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Kriege, Börsencrash und Gold: Gerald Celente über künftige Trends

25.08.2016  |  Mike Gleason
Mike Gleason: Heute habe ich die Ehre Gerald Celente, den Herausgeber des renommierten Trends Journal, begrüßen zu dürfen. Mr. Celente ist weltweit ein äußerst gefragter Interviewgast und hat in den letzten 30 Jahren einige der bedeutendsten und größten Trends im Voraus prognostiziert. Mr. Celente, willkommen zurück und vielen Dank, dass Sie heute bei uns sind.

Gerald Celente: Danke, Mike.


Mike Gleason: Ich möchte mit einer Frage zu der enormen Diskrepanz zwischen den Wirtschaftsdaten und den Signalen, die der Aktienmarkt an die Investoren sendet, beginnen. Die US-Wirtschaft verzeichnet aktuell beispielsweise die geringste Wachstumsrate seit den 1940er Jahren. Auch in China und zahlreichen anderen bedeutenden Wirtschaftsräumen weltweit verlangsamt sich die Entwicklung - ganz zu schweigen von den wirtschaftlichen Problemen Europas. Dennoch werden an den Aktienmärkten beinahe im Wochentakt neue Hochs gemeldet und der S&P 500 und der Dow Jones notieren auf einem absoluten Rekordniveau.

Was geht hier vor? Geht es der Wirtschaft in Wirklichkeit besser, als man uns sagt, oder werden die Aktienmärkte zusätzlich unterstützt?


Gerald Celente: Die Aktienmärkte erhalten Unterstützung. Wir sagen das bereits seit dem Beginn der quantitativen Lockerungen. Das ist kein Wiederaufschwung, sondern eine Vertuschungsaktion. Die Zahlen lügen nicht, aber die Lügner lügen, und die Märkte auch. Hier sind die Fakten: Wir haben eine Zeit der Fusionen und Übernahmen erlebt, die in der Geschichte weltweit beispiellos ist, weil die Unternehmen zu Nullzinsen Geld leihen können und damit andere Unternehmen kaufen. Tatsache ist auch, dass es noch nie zuvor so umfangreiche Aktienrückkäufe gegeben hat. Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden Aktien im Wert von vielleicht etwa 160 Milliarden Dollar zurückgekauft.

Das hat die Aktienmärkte natürlich beflügelt. Das sind die Fakten, und ich weiß, dass Ihre Zuhörer die Fakten hören wollen. 95% des seit 2009 in den Vereinigten Staaten geschaffenen Vermögens floss in die Taschen der berühmten 1%. Auch das ist eine Tatsache, und sie trifft nicht nur auf die USA, sondern auf die ganze Welt zu. 62 Leute - jeder von uns kennt mindestens 62 Leute. Jetzt stellen Sie sich einmal vor, dass diese 62 Leute über mehr Reichtum verfügen, als die Hälfte der Weltbevölkerung.

All das führt nur dazu, dass die Aktienmärkte weiter Aufwind erhalten, obwohl ein Einbruch schon seit Langem überfällig ist. Sehen Sie sich die Fakten an, die Zahlen lügen nicht. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse fallen aus dem üblichen Rahmen. Oder wie wäre es mit den Unternehmensgewinnen? Seit wie vielen Quartalen sind diese nun schon rückläufig? Es ist ein Glücksspiel, eine Ponzinomie. Das ist kein Kapitalismus.

Dieses Wort sollte aus dem aktuellen Sprachgebrauch verbannt werden. Der Westen lebt nicht in einer kapitalistischen Gesellschaft, sondern im Bankismus. Seit dem Tag, an dem Jesus die Geldwechsler mit der Peitsche aus dem Tempel jagte, hat sich nichts Wesentliches geändert. Es sind andere Menschen mit anderen Namen, die noch immer die gleichen schmutzigen Deals abschließen und die Märkte stützen, um sich selbst zu bereichern.


Mike Gleason: Im Frühjahr hatte ich Sie gefragt, ob die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen nach der kümmerlichen Erhöhung um 25 Basispunkte in den USA erneut anheben würde, und Sie antworteten, dass das nicht möglich sei, weil die Märkte es nicht verkraften würden. Sie sagten, die Banken könnten ohne das fortwährend niedrige Zinsniveau nicht mehr arbeiten und die Fed tat, was Sie vorhergesagt hatten: nichts.

Dennoch vergeht kaum eine Woche in der nicht einer der Gouverneure der Notenbank über die Pläne zur baldigen Straffung der Geldpolitik spricht. Was erwarten Sie in den letzten Monaten des Jahres in diesem Zusammenhang? Werden die Zentralbanker ihren Worten endlich Taten folgen lassen und den Leitzins zumindest etwas erhöhen? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Überraschung erleben? Vielleicht nimmt sich die Notenbank ja auch ein Beispiel an Europa oder Japan und entscheidet sich für negative Zinsen oder sogar Helikoptergeld.


Gerald Celente: Ich denke, dass sie das Helikoptergeld ausprobieren werden, bevor sie die Zinsen in den Minusbereich senken, denn Negativzinsen funktionieren nicht einmal ansatzweise. Man braucht sich nur anzusehen, welche Wirtschaftszahlen von den Ländern mit negativen Zinssätzen gemeldet werden. Nehmen wir zum Beispiel Japan: Die "Abenomics" gibt es dort praktisch seit 2012, doch die Wirtschaft wächst kein bisschen. Im Gegenteil.

Wie wird es weitergehen? Es gibt keinen Ausweg aus dieser Situation. Die Zentralbanken haben keine anderen Optionen mehr und sie blähen diese künstlichen Märkte einfach immer weiter auf. Die japanischen Exporte sind unterdessen um 14% gesunken. Sie könnten jetzt sagen, dass es daran liegt, dass der Yen so stark ist und die Produkte des Landes nicht wettbewerbsfähig sind. Gut, wenn die Währung so stark ist, sollten die Japaner aber auch mehr kaufen, nicht wahr? Allerdings sind die Importe sogar um 24,7% eingebrochen.

Das Gleiche lässt sich übrigens auch in China beobachten - sowohl die Einfuhren als auch die Ausfuhren sind hier ebenfalls rückläufig. Vergessen Sie nicht, dass Japan negative Zinssätze hat. Diese scheinen die Wirtschaft also nicht unbedingt anzukurbeln.

Der andere Grund, aus dem es keine Zinserhöhung geben kann, sind die Entwicklungen an den Schwellenmärkten. Der MSCI-Index schießt jetzt wieder in die Höhe, weil all das heiße Geld wieder in die Schwellenmärkte fließt. Die Länder und Unternehmen der Schwellenmärkte haben während der Zeit der quantitativen Lockerungen, als der Dollar wirklich günstig war, enorme Kapitalsummen geliehen, Milliarden von Dollar. Dieses Geld müssen sie nun zurückzahlen.

Wenn die Fed die Zinsen anhebt, wird der Wert des Dollars steigen. Das bringt neue Probleme mit sich, denn dann müssen die Schwellenmärkte ihre Schulden tilgen, während der Dollar an Wert gewinnt und ihre eigenen Währungen fallen. In dieser Situation werden sie nicht in der Lage sein, die Kredite zurückzuzahlen.

Falls die Fed den Leitzins erhöht, dann erst nach der Präsidentschaftswahl. Und selbst dann wird die Anhebung nicht mehr als 25 Basispunkte betragen, denn Sie wissen ja, was bei der letzten Zinserhöhung passiert ist. Sie wachen früh auf, frohes neues Jahr, und an den Börsen geht es bergab. Der Dow Jones ist in den ersten beiden Wochen des Jahres 2016 schlechter als je zuvor in ein neues Jahr gestartet. Weltweit wurden im Januar unterdessen rund 6 Milliarden Dollar an Aktienkapital vernichtet. Wenn die Zinsen steigen, kann das Ponzi-System nicht fortgeführt werden.


Mike Gleason: An dieser Stelle würde ich gern auf Gold zu sprechen kommen, denn wir haben gesehen, dass die extrem niedrigen oder gar negativen Zinsen sich als äußerst bullisch für die Edelmetalle erwiesen haben. Der Goldpreis liegt in diesem Jahr bereits mehr als 25% im Plus und Silber schneidet mit Kursgewinnen von etwa 40% sogar noch besser ab. Alle Korrekturen sind bislang sehr schwach ausgefallen, denn es fließen noch immer große Kapitalmengen in den Sektor, insbesondere bei Kursrücksetzern. War die Entwicklung der Edelmetallkurse eventuell etwas überstürzt oder wird der Sektor weiterhin eine starke Performance zeigen?


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