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Goldpreis auf niedrigstem Niveau seit Brexit-Referendum

01.09.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise verzeichneten gestern den zweiten Tag in Folge kräftige Verluste. Brent fiel um knapp 3% und handelt nach dem Kontraktwechsel am Morgen bei rund 47 USD je Barrel auf dem niedrigsten Niveau seit fast drei Wochen. WTI kostete zwischenzeitlich 44,5 USD je Barrel und war damit so preiswert wie zuletzt vor gut zwei Wochen.

Auslöser für den gestrigen Preisrutsch waren die wöchentlichen Lagerdaten des US-Energieministeriums. Diese zeigten einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände um 2,3 Mio. Barrel in der letzten Woche. Dieser fiel somit stärker aus als erwartet und lag auch über dem vom API berichteten Lageraufbau.

Ausschlaggebend war ein kräftiger Anstieg der Rohölimporte, welche mit gut 8,9 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit fast vier Jahren erreichten. Sie liegen damit gut 1 Mio. Barrel pro Tag über dem Niveau des Vorjahres, was alleingenommen einen Anstieg der Rohölvorräte um mehr als 7 Mio. Barrel zur Folge hat. Über den gesamten Sommer hinweg lagen die Importe deutlich über dem Vorjahresniveau. Dadurch erklärt sich, dass die Rohölbestände in den Sommermonaten trotz einer sehr hohen Rohölverarbeitung kaum gefallen sind und noch immer 40% über dem langjährigen Durchschnitt liegen.

Wie wir gestern geschrieben haben, ist die derzeit laufende Debatte über Produktionsobergrenzen nichts als heiße Luft. Denn gleichzeitig schaffen die OPEC-Produzenten Fakten. Laut einer Reuters-Umfrage stieg die OPEC-Produktion im August auf ein Rekordniveau von 33,5 Mio. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Der Goldpreis kam gestern im Zuge guter US-Konjunkturdaten abermals deutlich unter Druck und fiel zeitweise auf 1.304 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit dem Brexit-Referendum. Gold verzeichnete damit im August ein Minus von gut 3%. Sollten die offiziellen US-Arbeitsmarktdaten, die morgen veröffentlicht werden, ähnlich wie die ADP-Daten gestern ebenfalls gut ausfallen, dürfte dies den Goldpreis weiter unter Druck setzen. Denn dann würden wohl die Erwartungen hinsichtlich einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed noch im September weiter befeuert werden.

Derzeit liegt die Wahrscheinlichkeit dafür laut dem Fed Fund Future bei 35%. Gestern verzeichneten die Gold-ETFs mit 11,3 Tonnen den höchsten Tagesabfluss seit fast drei Wochen. Verantwortlich hierfür war der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust.

Im August wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs insgesamt um lediglich 13,7 Tonnen aufgestockt. Dies war der geringste Aufbau in einem Monat seit April. Anders bei Silber: Hier verzeichneten die ETFs im August Zuflüsse von 361 Tonnen. Dies waren die höchsten Zuflüsse seit März. Mit Ausnahme des Januars wurden die Silberbestände in diesem Jahr bislang in jedem Monat aufgebaut.

Die Platin-ETFs wiederum berichteten mit 29 Tsd. Unzen den vierten Monatsabfluss in Folge und die Palladium-ETFs verzeichneten mit 119 Tsd. Unzen den höchsten Monatsabfluss bislang in diesem Jahr. Seit Jahresbeginn wurden die ETF-Bestände bei Platin um 119 Tsd. und bei Palladium um 264 Tsd. Unzen abgebaut. Schon im letzten Jahr gab es bei beiden Edelmetallen hohe ETF-Abflüsse.


Industriemetalle

Ein deutlich besser als erwartet ausgefallener Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) in China unterstützt heute Morgen die Metallpreise. Der offizielle PMI ist im August nicht nur wieder über die Marke von 50 gestiegen, die Expansion anzeigt, sondern auch auf den höchsten Wert seit Oktober 2014. Der von Caixin erhobene PMI ist dagegen auf 50 gefallen, was die Aufwärtsbewegung der Metalle etwas bremst. Die höhere Industrieaktivität spiegelt eine Erholung der Wachstumsdynamik wider und dürfte auch zu einer robusten Nachfrage nach Metallen beitragen.

Chile hat gemäß Daten des Nationalen Statistikinstituts im Juli rund 448 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 1,5% weniger als im Vorjahr. In den ersten sieben Monaten des Jahres fiel die Produktion im Jahresvergleich um 5% auf gut 3,2 Mio. Tonnen. Dies ist vor allem auf einen niedrigeren Metallgehalt in den Erzen zurückzuführen. Auch die im Jahresvergleich deutlich gesunkenen Kupferpreise dürften eine Rolle gespielt haben.

Ob die rückläufige Produktion des mit Abstand weltweit größten Kupferminenproduzenten (32% Marktanteil) unter den Marktteilnehmern zu wieder größeren Sorgen hinsichtlich des Angebots führt, bleibt aber abzuwarten, denn andernorts wird die Produktion trotz der niedrigen Preise ausgeweitet. Wie die LME-Statistik zur Marktpositionierung zeigt, haben sich die spekulativen Finanzinvestoren in der letzten Woche bei Kupfer stark zurückgezogen. Sie haben somit wohl maßgeblich zum fast 4%-igen Preisrückgang von Kupfer in der Beobachtungsperiode beigetragen.


Agrarrohstoffe

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hat ihre Schätzung für das globale Angebotsdefizit im zu Ende gehenden Erntejahr 2015/16 um 32 Tsd. auf 212 Tsd. Tonnen nach oben revidiert. Maßgeblich hierfür ist eine um 51 Tsd. Tonnen nach unten revidierte Prognose für die globale Kakaoproduktion. Diese soll um fast 6% gegenüber dem Vorjahr auf weniger als 4 Mio. Tonnen zurückgehen.

Gut die Hälfte des Rückgangs entfällt auf Westafrika, der Rest auf Südamerika. In Asien und Ozeanien soll die Produktion dagegen leicht steigen. Auf Länderebene erwartet die ICCO den größten Rückgang in der Elfenbeinküste, wo die Produktion um 226 Tsd. auf 1,57 Mio. Tonnen fallen soll. Die deutlich unter dem Vorjahr liegenden Anlieferungen in die Häfen hatten einen stärkeren Produktionsrückgang bereits angedeutet.

Die ICCO macht dafür ungünstige Wetterbedingungen wie Trockenheit und schwere Harmattan-Winde verantwortlich. Ein deutlicher Ernterückgang wird auch in Brasilien erwartet (-95 Tsd. Tonnen). Für Ghana erwartet die ICCO dagegen einen Produktionsanstieg um 80 Tsd. Tonnen. Auf der Nachfrageseite nahm die ICCO ebenfalls eine Abwärtsrevision vor, welche mit 20 Tsd. Tonnen allerdings geringer ausfiel als beim Angebot. Im Vergleich zum Vorjahr geht die ICCO von einem Anstieg der Kakaovermahlung um 8 Tsd. auf 4,16 Mio. Tonnen aus. Anstiegen in Europa, Amerika und Asien steht ein deutlicher Rückgang der Verarbeitung in Afrika gegenüber.



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