, zehn oder mehr Jahren denken -, sollte damit die Wahrscheinlichkeit recht hoch sein, dass sich der Erwerb von Gold zum aktuellen Preis als lohnend herausstellen wird.
Die "Blase" auf dem Anleihemarkt ging bislang Hand in Hand mit einem Goldpreisanstieg.
Quelle: Thomson Financial, R. Shiller; eigene Berechnungen. KGV Anleihen minus KGV Aktien.
Quelle: Thomson Financial, R. Shiller; eigene Berechnungen. KGV Anleihen minus KGV Aktien.
Das Geldmengenwachstum spricht für einen höheren Goldpreis.
Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. Schattierte Fläche: Phase der Netto-Goldverkäufe durch die Zentralbanken
Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen. Schattierte Fläche: Phase der Netto-Goldverkäufe durch die Zentralbanken
US-Dollar wie auch die übrigen Währungen haben merklich gegenüber dem Gold abgewertet.
Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. *Ermittelt mit dem handelsgewichteten Außenwert des US-Dollar
Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. *Ermittelt mit dem handelsgewichteten Außenwert des US-Dollar