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UK überrascht positiv …mittelfristig aber Fragezeichen

28.10.2016  |  Folker Hellmeyer
Renditen in Bewegung

Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0904 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0883 im asiatischen Handel markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 105.34. In der Folge notiert EUR-JPY bei 114.85. EUR-CHF oszilliert bei 1.0834.

Europa liefert solide Daten. Nachdem wir in die Woche mit positiven Einkaufsmanagermeldungen gestartet sind und auch Ifo und Gfk auf hohen Niveaus verbleiben, blickt es sich optimistisch in das laufende Quartal. Die Arbeitsmärkte als nachlaufende Indikatoren zeigen, dass die wirtschaftliche Entwicklung in der Peripherie endlich dort ankommt, wo sie dringend benötigt wird. So markiert Spanien aktuell die niedrigste Arbeitslosenrate seit Ende 2009, ein Trend der sich auch in den kommenden Monaten weiter fortsetzen solle. Frankreich wächst im dritten Quartal wieder, nachdem es zuvor überraschend zu einer Wachstumsdelle gekommen war.

Die Entwicklung der Geldmenge M3 in Euroland fiel mit +5,0 Prozent im Rahmen der Erwartungen aus (+5,1 Prozent).

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© Moody´s economy.com


Die Kreditvergabe zog mit 1,9 Prozent an Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und 1,8 Prozent an Haushalte. Damit bleibt die Kreditvergabe auf dem Level der Vormonate. Es ist der EZB ein großes Anliegen, die Kreditvergabe wieder anzukurbeln, damit das Wirtschaftswachstum Unterstützung bekommt. Gleichzeitig sorgt sie als erster Aufseher dafür, dass viele Banken Ihre Kreditvergabestandards verschärfen.

Kein Brexit-Effekt ist in den Zahlen zum BIP des UK zu beobachten. Auf Quartalsebene bewegt sich das Wachstum mit 0,5 Prozent über den Erwartungen (0,3%). Auf Jahressicht stellt sich mit 2,3 Prozent sogar das stärkste Wachstum seit dem zweiten Quartal in 2015 ein. Damit dürfte sich die Bank of England bekräftigt darin sehen, in der nächsten Sitzung in der kommenden Woche keine Änderungen vorzunehmen.

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© Moody´s economy.com


CBI Einzelhandelsumsätze UK stellten sich im Oktober auf 21 Punkte – das höchste Niveau seit September 2015

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© Reuters Chart (4Q 2014-heute)


Skepsis über die weiteren Auswirkungen ist allerdings ausgeprägt, wie der FX-Kurs des britischen Pfundes ausdrückt. Denn auch die sehr guten Konjunkturdaten konnten dem Kurs nicht nachhaltig Auftrieb geben. Bisher ist davon auszugehen, dass die Premierministerin in 2017 die Austrittsverhandlungen mit der Europäischen Union aufnehmen wird. Negative Effekte sind daher nicht unmittelbar, aber potenziell ab dem zweiten Quartal zu erwarten. Einige Unternehmen, die mit einem Abzug gedroht haben, zeigen sich momentan offener. So verkündete BMW, die in Oxford die Marke MINI fertigen, dass sie derzeit nicht planen, die Produktion in die EU zu verlagern.

In den USA stehen heute die mit Spannung erwarteten Wachstumszahlen für das BIP des dritten Quartals auf dem Plan. Die gestern veröffentlichten Daten brachten keine neuen Erkenntnisse.

Entgegen der üblichen Ausschläge zeigen sich die notorisch schwankungsanfälligen Auftragseingänge für langlebige Güter den zweiten Monat nahe der Nulllinie. Die Rate ohne Transportsektor (Haupttreiber der Volatilität) fiel mit einer Zunahme um 0,2 Prozent so aus wie erwartet. Positiv stimmt der Umstand, dass der Vormonatswert von -0,2 Prozent auf +0,1 Prozent revidiert wurde.

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© Moody´s economy.com


Schwebende Immobilienverkäufe nahmen im Monatsvergleich um 1,5 Prozent zu, nachdem das Minus im Vormonat bei 2,4 Prozent lag.

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© Moody´s economy.com


Während die Erwartungshaltung an die US-Notenbank (noch) sehr hoch ist im Hinblick auf eine Zinserhöhung im Dezember, stellt sich die Frage, wann die Bank of Japan (BoJ) wieder tätig wird, um den heimischen Yen zu schwächen. Im September zeigte sich, dass die Verbraucherpreise zum siebten Mal in Folge nachgaben. Auch die Ausgaben der Privathaushalte waren rückläufig (-2,1 Prozent). Tokio schielt nach Amerika und erhofft sich eine automatische Schwächung des Yen, wenn der Dollar nach einer neuerlichen Zinserhöhung gekauft würde. Kommt diese aber nicht, steht die BoJ bald unter Zugzwang, wenn sie ihre ambitionierten Inflationsziele noch irgendwann erreichen möchte.

Die 10-Jahres-Zinsen haben zuletzt deutlich angezogen. US-Treasuries rentieren aktuell bei 1,87%, während Bundesanleihen bei 0,21% notieren. Auch die britischen Gilts haben Federn gelassen und liegen bei 1,17%, nachdem sie zuletzt deutlich unter 1,00% rentierten. Diese Entwicklung ist ein Gemisch aus a) US-Zinserwartung und b)Hoffnung, dass das Kaufprogramm der EZB bald endet.

Beide Faktoren sind keineswegs sicher, sondern mit großer Unsicherheit behaftet! Potenzial für ein Zurückfahren der Wertpapierkäufe oder sogar ein Auslaufen nach März 2017 wäre da, aber die EZB hat in den letzten Tagen betont, dass die Risiken für die Wirtschaft abwärtsgerichtet sind, was nicht unbedingt nahelegt, dass ein früher Exit gesucht wird. In den letzten beiden Jahren sahen wir ein ähnliches (aber weniger erklärbares) Phänomen, als der Bundfuture innerhalb kürzester Zeit markant einbrach. In beiden Fällen gab es nach kurzer Zeit wieder deutliche Erholungen - dieses Mal könne alles anders sein, alleine der Glaube daran fehlt angesichts der expansiven Geldpolitik!

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der bewusst weit angesetzten Bandbreite 1.0660 - 1.1050 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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