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Eine ärztliche Diagnose der Wirtschaftslage

30.09.2016  |  Richard Daughty
Mir wurde viele, viele Male nahegelegt, dass mir von meinen Kollegen, Nachbarn und Familienmitgliedern (einschließlich der Dame - ich will keine Namen nennen - die gelobte, mich zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod uns scheidet blah blah blah) viel weniger glühende Feindseligkeit entgegengebracht würde, wenn ich nur aufhören würde, den Menschen gegenüber so kritisch zu sein. Ich solle diese - was ist das Wort, das ich suche? - Schwachköpfe doch nicht auf so grausame Weise schlechtmachen.

Die böse Federal Reserve und die geisteskranken keynesianischen Ökonometriker zum Beispiel.

Was die große Mehrheit der Menschen angeht, die eine solch schlechte Behandlung nicht verdienen und nie verdient haben, so schäme ich mich meiner selbst und möchte mich entschuldigen. Meine Verteidigung ist natürlich, dass ich immer und überall heimtückischen Verrat erwarte.

Wenn ich also nicht sofort jemanden ausmachen kann, der gerade dabei ist mir ein Messer in den Rücken zu rammen, mein Essen zu vergiften oder sich mein Auto leihen will, halte ich nach unterschwelligen Anzeichen Ausschau, bis ich sie schließlich entdecke und scharfsinnig dunkle, ruchlose Intrigen aufdecke, die ich logisch aus den Dingen ableite, die jemand gesagt hat, nicht gesagt hat, getan hat oder nicht getan hat.

Ihr seid alle gegen mich. Ich weiß es. Ihr wisst es. Wir alle wissen es.

Andererseits, und jetzt kommt der wichtige Teil, gibt es jene, die den schlimmsten Hohn und das ganze Gewicht der Verachtung des wütenden Mogambo verdienen, der auf ihrem lächerlich aufgeblähten Ego auf und nieder springt.

Einer dieser Menschen hat im Magazin Economist einen Artikel der Kategorie selbsternannter "Großer Wirtschaftsideen" geschrieben, in dem man, schätze ich, wahre ökonomische Weisheit finden kann. In diesem Fall machte dies die erklärende Unterüberschrift "Was Ökonomen aus den grundlegenden Publikationen des Fachs lernen können" nötig.

Wow! Was für eine Einleitung! Ich bin sicher, Sie verspüren die gleiche kribbelnde, atemlose Spannung wie ich! Alle Hoffnungen werden jedoch schnell zunichte gemacht, wenn der Blödmann Folgendes schreibt: "So wie ein Arzt Krankheiten versteht, aber nicht vorhersagen kann, wann Sie erkranken werden, ist es auch nicht wesentliche Aufgabe eines Ökonomen, Rezessionen vorherzusagen, sondern vielmehr zu erklären, wie die Welt funktioniert."

Hahahaha! Ich muss so sehr lachen, dass mir der Bauch wehtut. Autsch! Haha! Au! Rufen Sie den erwähnten Arzt! Hahaha! "Wie die Welt funktioniert!" Und Rezessionen gehören nicht zu dieser Welt und ihrer normalen Funktionsweise?

Plötzlich und unerwartet finde ich meine Fassung wieder. Ich erhebe mich feierlich, recke meinen Arm in einer theatralischen Geste empor und deklamiere: "Freunde! Römer! Landsleute! Schenkt mir Gehör! Der ganze verdammte Sinn der Ökonomie besteht darin, Rezessionen früh genug vorherzusagen, um mit all dem dummen monetären und/oder finanzpolitischem Mist aufzuhören, und zuzulassen - um bei dieser lächerlichen Analogie aus der Medizin zu bleiben - dass der Körper sich selbst heilt!"

Ich gebe zu, dass ich kein echter Arzt bin und auch nie einen in einer Fernsehserie gespielt habe, obwohl ich mir sicher bin, dass ich in dieser Rolle fantastisch wäre. Vielleicht bekomme ich meine eigene TV-Serie mit dem Namen "Handsome Doctor Hollywood".

Doch trotz meiner himmelschreienden medizinischen Unkenntnis, dem völligen Fehlen einer entsprechenden Ausbildung, Erfahrung oder auch nur eines Minimums an Intelligenz, bin ich mit absoluter Sicherheit ausreichend qualifiziert, um Ihnen zu sagen, dass Sie erkranken und sterben werden - und zwar bald - wenn Sie nichts als Whiskey trinken, Donuts essen, sich nicht bewegen, rauchen, mit geliehen Nadeln Drogen spritzen und regelmäßig Körperflüssigkeiten mit Fremden austauschen, oder, wie Frank Sinatra es umschreibt, "Strangers in the night, exchanging glances, wondering in the night, what were the chances..."

Da wir heute überraschenderweise die Aufgabe von Wirtschaftsanalysten mit der von Ärzten vergleichen, habe ich mich schlauerweise entschieden, meine berufliche Laufbahn in eine neue Richtung zu lenken und ein wenig schnell verdientes Geld zu machen. Ich ändere meinen Namen in Teufelskerl Dr. Mogambo und sage "Hey, das könnte lustig werden!" Schnell ein weißer Kittel übergezogen, den Patienten hereingebeten und einen Blick auf die Laborergebnisse geworfen!

Beim Überfliegen des Laborberichts wird mir sofort klar, dass das der unangenehme Teil der Arbeit im medizinischen Bereich ist: dem Patienten schlechte Neuigkeiten beibringen zu müssen.

Idealerweise möchte ich als neuer Arzt, dass meine Patienten junge, schöne Frauen sind, die sich trotz ihrer skandalös minimalistischen Kleidung bester Gesundheit erfreuen und eine Fixierung auf Vaterfiguren haben. Alternativ sind auch gesunde Männer willkommen, die so absurd hypochondrisch veranlagt sind, dass sie unerhörte Summen für jede quacksalberische Therapie bezahlen, die ich im anerkannten Mogambo-Institut für hochpreisige Heilmethoden gegen diverse Beschwerden ersinnen kann, um ihre eingebildeten Leiden zu heilen.

Wenn ich mein neues adrettes, professionelles medizinisches Gehabe nun auf die Wirtschaft anwende, versuche ich dem Patienten die traurigen Ergebnisse der ökonomischen Labortests zu verheimlichen. Um es kurz zu sagen: Alle Werte, die schlecht aussehen können, sind auch schlecht. So ein Mist.

Die Produktion ist rückläufig. Die Preise sind gestiegen, aber die Gehälter und die Beschäftigungsquote sind gesunken. Die Anleiherendite betragen weniger als nichts. Die Sozialausgaben und die Zahl der Bezugsberechtigten sind gestiegen, die Staatsausgaben haben sich erhöht und die böse Federal Reserve ist noch immer fleißig damit beschäftigt, Staatsschulden zu monetarisieren (indem sie Barmittel und Kredite aus dem Nichts erschafft, um neu ausgegebene Staatsanleihen zu kaufen) - und zwar im Umfang von mehr als (ja ich habe "mehr als" gesagt) einer Billion Dollar (ja ich habe "Billion" gesagt) im Jahr, jedes Jahr, Jahr für Jahr.

Die dadurch entstehende Ausweitung des Geldangebots bedeutet gleichzeitig einen Anstieg der Preisinflation, auch wenn diese angesichts der extremen quantitativen Lockerungen bislang seltsam verhalten ausfiel.


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