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Das Undenkbare denken: Ein Blick auf die kommende Krise

01.07.2016  |  John Mauldin
- Seite 3 -
Japan monetarisiert seine Schulden und übergibt sie der Zentralbank. Das werden sie auch weiterhin tun, und zwar in einem beeindruckenden Tempo. Ich habe den Yen damals geshortet, als er bei 100 stand. Ich hätte ihn schon bei 90 shorten sollen, denn damals habe ich bereits darüber geschrieben, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich weder das nötige Geld noch den nötigen Mut. Als man für 1 Dollar noch 125 Yen bekam, war ich viel zufriedener mit dieser Entscheidung als jetzt, wo der Kurs wieder bei 102 liegt.

Wenn ich mein Kapital einem Vermögensverwalter anvertraue, versuche ich "überzeugte Gläubige" zu meiden, den deren Gewissheiten können einen in den Abgrund stürzen. Doch ich muss zugeben, dass ich in Bezug auf die letztliche Schwäche des Yen ebenfalls ein überzeugter Glaubensanhänger bin. Ich denke immer noch, dass ein Wechselkurs von 1 zu 200 eine reale Möglichkeit darstellt. Das sind nicht nur leere Worte, ich bin auch entsprechend investiert. Allerdings ist der Wert meiner Position heute in etwa wieder auf die Summe gefallen, die ich ursprünglich vor 2,5 Jahren angelegt habe. Nun ja...wir wahren Gläubigen sind in dieser Hinsicht sehr widerstandsfähig. Übrigens, habe ich Ihnen schon meine Goldbug-Freunde vorgestellt? Oder die Überlebenskünstler? Doch das nur am Rande...

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Die Japaner haben 30% ihrer gesamten Staatsverschuldung auf die Bilanz ihrer Zentralbank geschrieben. Dieser Anteil wird sich auf 70-80% erhöhen. Verlassen Sie sich darauf, sagt der überzeugte Glaubensanhänger. Das sind eine ganze Menge Yen, die so in das System gelangen, und ich denke das wird den Währungskurs letzten Endes entscheidend beeinflussen.

Die Schwellenmärkte sind das vierte schwache Glied. Wie versuchen sie sich aus der Misere zu befreien? Sie haben 10 Billionen US-Dollar geliehen, welche sie mit Hilfe von Einnahmen zurückzahlen müssen, die sie in ihren lokalen Währungen generieren. Der Marktwert des Dollars kann daher zu einem echten Problem für sie und ihre Schulden werden. Das passiert dann typischerweise im ungünstigsten Moment, d. h. während einer Krise oder einer globalen Rezession, in der der Dollar noch die beste von allen fehlerbehafteten Währungen ist. Der Dollarwert wird genau dann steigen, wenn in den Schwellenmärkten die Unternehmensgewinne einbrechen und die Steuereinnahmen der Staaten sinken.

Es gibt noch eine weitere Schwachstelle - und das sind wir, die USA.

Wir sind das internationalste, mächtigste, unglaublichste, fantastischste Land in der Geschichte der Welt. Genau das ist unser Problem. Wenn wir in die nächste Rezession schlittern, wird das Haushaltsdefizit auf 1,3 Billionen Dollar explodieren, selbst wenn die Einnahmen nur so stark zurückgehen, wie beim letzten Mal. Wenn wir Zusatzkosten für das soziale Sicherungsnetz mit einkalkulieren, sind wir schon bei mindestens 1,5 Billionen USD. Dazu kommen noch die knapp drei Quartale mit einer Billion an "bilanzexternen" Schulden. Die Staatsschulden der USA werden schon bald um mehr als 2 Billionen USD jährlich wachsen.

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Alles in allem erhöhen wir den schon jetzt gewaltigen nationalen Schuldenberg um mindestens 2 Billionen Dollar im Jahr. In fünf Jahren könnten sich unsere Staatsschulden auf 30 Billionen USD belaufen. Zu Beginn des Jahres 2020 haben wir womöglich Schulden in Höhe von 30 Billionen Dollar und die Leute werden sich fragen, was zur Hölle wir da eigentlich tun. Und Sie denken, die Tea Party ist heute schon von übertriebenen Existenzängsten geplagt?

Lacy Hunt hat recht: Die mit der Verschuldung in Zusammenhang stehenden Einschränkungen nehmen zu. Die Schulden bremsen das nominale Wirtschaftswachstum, und wenn wir unser BIP nicht erhöhen, werden weder das Lohnniveau noch die Erwerbsquote steigen. Die Gig-Economy wird weiter wachsen und es wird zu einem wirtschaftlichen Abschwung kommen, der die Arbeitslosigkeit wieder auf 8-10% ansteigen lässt. Die US-Bürger werden äußerst aufgebracht sein. Juan Williams liegt vielleicht richtig, wenn er davon ausgeht, dass Hillary Clinton der Wahlsieg sicher ist. Das wird womöglich das Beste sein, was den Republikanern jemals passiert ist, denn sie wird sich überlegen müssen, wie wir diese Probleme angehen, und sie hat nicht die geringste Ahnung. Es ist völlig egal, welches Glied zuerst nachgibt. Wir sind alle miteinander verbunden. Die ganze Kette wird reißen.

Wenn das passiert, wird es zu einer globalen Rezession kommen, die der letzten Krise in nichts nachsteht - nur die Auslöser und die Folgen werden unterschiedlich sein. All die oben genannten Schwachstellen haben jedoch eine Gemeinsamkeit: die Schulden. Diese Schulden lassen sich nicht einfach wegwünschen und man kann auch nicht einfach ein Ablassjahr ausrufen, in dem alle Schulden vergeben werden, denn auf der anderen Seite dieser Verbindlichkeiten stehen Banken und Pensionsfonds, Sie und ich. All diese Schulden gehören jemandem, und dieser jemand sind Sie und ich mittels unserer Renten, durch die Versicherungen die wir kaufen, die Anleihefonds in unseren Portfolios, unsere Stiftungen, unsere Banken und unsere Unternehmen. Die Staatsanleihen haben still und leise jeden Bereich unseres Lebens durchdrungen. Zerstöre sie und alles wird den Bach runtergehen.


Welchen Kurs wird die Fed einschlagen?

Es stellt sich also die Frage, was die Federal Reserve tun wird. Nun, ich kann Ihnen sagen, was die Notenbank meiner Ansicht nach tun wird. Die Antwort führt uns zurück in meine Zeit am Theologischen Seminar. Das ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen meine theologische Ausbildung meine ökonomischen Ansichten prägt.


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