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Kriege, Börsencrash und Gold: Gerald Celente über künftige Trends

25.08.2016  |  Mike Gleason
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Gerald Celente: Ich denke nicht, dass die Rally der Edelmetalle schon vorüber ist. Ich denke, ihnen steht noch ein weiter Weg bevor. Sie haben vorhin all die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed angesprochen, die vor die Presse treten und behaupten, die Wirtschaft wäre stark und Zinserhöhungen stünden in Aussicht. Sie wiederholen das Märchen einfach immer wieder. Seit Mai haben sie nicht mehr damit aufgehört. Damit haben sie den Goldpreis abgeschossen und genau das war ihr Ziel. Genau das tun alle Zentralbanken. Sie reden von einer starken Wirtschaft und von der Wahrscheinlichkeit künftiger Zinserhöhungen, um den Goldpreis nach unten zu drücken, denn wenn dieser erst einmal nach oben ausbricht...

Hier ist übrigens unsere Prognose. Wenn Gold auf über 1.400 $ steigt - und damit meine ich deutlich darüber, in den Bereich von 1.480, 1.470 oder 1.460 $ - dann wird der Kurs unserer Einschätzung nach hoch in Richtung 2.000 $ schießen. Die größte Angst der Zentralbanker ist, dass die Menschen eines Tages erkennen, dass ihre ungedeckten und auf nichts gedruckten digitalen Währungen absolut nichts wert sind. Aus diesem Grund tun sie alles in ihrer Macht Stehende, um den Goldpreis zu senken, denn ab einem gewissen Punkt wird dieser sich ihrer Kontrolle entziehen.


Mike Gleason: Es scheint tatsächlich, als hätten sie immer weniger Kontrolle darüber, je länger sich der aktuelle Trend fortsetzt. Natürlich haben wir in diesem Jahr bereits einen ziemlich großen Anstieg des Goldkurses erlebt, aber Sie denken, dass es noch viel weiter aufwärts gehen und die Zentralbanken völlig die Kontrolle verlieren könnten, sobald ein gewisser Widerstand durchbrochen wird, verstehe ich das richtig?

Gerald Celente: Ja, genau, und zwar weil der nächste Crash der heftigste in der modernen Finanzgeschichte werden wird. Auf die Gründe bin ich vorhin bereits eingegangen: All das billige Geld pumpt die Aktienmärkte künstlich auf, lässt die Zahl der Fusionen und Übernahmen in die Höhe steigen und sorgt zudem für die Entstehung einer weltweiten Immobilienblase. Das Platzen dieser Blase wird anders sein als alles, was wir bisher erlebt haben.

Hier sind die Zahlen: Nehmen wir zum Beispiel China und blicken wir 20 Jahre in die Vergangenheit. Wie hoch waren die Gesamtschulden des Landes? Etwa 500 Milliarden Dollar. Heute sind es mehr als 30 Billionen Dollar. Sehen wir uns Europa und die EZB an - was für ein riesiger Haufen Mist. Die EZB hat die Zinsen auf unter 0% gesenkt und kauft nicht nur Staatsanleihen, sondern auch noch Unternehmensanleihen, und zwar für 80 Milliarden Euro im Monat. Auch die Bank of England ist keine Ausnahme. Auf was hat die britische Zentralbank die Zinsen gesenkt? Ach, nur auf das niedrigste Niveau seit 322 Jahren... Zudem monetarisiert auch sie Staats- und Unternehmensschulden.

Wenn diese Blase also platzt, werden erleben, wie sich der Goldpreis zu völlig neuen Höhen aufschwingt. Vergessen Sie dabei nicht, dass selbst das nominelle Rekordhoch im Herbst 2011 nicht mit dem Hoch des Goldkurses im Jahr 1980 mithalten kann, wenn man die Inflation mit einkalkuliert.


Mike Gleason: Kommen wir nun zu einem etwas anderen Thema. Ich wüsste gern, was Sie über die gesellschaftliche Unruhe denken, die wir in letzter Zeit beobachten konnten. Hier in den USA waren die letzten Jahre, und insbesondere die letzten Monate, emotional sehr aufgeladen. Erst letzte Woche erreichten uns wieder verstörende Bilder aus Milwaukee, dem jüngsten Schauplatz eines sich offenbar weiter zuspitzenden Krieges zwischen der Polizei und einigen Minderheiten. Welche Gedanken gehen Ihnen dabei durch den Kopf und welche Folgen könnten diese Ereignisse haben? Hier tritt eine Reihe von äußerst polarisierenden Problemen zu Tage.

Gerald Celente: Sie sagen es, polarisierend. Zu Beginn des Interviews habe ich bereits den polarisierenden Vermögenseffekt der Geldpolitik angesprochen. Das ist natürlich nicht der einzige Faktor, aber er ist von großer Bedeutung. Die Mittelschicht verschwindet. Wenn Menschen alles verloren und nichts mehr zu verlieren haben, rasten sie aus. Damit haben wir bereits während der Finanzkrise von 2008 gerechnet, als die Panik einsetzte und wir alle die gesellschaftlichen Verwerfungen beobachteten.

Dazu kommt ein gewaltiges Drogenproblem. Die Vereinigten Staaten konsumieren 80% aller weltweit verfügbaren Opiate, dabei stellen wir nur 5% der Weltbevölkerung. Sehen Sie sich nur an, wie viele verschreibungspflichtige Medikamente die Leute einnehmen. So haben wir keine Zukunft. Vor uns liegt eine zukunftslose Zukunft. Die Gesellschaft ist militarisiert. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Sehen Sie sich die Kriege an, die die Vereinigten Staaten in anderen Ländern führen. Sehen Sie sich an, wie wir die Militarisierung glorifizieren und wie wir unsere Polizei militarisieren. Das System verrottet auf allen Ebenen.

Das wird vielleicht das letzte Mal sein, dass ich Ihnen ein Interview geben kann, denn ich werde etwas sagen, was manche Leute verärgern könnte. Moral. Sie existiert nicht mehr. Die Präsidentschaftswahl ist das beste Beispiel dafür. Clinton oder Trump - 320 Millionen US-Bürger und das ist alles? Das ist das Beste, was wir zustande bringen? Dieser Wahlkampf ist eine Reflexion dessen, was Amerika ist und zu was es geworden ist. So sehen wir das als Trendforscher und politische Atheisten. Ich bin Amerikaner. Mein Blut ist italienisch, mein Herz amerikanisch.

Im September letzten Jahres habe ich von den geschichtsträchtigsten Orten der Vereinigten Staaten aus die Occupy-Peace-Kampagne gestartet und wir besitzen drei der historisch wertvollsten Gebäude des Landes. Wenn ich das also sage, dann weil ich Amerika liebe und die aktuelle Entwicklung unseres Landes mir das Herz bricht.

Es gibt Auswege aus dieser Situation und Trump hat den einen oder anderen sinnvollen Vorschlag gemacht, doch mit anderen Ideen liegt er völlig daneben. Der Ausverkauf begann mit dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA und setzt sich seitdem fort. Es gibt jedoch auch andere Wege. Der Brexit ist die Manifestierung eines der aktuell bedeutendsten Trends, die wir vorhergesagt hatten. Das britische Volk hat sich dafür entschieden. Das ist direkte Demokratie. Man lässt die Bevölkerung darüber abstimmen, was sie möchte.

Wie können sie jetzt weiter vorgehen? Wie wäre es mit "Made in the U.K."? Oder "Made in America"? Wie wäre eine selbsterhaltende Wirtschaft mit einer Bevölkerung von 320 Millionen Menschen? Sind wir zu dumm, um unsere eigenen T-Shirts, Schuhe, Computer und anderen Produkte herzustellen?

Es gibt mögliche Auswege, aber unser politisches System ist korrupt. Welche Beweise wollen die Leute denn noch sehen? Unsere Regierung beginnt Kriege auf Grundlage von Lügen und stiehlt unser Geld im Namen der "Too-big-to-fail"-Banken. Es gibt Wege aus der Misere, aber nicht unter dem aktuellen System.



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