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Ölpreise auf mehrmonatigen Tiefständen

26.07.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise fallen am Morgen auf mehrmonatige Tiefstände. Brent verzeichnet mit 44,5 USD je Barrel ein neues 2½-Monatstief. WTI notiert erstmals seit Ende April unter 43 USD je Barrel. Sorgen über ein Überangebot wurden durch Zahlen von Genscape verstärkt, wonach die Rohöllagerbestände in Cushing in der letzten Woche um gut 1 Mio. Barrel gestiegen sein sollen. Laut einer Bloomberg-Umfrage geht der Markt von einem Abbau um 300 Tsd. Barrel aus. Das API veröffentlicht seine Zahlen heute Abend nach Handelsschluss, das US-Energieministerium morgen Nachmittag.

Wie sehr der Ölmarkt derzeit angeschlagen ist, zeigt die fehlende Marktreaktion auf einen neuerlichen Anschlag der Rebellen der Niger Delta Avengers auf eine Ölpipeline in Nigeria. Auch die Verzögerung bei der Wiederinbetriebnahme zweier wichtiger Ölhäfen in Libyen vermochte den Ölpreisen keine Unterstützung zu geben.

Der Chef der Sicherheitsgarde für die Öleinrichtungen fordert zunächst von der UN-gestützten Zentralregierung eine Lohnvereinbarung für seine Leute, was jedoch vom Chef der staatlichen Ölgesellschaft NOC als "gefährlicher Präzedenzfall" abgelehnt wird, da er die Sicherheitsgarde für die Blockade der Ölhäfen und die damit verbundenen Einnahmeausfälle verantwortlich macht. Ebenfalls für Abgabedruck sorgen anhaltende spekulative Verkäufe.

Die Netto-Long-Positionen von Brent sind in der Woche zum 19. Juli die sechste Woche in Folge zurückgegangen. Während dieser Zeit sind sie um 67,5 Tsd. Kontrakte gesunken, vom Rekordniveau Ende April um fast 100 Tsd. Kontrakte. Kurzfristig bestehen für die Ölpreise weiterhin Abwärtsrisiken.


Edelmetalle

Gold hat sich etwas stabilisiert und handelt am Morgen bei 1.320 USD je Feinunze. Im Vorfeld der morgen stattfindenden Sitzung der US-Notenbank Fed ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung bis zum Jahresende laut Fed Fund Futures auf 48% gestiegen. Wind schlug Gold gestern auch seitens der ETF-Anleger entgegen: Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten Abflüsse von 4,5 Tonnen, die höchsten seit zwei Wochen, welche ausschließlich auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen waren.

Die chinesische Goldnachfrage ist im ersten Halbjahr um 7,7% auf 528,5 Tonnen gefallen. Dies berichtet heute Morgen eine chinesische Zeitung unter Berufung auf den chinesischen Goldminenverband. Demnach sei die Schmucknachfrage stark zurückgegangen, während die Nachfrage nach Barren und Münzen deutlich anzog. Die Zentralbank hat demnach ihre Goldreserven in den ersten sechs Monaten des Jahres lediglich um 61 Tonnen auf 1.823 Tonnen aufgestockt.

Die Goldproduktion lag nahezu unverändert bei 229,1 Tonnen. Die Lücke zwischen der heimischen Produktion und der lokalen Nachfrage wird durch Importe geschlossen. Diese lagen laut Statistikbehörde Hongkong nach fünf Monaten bei 343 Tonnen. Im Verlauf des Vormittags werden von der Behörde die Daten für Juni veröffentlicht. Es bleibt abzuwarten, ob das starke Momentum aus dem Mai angehalten hat. Im Mai erreichten die Netto-Importe über Hongkong mit 115 Tonnen das höchste Niveau seit Januar und das zweithöchste seit Oktober 2013.


Industriemetalle

Nickel fällt heute Morgen auf ein Wochentief von gut 10.200 USD je Tonne, obwohl auf den Philippinen ein Exportverbot für unbehandelte Erze erwogen wird. Dies deutete gestern der neu gewählte Parlamentssprecher in einer Rede vor dem Unterhaus an. Demnach sollen die Erze ganz oder teilweise im Land verarbeitet und so neue Arbeitsplätze für die Menschen dort geschaffen werden. Damit würden die Philippinen dem Vorbild Indonesiens folgen, welches im Januar 2014 ein Exportverbot für unbehandelte Erze eingeführt hatte. Ein Zeitplan wurde allerdings nicht bekannt gegeben.

Im Vergleich zu Indonesien weisen die philippinischen Nickelerze eine geringere Qualität auf, zudem sind die Reserven kleiner. Industriekreisen zufolge ist es fraglich, ob die philippinische Regierung mit diesem Vorhaben die benötigten Investitionen ins Land locken kann oder ob nicht stattdessen doch mehr in Verarbeitungsanlagen in Indonesien investiert wird. Zumal dort anscheinend eine Lockerung des Exportverbots in Erwägung gezogen wird.

Laut Aussagen von Sumitomo Metal Mining, Japans größtem Nickelproduzenten, führt Indonesien bereits jetzt schon mehr Nickelroheisen aus. Daher sei der globale Nickelmarkt nicht so stark unterversorgt wie noch vor zwei Monaten geschätzt. Das erwartete Angebotsdefizit beziffert Sumitomo dennoch auf 47 Tsd. Tonnen. Dies entspricht in etwa dem Niveau, welches die International Nickel Study Group während ihrer Frühjahrstagung im April prognostizierte. Das wahrscheinliche Angebotsdefizit rechtfertigt u.E. im Jahresverlauf höhere Nickelpreise.

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Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis in Paris reagierte gestern mit einem Abschlag von 2% auf die leicht erhöhte Schätzung des Prognosedienstes MARS der EU-Kommission zu den EU-Weichweizenerträgen. MARS schätzt nun, dass im EU-Durchschnitt 6,1 Tonnen Weichweizen je Hektar geerntet werden. Dies wäre ähnlich viel wie im Vorjahr, aber 4,6% mehr als im 5-Jahresmittel. In ihrer Angebots- und Nachfrageprognose von Ende Juni hat die EU-Kommission bisher 6 Tonnen je Hektar eingestellt. Wendet man den nun höher geschätzten Ertrag bei gleicher Fläche an, ergäbe sich statt der derzeit für die EU-Weichweizenproduktion geschätzten 144,6 Mio. Tonnen eine Erntemenge von 147 Mio. Tonnen.

Alle anderen Größen unverändert unterstellt, könnte damit der bisher auf 3 Mio. Tonnen geschätzte Lagerabbau fast auf Null schrumpfen. MARS nahm insbesondere die Ertragsprognose für eine ganze Reihe an Ländern in Osteuropa nach oben. Dies machte eine Kürzung bei den in Frankreich erwarteten Erträgen mehr als wett. Allerdings setzt MARS diese noch immer bei 7,37 Tonnen je Hektar an. Dies wäre zwar rund 7% weniger als im Vorjahr, läge aber im fünfjährigen Mittel.

Diese Einschätzung scheint uns zu optimistisch. Denn andere Beobachter schätzen die französischen Erträge deutlich niedriger. Das Agrarministerium des Landes etwa erwartet 7,07 Tonnen je Hektar, was noch längst nicht die pessimistischste Schätzung am Markt ist.



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