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Was nun wären wohl die Folgen des Brexit? Ansichten und Fakten

19.07.2016  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
4 Multimilliardäre sprechen sich aus

Vielleicht sollte man zunächst einmal die Fachleute mit den ganz großen Namen befragen. Bisher bestätigten die nachfolgenden Ereignisse im Wesentlichen deren Voraussagen. Vielleicht haben sie auch diesmal recht? Vier von ihnen sind zumindest Multimilliardäre und ihre Namen geistern fast täglich durch die Medien. Hören wir die Meinung dieser Insider der derzeit herrschenden Finanzeliten:

1) Bill Gross als der bekannteste und weltweit führende Fondsmanager:

Er sieht künstlich aufgeblasene Assetpreise, insbesondere im Bereich Festverzinsliche, Aktien, Fonds und Immobilien, in Kombination mit massiven Verzerrungen der Verhältnisse zwischen Risiken und potentiellen Erträgen - und dies immer mehr zu Ungunsten des Investors. Für einen theoretischen Ertrag von z. B. 0,5% werden Milliarden eingesetzt. Die geringste Abweichung von dieser theoretischen Minirendite kann bereits in die finanzielle Katastrophe führen. Dieserart erzeugt die Nullzinswirtschaft volkswirtschaftlich gesehen riesige Fehlinvestitionen, die Investoren in einem gesunden Zinsumfeld niemals eingegangen wären.

Grund für diese hoch bedenkliche Entwicklung sind also die Tiefzinsen, die notwendigerweise zu höchst waghalsigen Anlagen führen. Warum? Höchst einfach: In der Realwirtschaft ist so gut wie nichts mehr zu gewinnen. Die Märkte schwimmen In Wogen fremdfinanzierter hoch riskanter Käufe, ermöglicht durch die extrem lockere Geldpolitik der letzten acht Jahre, begleitet von dem aberwitzigen Irrglauben, dass die Fed mit immer höheren Dosen an frisch aus dem Nichts produzierten Billiggeld notfalls zur Rettung einspringen würde. Diese endlose Stützung der im Grunde völlig kaputten Märkte muss aber nun für viele Jahrzehnte anhalten. Zöge sich die Fed zurück, gäbe es einen Crash, gegen den sich der aus dem Jahre 2008 wie ein Kindergarten Picknick ausnehmen würde.

2) Der einstige Goldhasser, Superinvestor George Soros,

bekannt als Abschöpfer einer satten Milliarde Pfund innert weniger Stunden, als er gegen den Pfundkurs wettete, ist jetzt plötzlich wieder ein Goldfreund. Der Gute reduzierte soeben sein Aktienportfolio um ein Drittel. Er sieht «höchst turbulente Zeiten» kommen, und vergrößert sein Goldvermögen fortlaufend. Natürlich besitzt er große Mengen physischen Metall-Goldes, und im Bereich von Papier-Gold ist seine Glanz- und Vorzeigeaktie «Barrick Gold».

3) Der nicht minder bekannte Carl Ican

mit seinen bespiellosen Anlageerfolgen, sieht eines Tages, und nicht in allzuferner Zeit, die «ganz große Abrechnung» kommen. Daher erhöhte er seine Short-Positionen gerade um etwa 160% und sieht sein Anlageglück im Moment im Bereich der Rohstoffaktien, die derzeit im Kurs-Tiefkeller stehen. Er handelt also typisch anti-zyklisch.

4) Der legendäre Allan Greenspan,

einstmals als Chef der Fed auch als «Mister Kauderwelsch» bekannt, spricht jetzt sehr viel klarer, wie damals, als er in öffentlichen Reden, oft kaum zu verstehen waren. In seiner Jugend betonte er in zahlreichen Schriften immer wieder, dass Gold das einzige zuverlässige Mittel sei, mit dessen Hilfe sich der Sparer bzw. Bürger vor den (meist inflationären) Zugriffen des Staates auf sein Vermögen schützen könne. Einst (1966: «Gold und wirtschaftliche Freiheit») sprach sich der Gute sinngemäss aus wie folgt:

Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates, dessen Bewohner sich nur Politiker wählen, die ihnen «völlig kostenlos» immer größere soziale Wohltaten gewähren. So beziehen derzeit z. B. etwa 5 Millionen Deutsche Arbeitslosengeld und andere staatliche Schenkungen ohne jede Gegenleistung, ebenso wie 43 Millionen Amerikaner kostenlos staatliche Essensmarken zum Einkaufen erhalten. Dies macht es erforderlich, daß es für Eigentümer von Vermögen keine Möglichkeit geben darf, sich zu schützen.

Dies ist das schäbige Geheimnis, welches hinter der Verteufelung des Goldes durch die Verfechter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist schlicht und ergreifend ein genial erdachter Super- Mechanismus für die "versteckte" aber stetige Enteignung von Vermögen. Gold jedoch verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es schützt die Eigentumsrechte. Hätte der Euro eine Golddeckung gehabt, wären die seit seiner Einführung (1.1. 2002) bis heute aufgetretenen Kaufkraftverluste in Höhe von rund 62% niemals aufgetreten. Der Dollar verlor nach Kaufkraft seit der Gründung der Fed im Jahre 1913 etwa 98% !!!

Wenn man das erst einmal begriffen hat, ist die Feindschaft der Wohlfahrtsstaatsverfechter gegen den Goldstandard nicht mehr schwer zu verstehen. (siehe auch: The Objectivist, Juli 1966). Greenspan war einst begeisterter Goldfan, dann während seiner Amtszeit ein fanatischer Goldgegner, und wandelte sich seither auf wundersame Weise zurück zum Goldfreund. Wahrscheinlich tat er dies, um seinen einst guten Ruf wieder zu restaurieren. Immerhin basiert ein Großteil der heutigen Miseren im Finanzbereich auf seinen Taten als Fed-Chef in den 90er Jahren.

In seinen letzten Analysen sieht er sechs Gründe bzw. Probleme für die Zukunft:

a) Zentrales Problem: Die größten Staatsschulden in der Geschichte (weltweit in Kürze eine Billiarde $).

b) Dies ausgerechnet in einer Zeit, in der die Demographie den Plänen der Finanzindustrie genau zuwider läuft. Die geburtenstarken Jahrgänge, die sog. »Babyboomer» gehen in Rente. Immer weniger Arbeitende und Steuerzahlende müssen die Renten bzw. Versorgung einer rasch überalternder Rest-Bevölkerung decken. Dies ist nicht nur in den USA der Fall, sondern betrifft auch Europa genau wie Japan.

c) Für Gold ist der Altmeister «bullish» wie nie zuvor. Er weist darauf hin, dass die USA zwischen 1870 und 1913, also «in der goldenen Zeit des Goldstandards», die wahrscheinlich größte Wachstumsphase ihrer Geschichte durchlebte.

Er weiss sehr wohl, dass eine geradezu hysterische Feindschaft gegen den Goldstandard die Staatsinterventionisten aller Art wie Zahnzement verbindet. Sie - und insbesondere die Anhänger von Keynes, die heute die Wirtschafts- und Finanzsysteme des Westens beherrschen - scheinen klarer und deutlicher als selbst viele Anhänger der freien Marktwirtschaft, zu begreifen, dass Gold (inklusive Silber) und wirtschaftliche Freiheit unteilbar sind. Sie (heimlich), zusammen mit der Österreichischen Schule der Nationalökonomie (öffentlich), verstehen, dass der Goldstandard ein zentrales Merkmal der freien Marktwirtschaft ist, und dass sich beide gegenseitig bedingen.

Aber die Feindschaft gegen den Goldstandard in jeglicher Form durch eine wachsende Zahl von Wohlfahrtsstaat-Fanatikern wurde von einer ganz anderen Einsicht verursacht - nämlich dem Begreifen, daß der Goldstandard unvereinbar ist mit chronischen Haushaltsdefiziten - also dem typischen Hauptmerkmal aller Wohlfahrtsstaaten. Damit aber wird das Motto: «Volksbeglückung auf Pump» unverrückbar und immer fester zementiert. So versteht man auch, warum der Goldbesitz in Amerika von 1933 bis 1975 für Bürger verboten war (10 Jahre Zuchthaus im ach so freien und großartigen Amerika).

d) Er fragt sich, wie die Staaten die endlosen Defizite und deren Folgen finanzieren sollen.

Diese Defizitwirtschaft (also viel mehr ausgeben als einnehmen) läuft seit etwa 5 Jahrzehnten. Die ungedeckten Gesamtverbindlichkeiten der USA beispielsweise belaufen sich auf etwa 20 Billionen $ an verzinslichen und ungefähr 180 Billionen $ an unverzinslichen (aber morgen und übermorgen fälligen) Schulden. Das gesamte Weltschulden-Niveau wird auf 930 Billionen $ geschätzt und strebt zügig auf eine Billiarde $ zu. Dies ist eine Zahl mit 15 Nullen, also 1.000.000.000.000.000 $. Sie entzieht sich jeder menschlichen Vorstellungskraft, und genau so wenig kann sich schon längst niemand mehr vorstellen, wie dieser Betrag unter «normalen Verhältnissen» jemals zurück gezahlt werden kann oder sollte.

Entweder werden die Zahlungsversprechen schlicht gebrochen, oder jeder erhält nominell genau den versprochenen Betrag, kann sich aber leider dafür nichts oder fast nichts dafür kaufen (Hyperinflation). Natürlich gibt es als letzte Lösung den Krieg, der, wenn richtig vorbereitet und medial «richtig gestaltet» wird, alle Probleme löst. Der ungeheure Vorteil: Danach gibt es ca. 40 Jahre Vollbeschäftigung und kein Arbeitslosengeld sowie keine übermäßig fremd finanzierte Kreditwirtschaft, wie derzeit. Der größte Bonus: Alle Schulden sind auf wunderbare Weise verschwunden.

e) Greenspan empfiehlt also eine dringende Kehrtwende wohl wissend, dass diese aus system-relevanten Gründen unmöglich ist. Käme diese tatsächlich (per goldgelockter Wunderfee), würden die herrschenden Eliten Macht und Einfluss verlieren, und eben diese überlebensnotwendigen Vorteile werden sie niemals freiwillig aus der Hand geben. Nichtsdestotrotz erreichte der physische Goldankauf in den Tagen nach dem Brexit weltweit neue Rekordstände, während die Wall Street nebst Comex die (Papier-) Unzenpreise mit allen Mitteln drückten. Wann werden die letzten der ohnehin spärlichen Goldreserven des Westens verbraucht sein und sich in Asien befinden?


Was könnte den roten Knopf am Auslöser der Krisenmaschinerie tief eindrücken?

Hauptgrund: Eine massive Rezession in den USA! Anzeichen oder Vorboten einer solchen mehren sich:

a) Sommer 2016: Schärfster Rückgang der Produktion seit 9 Jahren. Man beachte: Amerika ist ein weitgehend de-industrialisiertes Land

b) Massiver Rückgang des Indexes der Einkaufsmanager, ein besonders zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Rezession

c) Deutlicher Rückgang im Transportwesen, ganz besonders im internationalen Teil (Baltic Dry Index)

d) Immer mehr Unternehmen schaffen es nicht mehr, ihre Schulden trotz Tiefzinsen fristgerecht zurück zu zahlen

e) Neueinstellungen: Tiefster Stand seit 6 Jahren. Die Neueingestellten ersetzen die gekündigten teuren Arbeitsplätze mit Viertel- und Achteljobs. Viele Amerikaner brauchen 3 oder gar 4 parallel laufende Kleinjobs, um zu überleben

f) Unternehmensgewinne: Seit Monaten stark rückläufig

g) Stimulationsmassnahmen der Fed wirken in der Realwirtschaft so gut wie nicht mehr. Die Pferde stehen am Niedrigzinsbrunnen, aber sie saufen nicht. Die US Konjunktur lahmt trotz aller Jubelmeldungen schwer. Die Financial Advisory Firm Macquarie berichtete Anfang Julie 2016, dass die Projektionszahlen des IWFs seit 2011 hinter den vorausgesagten Erwartungen für das Wirtschaftswachstum weltweit um bis heute satte 9,7% zurückgeblieben waren, die USA eingeschlossen. Erwartungen und Realwirtschaft klaffen immer weiter auseinander

h) Die US-Konjunktur war und ist immer noch zu 72% vom Konsum abhängig. Bräche dieser ein, aus welchen Gründen auch immer (Krieg, Krise, Währungsprobleme, Steuern, Kaufkraftverluste), käme das Grosscrash-Monster sehr rasch aus den wucherndem Dickicht der Finanzurwälder daher geschritten-

i) Sollte die Fed den Leitzins weiter senken, gar in den Negativbereich, verlöre der Dollar seine Stellung als Weltleitwährung. Noch steht der Leitzins, im Gegensatz zu anderen Währungen, über Null


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