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Lang erwartete Preiskorrektur bei Edelmetallen

21.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten gestern Nachmittag kräftig zu. Kurz zuvor hatten sie noch ihre Tagestiefstände markiert. Heute Morgen setzen die Ölpreise ihren Anstieg zunächst fort. Brent steigt bis auf 47,5 USD je Barrrel, WTI notiert nach dem Kontraktwechsel bei 46 USD je Barrel. Die Rohöllagerbestände sind laut US-Energieministerium letzte Woche um 2,3 Mio. Barrel gefallen. Dies war der neunte Wochenrückgang in Folge und entsprach dem Abbau, welchen das API am Vorabend berichtet hatte.

Der Lagerabbau war in erster Linie auf eine deutlich gestiegene Rohölverarbeitung zurückzuführen, welche fast wieder das Rekordniveau vom Juli 2015 erreichte und die ebenfalls gestiegenen Importe mehr als kompensierte. Wie lange die Raffinerien soviel Rohöl verarbeiten, bleibt angesichts der für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohen Benzinlagerbestände (+12% ggü. dem langjährigen Durchschnitt) und der deshalb niedrigen Verarbeitungsmargen abzuwarten.

Die Benzinvorräte stiegen weiter an, obwohl die Benzinnachfrage nur knapp unter dem vor vier Wochen erreichten Rekordniveau lag. Die US-Rohölproduktion stieg zwar leicht auf 8,5 Mio. Barrel pro Tag, liegt damit aber nur knapp über dem vor zwei Wochen verzeichneten 2-Jahrestief. Die etwas höhere Ölproduktion war ausschließlich einer weiteren Normalisierung der Ölproduktion in Alaska geschuldet. Diese stieg letzte Woche um knapp 40 Tsd. Barrel pro Tag. Ohne diesen Sondereffekt wäre die US-Ölproduktion deutlich gefallen.


Edelmetalle

Bei den Edelmetallen gab es gestern eine deutliche Korrekturbewegung, in derer der Goldpreis auf ein 3-Wochentief von 1.310 USD je Feinunze fiel. Wir hatten zuletzt mehrfach darauf hingewiesen, dass bei Gold Korrekturpotenzial bestand, da die spekulativen Finanzanleger seit Wochen stark Netto-Long-Positionen aufgebaut hatten. Sie dürften nun Gewinne mitgenommen haben.

Zusätzlich belastet wurde der Goldpreis wohl durch die gestiegenen Aktienmärkte. Auch nahmen die Zinserhöhungserwartungen weiter moderat zu und die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zog leicht an. Die Entwicklungen in der Türkei werden von den Marktteilnehmern dagegen weitgehend ignoriert. Fünf Tage nach dem gescheiterten Militärputsch hat Präsident Erdogan gestern einen dreimonatigen Ausnahmezustand verhängt, was für eine höhere Goldnachfrage in der Türkei spricht.

Die auf ein Rekordtief gefallene Türkische Lira und der damit verbundene rekordhohe Goldpreis in heimischer Währung könnten die Goldnachfrage im Land allerdings dämpfen. Im Fahrwasser von Gold wurde auch Silber mit nach unten gezogen, welches ebenfalls auf ein 3-Wochentief von 19,2 USD je Feinunze fiel. Silber stand zusätzlich durch die zeitweise deutlich schwächeren Industriemetallpreise unter Druck.

Nachdem die chinesische Zentralbank PBoC im Juni wieder Gold gekauft hatte (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 8. Juli), hat die russische Zentralbank nachgelegt. Wie diese gestern berichtete, hat sie ihre Goldreserven im letzten Monat um rund 600 Tsd. Unzen bzw. 18,7 Tonnen aufgestockt. Dies waren die höchsten Goldkäufe seit Januar.


Industriemetalle

Wie das International Aluminium Institute (IAI) berichtete, ist die globale Aluminiumproduktion im Juni im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,2% auf 4,8 Mio. Tonnen gesunken. Im ersten Halbjahr wurden demnach 28,2 Mio. Tonnen Aluminium hergestellt, 1,3% weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. In China, dem mit einem Marktanteil von fast 54% mit Abstand größten Produzenten, wurde die Produktion in den ersten sechs Monaten des Jahres um 3,3% auf 15,1 Mio. Tonnen gedrosselt.

In den letzten beiden Monaten wurde sie aber bereits wieder ausgeweitet, was wohl auf die deutliche Erholung der Aluminiumpreise zurückzuführen ist. Unseres Erachtens bleibt der globale Aluminiummarkt bislang noch gut versorgt und Preise oberhalb von 1.600 USD je Tonne sind dauerhaft nicht zu rechtfertigen.

Der globale Zinkmarkt war gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) in den ersten fünf Monaten des Jahres mit 64 Tsd. Tonnen unterversorgt. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand noch ein Angebotsüberschuss von 177 Tsd. Tonnen. Am globalen Bleimarkt hat das Angebot dagegen die Nachfrage von Januar bis Mai laut ILZSG um 53 Tsd. Tonnen übertroffen.

Zur gleichen Zeit im Vorjahr gab es ein Defizit von 9 Tsd. Tonnen. Die unterschiedliche Marktlage macht sich in der Preisentwicklung von Zink und Blei bemerkbar: Während sich Zink seit Jahresbeginn um 40% verteuert hat, legte Blei nur um 3,5% zu. Zink ist derzeit fast 400 USD je Tonne teurer als Blei. Zu Jahresbeginn war Blei noch teurer als Zink.

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Agrarrohstoffe

China hat im Juni 72,75 Tsd. Tonnen Baumwolle importiert und damit 55% weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig lagen die Importe nochmals niedriger als im Vormonat. Im gesamten ersten Halbjahr belaufen sich die Einfuhren auf 431,25 Tsd. Tonnen. Das entspricht ebenfalls weniger als der Hälfte der Menge, welche im entsprechenden Vorjahreszeitraum importiert wurde.

Grund für den Einbruch bei den Einfuhren sind deutlich gesunkene inländische Preise und geringere Importquoten für die zollfreie Einfuhr. Stattdessen versorgen sich die Baumwollverarbeiter in China derzeit aus den hohen einheimischen Beständen, welche vom Staat seit Mai versteigert werden. Bislang wurden auf diese Weise 1,36 Mio. Tonnen Baumwolle verkauft. Insgesamt will die Regierung in diesem Jahr 2 Mio. Tonnen Baumwolle aus den staatlichen Reserven an den heimischen Markt bringen.

Vor diesem Hintergrund scheinen die jüngsten Annahmen des US-Landwirtschaftsministeriums zu den US-Baumwollexporten ambitioniert. Dieses hatte in seiner jüngsten Prognose für das demnächst beginnende Erntejahr 2016/17 einen massiven Anstieg der US-Ausfuhren auf ein 4-Jahreshoch von 2,5 Mio. Tonnen unterstellt und damit einen kräftigen Anstieg der Baumwollnotierungen auf ein 2-Jahreshoch von 75 US-Cents je Pfund ausgelöst.

Zuletzt hat der Baumwollpreis diese Gewinne teilweise wieder abgegeben und handelt aktuell bei 72,5 US-Cents je Pfund. Wir sehen hier weiteres Korrekturpotenzial.



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